Samstag, 30. November 2013

Morton Rhue - Ich knall euch ab

Gary Searle und brendan Lawlor. Beide sechzehn Jahre alt. Beide gute Schüler. Beide unauffällig, zurückhaltend, auch wenn Brendan gegen Ungerechtigkeiten lautstark protestiert. Beide Computerfans. Beide Außenseiter. Beide stürmen am tag des Abschlussballs die Turnhalle ihrer Schule, schießen um sich. Am Ende des Amoklaufs hat Gary Selbstmord gegangen, Brendan liegt im Koma. Und eigentlich weiß keiner so richtig, was da passiert ist.

Morton Rhue hat sich mit diesem Buch einiges vorgenommen. Ein Buch über einen Amoklauf, in dem weder der Täter spricht noch Gewalt im Vordergrund steht. Stattdessen eine allmähliche Annäherung an die Tat mit Hilfe von Zeugenaussagen. Eltern, Opfer, Freunde, Klassenkameraden, Nachbarn - sie alle versuchen, eine Antwort zu geben auf die Frage, wie es so weit kommen konnte. Brendans und Gary Sicht bleibt dabei außen vor, denn die beiden können sich nicht mehr äußern. Aber der Leser folgt in kurzen Protokollen den beiden durch ihre Schuljahre. Von der 8.Klasse, als die beiden sich anfreunden und im Laufe der Jahre immer stärkeren Schikanen der Sportlerclique ausgesetzt sind. Oder sind es wirklich Schikanen? Ist es nicht vielleicht einfach nur hier und da mal ein Pieksen, hier dummer Spruch, da ein doofer Streich, da eine Schlägerei? Die Sportler selbst weisen die Schuld von sich, die Schule argumentiert oft mit "so sind Kinder nun einmal" - und welche Rolle spielen die Computerspiele, die bei Gary und Brendan gefunden wurden? Ab welchem Zeitpunkt ist der Amoklauf unausweichlich? Wo kann man Stopp sagen, wo ist die Grenze zwischen harmlosen Hänseleien und dauerhaftem Mobbing? All diese Antworten muss sich der Leser selbst zusammensuchen, denn Rhue weigert sich, plakativ zu sein. Da kommt so viel zusammen, da entsteht eine extrem gefährliche Mischung, die mit einer anderen Zutat oder unter anderen Voraussetzungen vielleicht gar nicht eskalieren würde. Das macht das Buch so unglaublich spannend, obwohl man am Anfang das Gefühl hat, nie im Leben behalten zu können, wer jetzt alle die Freunde, Bekannten, Nachbarn sind, die hier zu Wort kommen. Das Buch ist großartig und eine sehr gut geeignete Schullektüre.

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