Sonntag, 17. April 2011

Meine Lieblingstasse

Bei Nyla von dem bezaubernden Foodblog cookmania - das mir, nebenbei bemerkt schon diverse Male das abendessen gerettet hat - bin ich auf diese entzückende Aktion aufmerksam geworden:



Ich gestehe, dass ich zwar keinen Tassentick habe, aber in meinem Regal steht tatsächlich eine Tasse mit einer besonderen Geschichte. Es ist eine völlig normale, selbst designte Tasse, nicht von mir, sondern von einem Mädchen, das ich nicht mal kenne.



Das ist die offizielle Schultasse eine oberpfälzischen Hauptschule. Vor einier Zeit hatte ich eine achte Klasse dieser Schule bei meiner Arbeit übernommen. Ich arbeite neben dem Studium in der Museumspädagogik und sollte mit dieser Klasse erst zwei Stunden lang eine Außenführung machen und im Anschluss nochmal drei Stunden eine Museumsführung mit anschließender Abschlussdiskussion. Ganz ehrlich: ich hab diesen Auftrag angenommen und war kurz davor, wieder abzusagen, nachdem ich am Tag vorher eine Hauptschulklasse eine Stunde lang - ich muss es so sagen - bespaßen musste, die wirklich keinerlei Interesse zeigen und/oder aufbauen wollten. Aber magels Vertretung und dank eines nicht gut gepolsterten Kontos habe ich mich dann entschieden, es durchzuziehen.
Es war eine der Sternstunden meines Nebenjobs.
Die Kinder, allesamt zwischen 14 und 15 Jahre alt, waren vielleicht nicht grade die Intelligenzbestien irhes Jahrgangs, die mit Fremdwörtern um sich werfen können und zu tiefschürfenden Diskussionen über Sartres Existentialismus befähigt sind (ein Auftreten, das mir in den sechs Jahren vor allem von Gymnasiasten untergekommen ist). Aber dafür waren sie absolut begeisterungsfähig. Sie hasben sich selbst Gedanken gemacht, aktiv Nachfragen gestellt, die nicht nur Verständnisfragenw aren, sondern wirklich Dinge, die ich thematisiert habe, in andere Dimensionen übersetzt haben. Die Gruppenarbeit am Ende war unglaublich - es kam keine Doktorarbeit dabei raus, aber eine hervorragnede Präsentation der Ergebnisse und ein Schaubild, das allein die Schüler gestalteten. Eine perfekt vorbereitete, gut organisierte Klasse, die in vielen Dingen erfahren war und sich auch außerhalb des Klassenzimmers so benimmt, als wären sie in der Schule - das sind die Träume eines Museumspädagogen ;-)

Zwei Wochen und einige Klassen später bekam ich einen Anruf von meiner Arbeit. Es wäre ein Päckchen für mich angekommen, ob ich es abholen könnte. Etwas irritiert habe ich das gemacht, und was drin war, könnt ihr vielleicht erraten ;-) Anscheinend waren die Schüler selbst auch so begeistert gewesen, dass sie mir kurzerhand einen Dankesbrief geschickt haben, inklusive eines laminierten Blattes mit den Bildern aller Schüler, und zusätzlich eine Tasse gefüllt mit Gummibärchen.

Ja, ich gebe es zu - ich liebe diese Tasse. Nicht, weil sie so außergewöhnlich hübsch ist oder so irritierend geformt, sondern weil mich diese Tasse darin bestärkt hat, Lehrer zu werden ;-)

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