Sonntag, 15. Juli 2012

Immer wieder sonntags

|Gesehen| "Bowling fo Columbine" mit meinen Schülern
|Gelesen| Eine Comic-Version von Artemis Fowl - braucht man nicht
|Gehört| Jeden Morgen im Auto einen neune Fall von den drei ???
|Getan| endlich das Geburtstagsgeschenk für eine Freundin genäht
|Gegessen| Erdbeeren mit viel, viel Zucker
|Getrunken| Alkoholfreien Hugo mit selbstangesetztem Holundersirup von Mama
|Gefdacht| Nur noch drei Wochen bis zu den Ferien!!!
|Gefreut| über endlich wieder mal Regen
|Geärgert| meine Schüler
|Gewünscht| Quietscheentchen zum Geburtstag
|Gekauft| ein neues Dirndl

Samstag, 14. Juli 2012

Kristina Ohlsson - Aschenputtel

Ein vollbesetzter Zug nach Stockholm muss außerplanmäßig an einem Bahnhof halten. eine junge Mutter verlässt kurz das Abteil, um auf dem Bahnsteig ein wichtiges Telefonat zu führen, und wird von ihrer fünfjährigen Tochter getrennt, als sich der Zug plötzlich wieder in bewegung setzt. Der sofort verständigte Schaffner soll sich um das Mädchen kümmern, bis es in Stockholm abgeholt werden kann - doch das Kind ist verschwunden und wird schließlich ermordet in Nordschweden aufgefunden. Unter Verdacht gerät der Vater - bis erneut ein Kind verschwindet und klar ist, dass man es mit einem Serientäter zu tun hat, der nicht nur sehr schnell zuschlägt, sondern vor llem sehr geplant. Alex recht und sein Ermittlerteam machen sich auf die Jagd nach ihm ...

Der Klappentext klang mehr als spannend, das Buch selbst hält die Spannung sehr lange durch, aber gegen Ende flacht es erheblich ab und verkommt, leider, zu etwas mehr als Durchschnittsware. Das ist verdammt schade, denn ich hatte gehofft, hier endlich wieder eine Serie aus Schweden zu lesen, die Lust auf mehr macht. Das Buch hat einen sehr flotten Schreibstil, gegen Ende eindeutig zu flott, da komme ich als Leser einfach nicht mehr mit und bin von der angelegten falschen Fährte eher ein wenig genervt. Die Figuren sind interessant und erfrischend mehrdimensional - eigentlich gibt es keine Figur im Buch, die am Ende noch genau so wirkt, wie sie es zu Anfang getan hat. Und dennoch bin ich nicht wirklich glücklich mit ihnen, es ist schon fast zuviel des Guten, was ihnen alles widerfährt oder widerfahren ist. Als Fazit kann ich nur sagen: ein guter Krimi für Zwischendurch, der aber nicht wirklich süchtig nach mehr macht.

Waltraut Lewin - Ein Haus in Berlin

Waltraut Lewin hat sich mit ihrer Dreierreihe eingegliedert in eine Reihe anderer Jugendbücher, die historische Wendepunkte zum Ausgnagspunkt nehmen, eine längere Familiengeschichte zu erzählen (allen voran ist das Klasu Kordon mit seiner "Trilogie der Wendepunkte" zu nennen, die ich euch irgendwann auch vorzustellen gedenke). Lewin erzählt die Geschichte einer Familie, die in den Jahren 1890, 1935 und 1989 in den Mittelpunkt des Leser gerückt wird. In "Luise, Hinterhof Nord" nimmt diese Geschichte ihren Ausganggspunkt. Luise ist die Tochter einer Quartalssäuferin, die in ihrem lichten Momenten als Waschfrau arbeitet, und eines Invaliden. Zusammen mit Eltern und drei weiteren Schwestern lebt sie in einem Hinterhofgebäude im Schanzenviertel, und trotz ihrer erst 16 Jahre weiß sie schon sehr genau, was sie will: raus aus diesem Leben, rein in die Beletage, ins Vorderhaus. Dabei helfen soll ihr Bertram Glücksmann, der Sohn eines assimilierten und getauften Juden, mit dem sie eine Beziehung eingeht - die in einer Ehe münden wird, da ist sich Luise sicher... Im zweiten Band geht es weiter mit Katharina Sander. Sie ist die Großnichte von Luise und lebt im Hinterhaus, während im Vorderhaus Paula, Luises Tochter, als Malerin arbeitet und Katharina, die von allen nur Katze genannt wird, gelegentlich Malunterricht erteilt. Als in der Beletage eine Familie strammer Nazis einzieht, verliebt sich Katharina in deren Sohn Gerolf - und muss sich plötzlich entscheiden, zwischen ihrer Jugendliebe und ihrer halbjüdischen Tante, deren Kunstwerke plötzlich als "entartet" gelten... 44 Jahre später, am 10.November 1989, erwacht Karola im ehemaligen Vorderhaus. Das steht in Ostberlin, während das Hinterhaus zu Westberlin gehörte - die deutsche Teilung zieht sich also durch die gesamte Hausgemeinschaft. An der Mauer trifft sie auf einen Mann, der sich freut sie zu sehen und sie zu kennen scheint. Er führt sie in eine Wohnung, in der sie auf ihr absolutes Ebenbild trifft - Kordula. Diese beiden und später auch ihre Freunde im Osten scheinen Dinge von ihr zu wissen, über die sie selbst keine Kenntnis hat, doch niemand ist bereit, ihr Erklärungen zu geben oder auch nur ihren Fragen zuzuhören...

