Sonntag, 17. Februar 2013

Volker Kutscher - Der nasse Fisch

Berlin, 1929. Die Stadt ist im Aufbruch, Schlägereien zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten sind an der Tagesordnung, die völkischen parteien erleben einen ersten Aufschwung und die geheimen Verbecherbanden regieren die Unterwelt. In dieses Chaos wird Gereon Rath aus Köln versetzt - nicht ganz freiwillig, denn dort hat er bei einem Einsatz einen Mann erschossen, der sich als Sohn eines einflussreichen Publizisten entpuppte. Jetzt ist er bei der Sitte und ermittelt gegen Pornofotografen und Prostituierte. Als er aber eines nachts von einem Russen ausdem Bett geklopft wird, der wenig später als Leiche im Landwehrkanals auftaucht, gerät er plötzlich in eine Ermittlung, die ihn nicht nur in die Abgründe Berlins, sondern auch seine eigenen Abgründe führen soll ...
Es ist kein schönes Bild, das Volker Kutscher von den Endzwanzigern zeichnet. Um ehrlich zu sein, ich dachte nach "LA Confidential" eigentlich, dass es nicht dreckiger im Polizeimilieu geht, habe mich aber eindeutig geirrt, denn Volker Kutscher steht dem in nichts nach. Die politischen Verwicklungen, die Stimmung im Jahr 1929, all das zeichnet er mit sehr feiner Feder, die immer schockierend, aber nie überraschend oder übertrieben wirkt. Es ist noch immer fast nicht vorstellbar, diese historischen Hintergründe lesen zu müssen, von denen man eigentlich bereits weiß. Selbst die angedeutete Liebesgeschichte zwischen Rath und der Polizeisekretärin Charly wirkt fast zum Anfang an zum Scheitern verurteilt, es ist alles so ... deprimierend in seiner Wahrhaftigkeit. Kein schönes Buch, aber ein sehr gutes Buch, ein atmosphärischer Krimi, bei dem man aufder Stelle tappt und dennoch wissen will, wie es weitergeht. Wer einen guten, gelungenen historischen Krimi sucht oder einfach nur die Gesellschaft des Jahres 1929 sehen will, ist hier sehr gut bedient.

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