Dienstag, 24. Mai 2011

Tracy Chevalier - Remarkable Creatures

Nein, ich lese nicht nur englisch, aber im Moment hab ich es einfach geschafft, endlich mal einen Teil meiner Mitbringsel von W.H.Smith abzubauen - es ist aber auch fies, 2für3-Angebote an eine wehrlose Leseratte zu machen :-D
Tracy Cevallier dürfte vielleicht dem ein oder anderen ein Begriff sein als Autorin des wundervollen Buches "Das Mädchen mit dem Perlenohrring". Ich bin ein echter Fan von ihr, weil sie es erstaunlicherweise immer wieder schafft, in ihren Büchern Zeitdokumente zu schaffen und die Figuren trotz allem so warmherzig zu gestalten. Eigentlich sind ihre Bücher eher Herbstbücher zum Seelenwärmen, aber "Remarkable Creatures" ist auch grade auf Deutsch erschienen.

Das Buch ist die Lebensgeschichte von zwei sehr bemerkenswerten Damen: Elizabeth Philpot und Mary Anning. Beide sind heute leider kaum noch ein Begriff, dabei wäre die Erforschung der Fossilien ohne diese beiden sicher nicht dort, wo sie heute ist.
Mary Anning lebte in dem kleinen Dorf Lyme Regis, das sich an der heute so genannten Fossilienküste von Dorset befindet. In den Kreidefelsen dort befinden sich auch heute noch eine Vielzahl an Fossilien. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit ihnen begann etwa zur Zeit von Mary Geburt Anfang des 19.Jahrhunderts. Marys Familie lebte davon, interessante Funde an Suchende zu verkaufen, aber das änderte sich, als sie 12 Jahre alt ist. In diesem Jahr findet Mary ein völlig neues Exemplar, nämlich das vollständige Skelett eines Ichtyosauriers, das man auch heute noch im Natural History Museum in London bestaunen kann (ein Ausflug, der sich jederzeit lohnt, ich hätte es auch nicht gedacht, aber das Museum ist einfach fantastisch!). Bis zum Ende ihres Lebens wird sie noch mehrere Saurier-Skelette finden und allmählich in die Korrespondenz mit führenden Wissenschaftlern ihrer Zeit treten - bemerkenswert, wenn man sich vorstellt, dass sie in dieser Hinsicht ein absoluter Autodidakt ist.
Tracy Chevalier kombiniert diese wunderbare Lebensgeschichte mit den Augenzeugnissen von Elizabeth Philpot. Sie ist eine aus London verzogene ältere Jungfer, die sich vor allem für Fischversteinerungen interessiert und mit Mary Bekanntschaft schließt. Beide verlieben sich in denselben Mann, der aber weder die eine noch die andere zu heiraten gedenkt. Aber Elizabeth und Mary beginnen sich zu entfremden und es bleibt die Frage, ob sich beide wieder gemeinsam ihren Fossilien widmen wollen und können.

Nein, das Buch hätte alle Voraussetzungen, um eine schnulzige, seichte Story zu werden, die man sofort wieder vergisst. Aber das geschieht nicht - das Buch tanzt zwar scharf am Rand des Kitsches, stürzt aber nie hinein in diesen Abgrund, sondern bewegt sich konstant auf den den gesellscahftlichen Konventionen entsprechenden Wegen. Und das ist wirklich gut so, denn dadurch geraten die beiden Frauen wirklich erst in das Fadenkreuz der Aufmerksamkeit und stehen, im Gegensatz zur Realität, hinter ihren Entdeckungen nicht zurück. Sie sind in der Tat bemerkenswert in ihrem Tun, in ihren Denkweisen und in ihrem Dasein, so bemerkenswert, wie es auch ein Plesiosaurus nur sein kann.

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