Das sind also die drei Bände der Trilogie ganz kurz zusammengfasst. Die Idee, ein Haus zum Mittelpunkt einer Geschichte zu machen, ist gar nicht so schlecht, ich muss aber wirklich sagen, dass die Bücher erheblich schwächer werden von Band zu Band. Band eins finde ich hervorragend, da ist einerseits eine glaubwürdige Geschichte, andererseits ein realistisches Setting und sehr viel Berliner Lokalkolorit, das die Kaiserzeit sehr lebendig werden lässt. Luise ist eine sehr gut ausgearbeitete Figur, die sich durchzusetzen weiß, während der Rest ein wenig farblos bleibt. Im zweiten Band wird die Figurenzeichnung dann schon dürftiger, der historische Hintergrund auf nur einen Aspekt des Nationalsozialismus gefällt mir schon nicht mehr ganz so sehr, und Katharina ist aals Figur in meinen Augen einfach nicht gut ausgearbeitet, sondern wirkt immer extrem sprunghaft und eher der Situation angepasst, wie man sie grade braucht, damit die Geschichte funktioniert. Das Ganze wird dann aber im dritten Band nochmal wirklich verschlimmert, hier wirkt die gesamte Geschichte so konstruiert und bemüht, dass ich noch nichtmals agen könnte, alles verstanden zu haben - mein Gehirn hat sich dem einfach vesprerrt, diese Dinge zu akzeptieren und nur im Ansatz für realistisch geschildert zu halten. Das ist schade, denn grade die Wendezeit ist in historischen Jugenbüchern relativ selten ein Thema. Ich kann also den ersten Band wirklich empfehlen, die Folgebände aber nur dann, wenn man grade wirklich nichts anderes zu tun hat.


Penny Sumner - Der Engelsbaum

Nina Karsawina wächst im zarinistischen Russland auf. Sie ist fast noch ein Kind, als dieses Leben plötzlich zerbricht, denn nicht nur verstirbt ihre Mutter und der erste Weltkrieg bricht aus, sondern sie sieht - nach einem Experiment mit Kokain - plötzlich einen Engel, der ihr voraussagt, dass sie weggehen wird. Ihr Vater verarbeitet den Schmerz um den Tod seiner Frau mit einem immer herrischeren und wunderlicherern Auftreten, schlägt seine Töchter und wendet sih dem aufkommenden Sozialismus zu. Bis Nina auf einem Ball den Engländer Richard Truelove kennenlernt und die beiden eine reine Vernunftehe schließen, die Nina nach England führt. Dort verliebt sie sich in Harry und wird von ihm schwanger, was ihrem Ehemann nur Recht sein kann, denn Richard möchte sich lediglich eine Außenfassade aufbaune, hinter der er seine Homosexualität ausleben kann. Doch kurz nacheinander sterben sowohl Richard als auch Harry und Nina erleidet einen Nervenzusammenbruch. Ihr Sohn Kyrill wird von ihrer Schwägerin adoptiert und wächst in Australien auf - und dort findet ihre Enkelin Julia schließlich heraus, dass sie eine Großmutter in England hat, die sie kennenlernen möchte.

