Montag, 16. April 2012

Cody McFadyen - Der Menschenmacher

Ich hatte es ja eignetlich gar nicht anders gewollt. Nach meinen gradezu abstoßend enttäuschenden Erfahrungen mit zwei anderen McFadyen-Büchern habe ich mich tatsächlich an ein drittes gewagt. Anfangs dachte ich noch "Cool, ein Buch ohne die doofe "ich bin entstellt aber so unglaublich klug und sexy"-Smoky, das könnte was werden!"

Wird es nicht.

Waren die Smoky-Barrett-Bücher schon mit ihrem Hang zur Selbstjustiz ein Grauen für mich, wird dieses Prinzip in "Der Menschenmacher" auf die Spitze getrieben. Hauptfigur ist David. david ist ein erfolgreicher Autor, der natürlich unverschämt gut aussieht und alle Trauma seiner Kindheit überwunden hat (kommt uns das nicht bekannt vor?). Denn gemeinsam mit seinem unverschämt gut aussehenden Adoptivbruder und seiner total sexy und intelligenten Adoptivschwester hatte David lange Jahre die Hölle auf erden durchgemacht, als sie von ihrem Adoptivvater durch psychische und physische Folter zu Übermenschen im Nietzschen Sinne erzogen werden sollten. Mit 16 Jahren bringen David und die anderen beiden den Vater um - doch jetzt scheint seine Macht wieder zurückzukehren. Sie erhalten ein Video, in dem ihnen erklärt wird, das Leben einer entführten frau nur retten zu können, wenn sie dafür einen anderen ermorden.
Na, das klingt doch erstmal nach einem interessanten Plot. Dass man den so gründlich versemmeln kann, dafür meine Hochachtung, Mr McFadyen. Denn was ich bislang noch nicht erwähnt habe: das ganze Buch ist einfach nur eine sehr langatmige und bis ans geht-nicht-mehr-absurde "aber das muss man doch mal sagen dürfen, dass denen der Schwanz abgeschnitten gehört"-Selbstjustiz-Beweihräucherung, wie sie schon in den Vorgängern anklingt. Denn David und sein Bruder, die vordergründig eine Initiatve für missbrauchte Kinder leiten, sind in Wahrheit ein Kommando von Selbstjustiz-Fanatikern, die Kinderschänder umbringen. und das Ganze wird dann so detailreich beschrieben, dass man sich in erster Linie fragt, welche Probleme der Autor verarbeiten möchte. Ob er einfach nur gerne Stammtischparolen von sich geben will oder tatsächlich der Meinung ist, dass es gerechte Morde gibt. Mit wem genau soll ich mich im Buch identifizieren? mit den guten doer den bösen Killern? Denn eigentlich sind ja auch die angeblich bösen Killer nichts anderes als die ungeahnten Brüder der guten Killer, aber das scheint McFadyen in seinem Blutrausch vergessen zu haben. Macht nichts, denn im Blutrausch vergisst er sowieso alles mögliche. Spannungsaufbau, zum Beispiel. Oder auch Figurenzeichnung. Oder auch einfach mal das Erschaffen von Figuren, die nicht wie aus dem Model-Katalog entstiegen sind und zur "!ich wupp das doch voll, ey"-Fraktion gehören.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Niemals. Im Notfall, weil niemand so furchterregend schlechte Bücher schreibt wie Mr. McFadyen.

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