Sonntag, 15. April 2012

Astrid Seehaus - Tod im Eichsfeld

Während eines hefitgen Sommersturms wird Georg Stahlmann auf seinem Hof in Böckelsdorf mit einer Mistgabel erstochen. Der Großbauer, der erst 1991 wieder zurück in sein Heimatdorf in der ehemaligen DDR gekommen war, hatte im Dorf eine ganze Latte an potentiellen Mördern, und der frisch von Erfurt nach Heiligenstadt versetzte Kommissar Rothe steht vor der Sysiphosaufgabe, aus dieser Liste an Verdächtigen den wahren Täter zu finden...

Ich habe das Buch kostenlos von bloggdeinbuch erhalten und ich muss wirklich sagen, dass das gut so ist. Denn, das zu Anfang, 12,00 Euro für grade mal 200 Seiten Text? Auch wenn der Sutton-Verlag, in dem das Buch erschienen ist, ein kleiner Verlag ist, der auch von etwas leben muss, das hat mich dann doch abgeschreckt. Aber der Preis ist nicht das, was mich bei dem Buch etwas unbefriedigt zurücklässt, sondern da gibt es andere Gründe.

Beginnen wir mit dem Positiven. Das Buch ist ein Lokalkrimi im besten Sinne. Es ist angesiedelt in einer bestimmten Region Deutschlands und die Geschichte der Region ist verwebt mit dem Fall. Das ist schön und erinnert ein bisschen an den guten alten "Tatort". Aber, und da stehe ich schon auf Seite 2 vor dem esten Problem, das mir das Buch bereitet, diese Verwebung ist so unglaublich platt und vordergründig. Das Vorwort macht mir nicht wirklich Lust aufs Weiterlesen, sondern da wird zum einen lang und ausführlich erklärt, was sich wo befindet und es endet mit einem moralischen Zeigefinger. Ehrlich, ich habe beim Lesen alles andere als begeistert geschaut am Ende dieses Vorworts, aber ich wollte ja endlich zum Fall gelangen.

Nun zunächst werden mal die Figuren eingeführt, allen voran Kommissar Rothe und seine im Rollstuhl sitzende Tochter. Beide Figuren sind nett, aber mir fehlt ein bisschen der Dreh an ihnen. Sie wirken - und das haben sie mit dem gesamten Personal des Buchs gemeinsam - ein bisschen weniger wie "Tatort" als vielmehr wie die Besetzung einer ZDF-Krimiserie wie "Derrick" oder "Siska". Irgendwie so gedigen altmodisch außerhalb der Zeit stehend. Ich bekomme als Leser keinen wirklichen Bezug zu ihnen, aber gut, eignetlich will ich mich ja auch nur unterhalten lassen, wer braucht da große Charakterisierung. Der Kriminalfall beginnt erst sehr viel später, bis dahin haben wir zwar das Dorf schonmal kennengelernt, aber wirklich passiert ist nichts. Erst mit dem Mord an Stahlmann nimmt die Geschichte Fahrt auf, denn man will doch endlich wissen, was die Andeutungen, die die Autorin die ganze Zeit fallen lässt, bedeuten sollen. Dummerweise gelingt ihr das nur so halb. Der Fall plätschert so vor sich hin, man bekommt etwas erzählt, aber am Ende löst Rothe den Fall im Alleingang und der Leser fragt sich nur "Häh? Wie kommt er denn jetzt auf die Lösung?" Ähnlich wie bei anderen klasssichen "Who-done-it"-Krimis gibt es dann am Ende zwar die große Ansprache des Ermittlers, in der er die Lösung des Falls vorträgt, aber irgendwie hinterlässt es bei mir halt doch eher den Eindruck, eine alte "Derrick"-Folge zu sehen, in der ich die ganze Zeit nur Zuschauer bin.

Zuschauer bin ich als Leser im wahrsten Sinne des Wortes, denn Astrid Seehaus ist eine Meisterin des Beschreibens. Da werden Gefühle beschrieben und Situationen, aber bei allen bleibe ich als Leser doch etwas distanziert. Vielleicht erwarte ich als Krimi-Leser zuviel, es ist hatl wirklich alles so gediegen und ja, auch ein wenig (ein ganz klein wenig) altbacken. Das ist ja an und für sich nichts Schlimmes, aber für ein Buch, das den Thüringischen krimipreis gewonnen hat, für mich ein wenig zu dürftig.

Was ist jetzt mein Fazit? Das Buch ist solide Kost. Es liest sich gut und unterhält. Aber es ist kein "Oh mein Gott, das MUSST du gelesen haben, warum habe ich diese Autorin nicht schon früher entdeckt?"-Buch. Alles in allem halt einfach wie Derrick: nett für mal zwischendurch.

Und als Information für alle, die es trotzdem damit versuchen wollen: "Tod im Eichsfeld" von Astrid Seehaus, direkt beim Verlag erhältlich. Dieses Buch wurde mir kostenlos zur Verfügung gestellt, ich habe es gelesen und die Rezension spiegelt meine persönliche Leseempfehlung wider.

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