Das Buch wurde mir von einer Freundin in die Hand gedrückt mit den Worten: "Da, lies das, das ist so toll - der Klappentext klingt richtig doof, aber das Buch ist toll." Und ich kann diese Kurzreszension nur bestätigen :-) "Der Engelsbaum" ist eine unglaublich locker und dennoch wohlformuliert erzählte Geschichte. Nina ist eine sympathische Hauptfigur, die aber genug Ecken und Kanten aufweist, um menschlich zu wirken, und es macht sehr viel Spaß, ihrem Lebensweg zu folgen, der so ganz anders ist als das, was man erwartet. Was mir gefallen hat, war die Tatsache, dass trotz aller Offenheit der Beziehung mit Richard die Ehe ganz den Konventionen der Zeit entspricht - Ninas Affäre ist verboten, Richard darf sich austoben, so hat man das schließlich schon immer gemacht. Nur auf dieser historischen Basis ist Ninas späteres Verhalten eigentlich zu erklären, denn auch der Leser geht eigentlich von völlig anderen Voraussetzungen aus, mit denen diese Ehe geschlossen wird. Auch die Nebenfiguren, allen voran Ninas Vater, sind sehr realsitisch und trotz ihrer Absonderlichkeiten sehr liebenswert. Ich hoffe, das Buch findet noch ein paar Leser, es gehört zu den Büchern, die man gerne übersieht, die aber wirklich empfehlenswert sind.

Muriel Barbery - Die Eleganz des Igels

Renée ist 54 Jahre alt und arbeitet seit 27 Jahren als Concierge in einem herrschaftlichen Stadthaus in der Rue de Grenelle 7 in Paris. Paloma ist 12 Jahre und Tochter in einer sehr wohlhabenden Familie. Auch sie lebt in Rue de Grenelle 7. Beide Menschen könnten in ihrem sozialen Status nicht unterschiedlicher sein und doch sind sie sich sehr ähnlich. Denn sowohl Renée als auch Paloma sind sehr intelligent. Weit intelligenter als Familie, Freunde, Bekannte. Diese Intelligenz macht sie aber sehr einsam, denn weder bei einer gewöhnlichen Concierge noch bei einem jungen Mädchen erwarten die Menschen kluge Gedanken. Während Renée sich einzig ihrer besten Freundin Manuela, der Putzfrau, anvertrauen kann, schreibt Paloma ihre Gedanken in einem Tagebuch nieder und nimmt sich vor, sich zum Ende des laufenden Schuljahres das Leben zu nehmen - sollte nicht etwas ganz Besonderes sie davon überzeugen, dass ihr Leben wert ist, weitergeführt zu werden. Das geschieht, als eines Tages Kakuro Ozu in die Rue de Grenelle 7 einzieht, ein Japaner, der nicht nur auf beide eine unglaubliche Faszination ausübt, sondern der den beiden "Igeln" eine neue Form der Eleganz zeigt, die so völlig anders ist als das, was sie aus ihrem Leben kennen.

Das Buch macht es einem Leser nicht leiht. Es dauert sehr lange, bis man mit den Figuren einigermaßen warm geworden ist, denn Renée und Paloma teilen nicht nur ihre Geschichte mit, sondern vor allem ihre Gedanken über die Welt, die immer wieder irritierend wirken und sich erst einmal setzen müssen. Hält man allerdings etwa die ersen sechzig Seiten durch, dann wird man belohnt von einem wunderbaren Buch, das ich nicht missen möchte. Vor allem Renée ist eine sehr ungewöhnliche Figur, sie hat wirklich viel von einem Igel. Nach außen hin gibt sie sich dumm und verstellt sich, und die meisten menschen bemerken dieses zum Teil wirklich plumpe Verstellen einfach deshalb nicht, weil sie von einer Concierge nicht mehr erwarten. Palomas Altklugheit dagegen wirkt genauso aufgesetzt, es ist ihr Versuch, sich ihrer Mutter und ihrer Schwester in den Weg zu stellen.Und beide, Paloma wie Renée brauchen einen kräftigen Anschubser, der ihr Leben in eine neue Richtung führt, die aus dem Igel ein dennoch elegantes Tier machen kann.

Am Ende habe ich übrigens geweint - und das passiert wirklich nicht oft, denn ehrlich, ich bin zwar in der Realität nah am Wasser gebaut, Bücher und Filme überwinden diese Sperre jedoch nur sehr selten.

Wolf Serno - Das Spiel des Puppenkönigs

Ich habe einen neuen Smilie eingeführt - ich nenne ihn "den Cody". Der Cody wird die Bücher bewerten, bei denen sich während des Lesens immer mehr eine entscheidende Frage in den Vordergrund drängelt: Was ist DAS denn? Und hier ist - neben den unglaublich brillanten Werken des Cody McFadyen natürlich - das erste dieser Bücher, das den Cody in Ehren verdient hat.

