Sonntag, 6. April 2014

[Buchgedanken] Charlotte Kerner - blueprint. Blaupause

Sie heißt Siri und ist Anfang 20. Und sie ist ein Kind, das es so nicht geben dürfte in dieser Welt der nicht allzu fernen Zukunft. Denn Siri ist gleichzeitig ihre Tante. Und die Zwillingsschwester ihrer Mutter. Siri ist ein Klon, gezeugt einig mit der DNA ihrer Mutter Iris. Diese ist Konzertpianistin, erfolgreich und ungebunden. Als sie dann jedoch die Diagnose erhält, an Multipler Sklerose erkrankt zu sein, steht Iris am Abgrund. Nicht, weil ihr ihre Sterblichkeit bewusst wird, sondern vor allem, weil sie Angst davor hat, dass irh Talent untergeht und nicht erhalten bleibt. Und so trägt iris Siri aus, ihr Spiegelbildkind, das ihr künstlerisches Talent weitertragen soll. Je älter Siri wird, desto problematischer wird das Verhältnis zu ihrer Mutter, je ähnlicher sich die beiden werden, desto mehr will Siri fliehen ...

"blueprint" gehört inzwischen irgendwie fast zu den Klassikern der Unterrichtsliteratur. Es ist ja auch eine supter Idee, ein Buch, das so aktuelle Themen aufgreift und den Leser eine Perspektive vorführt, die er nicht zu träumen gewagt hätte. Aber bedauerlicherweise muss ich sagen, dass ich das Experiment für wenig geglückt halte. Mich haben die eindimensional unsympathischen Figuren extrem gestört, die durch die Story staksen und dabei keinen wirklichen Höhepunkt haben, sondern einfach nur einem wütenden Gedankenstrom folgen. So sehr man Siri auch verstehen möchte, irgendwann ist der Zeitpunkt erreicht, an dem man nur noch denkt: "Dann geh und kümmere dich nicht mehr um sie, wenn du so sehr leidest! Mach etwas, aber hör auf, dich in dieser Pein zu winden und dich daran zu ergötzen, wie schlecht es dir doch geht!" Dieser weinerliche Tonfall, in dem die ganze Geschichte erzählt wird, ist anfangs noch gerechtfertigt, im Laufe der Geschichte wird er aber unerträglich, denn die Spannung leidet ganz enorm darunter, immer nur erzählt zu bekommen, wie schlimm diese oder jene Szene doch einmal für Siri gewesen ist. Da hätte ich mir doch mehr Entwicklung gewünscht.

Durch Siris enervierendes Jammern sind mir auch die Figuren sehr unsympathisch geworden. Iris sowieso, die Figur ist angelegt als "die Böse", obwohl gerade ihr ein paar Grautöne sehr gut täten, damit man ihr Handeln wirklich nachvollziehen könnte. Aber nein, stattdessen ist sie einfach nur oberflächlich, egoistisch und insgesamt langweilig, weil vorhersehbar. Siri ist ebenfalls einfach nur angelegt als "die Leidende", dann haben wir noch Oma als "die Unnahbare" und so weiter, und so fort.

Für mich ist das Buch nicht unbedingt eine Empfehlung wert, der Erzählteil ist zu langatmig und wiederholend, der wissenschaftliche Teil hat mich ebenfalls nicht überzeugt.

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