Samstag, 24. August 2013

Jodi Picoult - Neunzehn Minuten

In neunzehn Minuten kann viel passieren. Man kann Wäsche waschen oder einen Roman beginnen. Neunzehn Minuten lang dauert auch der Amoklauf von Peter Houghton, der an der High School in Sterling zehn Mitschüler tötet. Neunzehn Minuten, die das Leben seiner Eltern, seiner Mitschüler, der ganzen Stadt für immer verändern. Denn während sie auf den Prozess warten, stellt sich immer mehr die Frage: Warum ist das alles passiert? Klärung bringen könnte Josie Cormier. Sie war in der Grundschule mit Peter befreundet, hat ihn beschätzt vor den seit dem ersten Schultag währenden zunehmenden Mobbingattacken. Aber Josie kann sie an nichts erinnern ...

Ich wollte das Buch schon sehr lange lesen und habe es immer irgendwie vergessen. Im Nachhinein finde ich das schade, denn es ist sehr, sehr spannend, gefühlvoll und leise. Jodi Picoult ist eine tolle Autorin, auch diesmal gelingt es ihr, in ihrem Buch immer nur Grautöne zu verwenden, die die anfänglich schwarz-weiß scheinende Geschichte am Ende so intensiv wirken lassen. Der Leser muss sich selbst überlegen, welche Schlüsse er zieht, welche Position er einnimmt - damit ist er nicht besser gestellt als die Einwohner Sterlings.
Wie auch schon "Beim Leben meiner Schwester" ist das Buch aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschrieben. Da erlebt man Peters Geschichte vom ersten Schultag an mit, die ständigen Hänseleien, die Demütigungen, die dann in einer so ultimativen Demütigung vor der Schule eskalieren, dass man fast schon selbst versucht ist, die kleinen Arschlochkinder zu vertrimmen, die sich hier zum Gönner der High School aufgespielt haben. Man erlebt auch die Geschichte von Peters Eltern, die nicht wissen, wie sie reagieren sollen auf den Amoklauf. Und die von Josie und ihrer Mutter, die Richterin ist und in Peters Fall entscheiden soll. Keine der Figuren wird im Laufe des Buchs eindimensional, stattdessen entwickeln sie immer mehr Facetten, zeigen immer stärker, wie problematisch es eigentlich ist, die Wahrheit zu suchen, wenn sie sich so lange aufgestaut hat. Es war wahnsinnig bewegend, das Buch zu lesen und mir gefiel vor allem das Ende, das - wie bisher bei allen Picoult-Büchern, die ich gelesen habe - nicht direkt von Seite eins an offen vor dem Leser liegt.
Ich reihe das Buch durchaus ein bei "Wir müssen über Kevin reden", beides sind Bücher zum Thema Amoklauf, die ich jederzeit empfehlen würde.

2 Kommentare:

  1. Ich habe einige Bücher von picoult hier, auch dieses. Es ist mir immer wieder angenehm, wie nichts einfach ist, sondern diverse Implikationen und möglichkeiten aufweist.

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    1. Das hast du so schön ausgedrückt ;-) Genau das liebe ich an ihren Büchern, dass sie keine Scheu davor hat, ihre Figuren einfach auch im Regen zu verlassen, ohne dass abzusehen wäre, wie es sich vielleicht bessern könnte

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