Berlin 1783. Als der Puppenspieler Julius Klingenthal die Stadt betreten will, wird sein Wagen mit seinen Puppen beschlagnahmt. In seiner Not wendet er sich an Friedrich den großen, der ihm tatsächlich hilft. Als Klingenthal allerdings das Potsdamer Schloss verlässt, taumelt ihm ein sterbender Kammerdiener entgegen. Er flieht aus dem Schloss - doch bei seiner Rückkehr nach berlin, ein Jahr später, findet er erneut eine Leiche, die dieselben Handschuhe trägt wie der Kammerdiener. Und dann taucht auch noch die Klagefrau Alena wieder in seinem Leben auf und Julius begibt sich erneut auf die Suche nach einem Mörder ...

Ich mag historische Romane. Allerdings gibt es einerseits ziemlich gute (dass ich Rebecca Gablé liebe, dürfte inzwischen klar sein) und andererseits so richtig, richtig schlechte. Und dann gibt es die von Wolf Serno. Nee, mal ehrlich. Dass Geschichte in vielen Fällen einfach nur als charmantes Zeitcolorit gehandelt wird und die Handlung des Buches effektiv zu jeder Zeit spielen könnte, daran gewöhnt man sich als Leser histporischer Romane ja irgendwann. Aber das, was Wolf Serno hier tut, kommt schon fast einer Vergewaltigung gleich. Das Ganze ist zunächst mal vor dem historischen Hintergrund sehr, sehr dürftig und die Darstellung ist in vielen Fällen einfach nur sachlich falsch oder so entstellend, dass man einfach merkt, dass Serno eher weniger recherchiert und sich vielmehr darauf verlassen hat, dass es halt für den Leser vool klingt. Gut, da blutet dann halt mir als Historiker das Herz, aber auch der Rest des Buches ist einfach nur schwach. Mäßige Sprache, die mich als Leser nicht fesselt. Ein langweiliger Fall mit sehr blutleer geschilderten Personen, die mich zum großen Teil einfach nur kaltlassen. Und dann natürlich eine solch gnadenlose Übertreibung der brillanten Bauchredekünste des Julius Klingenthal, dass ich mir geradezu veralbert vorkomme. Nein, im Ernst: dieses Buch hat einfach alles, was eines Cody würdig ist.

Sharon Dogar - Prinsengracht 263

Das Tagebuch von Anne Frank gehört zu den Büchern, die einfach jeder kennt. Und selbst wenn man es nie gelesen hat, ist zumindest der Titel fast automatisch ein Begriff. Dennoch sind es gerade oft junge Leser, die heute eher einen Bogen um das Buch machen oder es vor allem deshalb kennen, weil es Pflichtlektüre in vielen Schulen ist. Deshalb versucht Sharon Dogar etwas völlig Neues - sie erzählt die Geschichte der Familien Frank, van Pels und Pfeffer aus einer anderne Perspektive. Nicht Anne führt den Leser diesmal ins Hinterhaus, sondern der Junge, der zwei Jahre lang mit ihr das Hinterhaus teilt: Peter van Pels.
Das Faszinierende an diesem Buch ist, dass es eignetlich nichts Neues berichtet, dass man einfach weiß, wie es endet und was geschehen wird, und man dennoch sehr gebannt weiterliest. Das liegt vielleicht vor allem daran, dass Sharon Dogar eine flüssige, jugendliche und sehr glaubwürdige Sprache gefunden hat, die Peter sehr lebendig erscheinen lässt. Und es liegt daran, dass es durch die Perspektive des Romans gelingt, ein Manko des Tagebuchs von Anne aufzufangen. Wir erlbene die Welt des Hinterhauses nicht mehr gefiltert durch die Vierzehnjährige, die sehr genau weiß, dass sie dieses Tagebuch später veröffentlichen wird. Dadurch schafft die Autorin es, das Leben im Hinterhaus noch plastischer und vor allem auch die Figuren deutlich zwiegespaltener und lebendiger erscheinen zu lassen. Während sich im tagebuch vor allem alles um Annes Innenleben dreht, was eignetlich logisch ist, ist hier plötzlich eine andere Sichtweise. Peter findet Anne anfangs ziemlich doof und verwöhnt, ohne jedoch so hart mit ihr ins Gericht zu gehen, wie es Anne zum Teil mit den anderen in ihrem Tagebuch tut. Im Roman werden viele Szenen, die man bereits aus Annes Sichtweise kennt, aus einer anderne Perspektive geschildert und erhalten dadurch zum Teil eine andere Deutung, zum Teil bekräftigen sie aber auch die Empfindungen, von denen Anne berichtet. Das ist, einerseits eine große Stärke des Buchs, andererseits ist es auch Kritikpunkt: kann man tatsächlich Dinge, die man nur aus einer Perspektive kennt, in eine andere setzen und sie im literarischen Werk bewerten - ird man damit lebenden Personen wirklich gerecht? Aber ich glaube, darum geht es bei dem Buch gar nicht. Das Buch soll einen Zugang zu dem Leben im Hinterhaus ermöglichen, der fernab von Anne Frank liegt, wodurch diese Geschichte aus ihrem üblichen "ja, das war schon schlimm"-Status heruasgelöst wird, in den sie grade durch die häufige Nutzung des Tagebuchs als Lektüre ein bisschen abzugleiten droht, und neue Ansätze zu bieten. Und das finde ich für ein Jugendbuch ziemlich gut.

Donnerstag, 12. Juli 2012

Sarah Bongiorni - Ein Jahr ohne "Made in China"

Es ist Weihnachten 2005, als Sarah Bongiorni nach dem üblichen Bescherungschaos ihre Geschenke an die Kinder betrachtet und feststellt: ihr Haus ist chinesisch. Produkte, die in China hergestellt werden, überschwemmen den amerikanischen Markt, und genau damit soll jetzt Schluss sein. Das Jahr 2006 will die Familie ohne Produkte aus China bestreiten...
Das Buch klingt zunächst einmal sehr interessant und ich dachte, ich lerne damit doch einiges über Globalisiserung, Konsum und ein bisschen praktische Hilfe, sollte ich selbst weniger "Made in China" kaufen wollen. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass keine dieser Hoffnungen erfüllt wird. Das Buch ist unglaublich oberflächlich, man erfährt so gut wie nichts an Hintergrundinformationen zu Produktionen in China oder auch einfach nur zu den Auswirkungen, die die Auslagerung von Arbeitsplätzen und Produktionsvertrieben nach China hat. Sarah Bongiorni wirkt auf mich beim Lesen sehr oberflächlich - typisch amerikanisch verkneife ich mir mal, aber ich glaube wirklich, dass das Buch eine amerikanische Sichtweise vermittelt, die ich einfach nicht einnehmen kann - und was ich mich im Laufe des Buches immer mehr gefragt habe: hat sie eignetlich während dieses Experiments irgendetwas gelernt, was über "ui, das ist aber schwer, was zu finden, was nicht auch China ist" hinausgeht? Ich saß ziemlich fassungslos vor diesem permanenten Konsumrausch, in dem sie sich befindet und in dem ihre Kinder aufwachsen, da wird einfach ständig nutzloser Plunder eingekauft (und hey, ich bin echt niemand, dem man vorwerfen kann, nur sinnvolle Ausgaben zu tätigen, mein Kosmetikregal im Bad spricht davon Bände!) und dann drüber gejammert, dass man jetzt ja umsteigen muss auf etwas anderes. Da werden wahllos zum Kindergeburtstag halt irgendwelche Geschenke eingekauft (fragt eigentlich mal jemand das Geburtstagskind, was es sich wünscht?), dann sich aber drüber aufgeregt, wenn der Ehemann die defekte Kaffeemaschine auswechseln will und nur chinesische Maschinen findet. Das Buch hat keinen Mehrwert und die Schreibweise ist, neben ihrer Oberflächlichkeit, mit whansinnigen Längen versehen. Ein Buch, das ich uneingeschränkt nicht empfehle.

Philip Roth - Nemesis

Newark im Jahr 1944. Während in Europa der D-Day zuschlägt, ist die Kleinstadt in der Hand einer anderen Katastrophe: eine Polioepidemie bricht aus. Bucky Cantor, der Sortleher der örtlichen Schule, sieht es als seine Pflicht an, zumindest zu Hause seinen Beitrag zu leisten und sich um die Kinder Newarks zu kümmern. Je deutlicher die Epidemie zu Tage tritt, desto hysterischer werden die Einwohner der Stadt und desto mehr steht Bucky vor der Frage, ob seine Überzeugungen von Gerechtigkeit und der Belohnung eines guten Lebenswandels. Die großen Fragen der Menschheit brechen in eine kleine Stadt ein ...

Philip Roth ist für mich immer ein Autor, der es mir sehr schwer macht, seine Bücher wirklich zu mögen. Sie sind immer auf literarisch hohem Niveau, sie erzählen sehr dicht und mit unglaublicher Erzähllust - aber sie sind einfach auch nie so richtig angenehm zu lesen. Oft habe ich das Gefühl, Roth will viel zu viel in einem Buch erzählen, ihm geht irgendwann die geschichte oder die Botschaft verloren, weil er sich immer nur auf eines der beiden konzentriert. Bei "Nemesis" war ich sehr begeistert, eigentlich ist das Buch eher eine Novelle als ein Roman, und diesmal schafft er es, einerseits fesselnd und andererseits unglaublich dicht zu schreiben, diesen Mikrokosmos der Katastrophe unmittelbar zu schildern, den Leser hineinzuversetzen ind ie angespannte, sich immer stärker aufputschende Situation. Und trotz der Hoffnungslosigkeit und Endzeitstimmung, die das gesamte Buch durchziehen, habe ich am Ende diesmal nicht das Gefühl, das Buch eines nahezu verbitterten Autors gelesen zu haben.

Sonntag, 8. Juli 2012

50 Shades of Grey Karaoke

Habt ihr schon von "50 Shades of Grey" gehört? Ich bin jetzt erst in meinem Stammforum drüber gestolpert und nach ein paar kurzen Leseproben, habe ich spontan beschlossen: Was für ein Schwachsinn ist denn diese Sado-Maso-Fantasie einer wechseljahresbewährten Hausfrau? Zum Glück habe ich in den Weiten des Internets auch etwas gefunden, das ich mit euch teilen kann: eine Karaoke-Version zum Buch, bei der die schönsten Stellen gesungen werden. Viel Spaß :-)

Kate Atkinson - Familienalbum

Schon im Embyonenstatus ahnt Ruby, dass das Leben in ihrer Familie nicht leicht werden wird. Deshalb entwickelt sie schon bald eine einfache Strategie: sie sieht selbst im Tragischen noch das Komische und nimmt den Leser mit auf einen Besuch in ihrer Familiengeschichte. Diese beginnt 1890 bei ihrer Urgroßmutter Alice, die den Verführungskünsten eines reisenden Fotografen erliegt und ihre Faamilie verlässt, geht über zu Alice Tochter, die eine Verbunftehe schließt, und zu deren Tochter Bunty, die gleichzeitig Rubys Mutter werden wird und der langweiligen Ehe mit einem Tierhändler mit Affären entfliehen will. Selbst Ruby scheint immer wieder dieselben Fehler wiederholen zu wollen, lässt sich davon aber nicht die Laune vertreiben.

Im Gegensatz zu "Isa & May" habe ich hier eine wirklich hübsche Familiengeschichte serviert bekommen mit vielen Höhen und noch mehr Tiefen, die aber einfach schön erzählt wird und beim lesen unglaublich Spaß gemacht hat. Es ist keine hohe Literatur, aber einfach eine nettes Buch für Zwischendurch

Margaret Foster - Isa & May


Isamay ist eine junge Mitzwanzigerin, die in ihrem Leben vor allem Sicherheit und Geborgenheit erfahren hat. Dies lag nicht letzt an den beiden Frauen, denen sie ihren Namen verdankt, nämlich Isa und May, ihren beiden Großmüttern. Großmütter, so glaub Isamay, haben eine besondere Rolle im Leben der Enkel, und diese These will sie in ihrer Masterarbeit belegen. Und so recherchiert sie über berühmte Großmütter der geschichte, während ihre eigenen Großmütter und ihr gesamtes Leben sich im Laufe der Zeit immer mehr verändern.

Ganz ehrlich, das Buch klang einfach nett im Klappentext. Aber beim Lesen habe ich mich immer mehr gefragt, was mir Margaret Foster eigentlich sagen will. Isa ist eine ziemlich unsympathsiche Person, May eine sehr nervige - okay, so können Großmütter nunmal sein. Aber dann ist da auch noch Isamay, die ich für die wohl langweiligste und, entschudligt, wenn ich es so knallhart sage, dümmste Romanfigur meienr LEsekarriere halte. Sie ist einfach nur grundnaiv und ich frage mich, wie sie ihren Bachelor erreicht hat, denn wissenschaftlich arbeiten scheint sie nicht zu können, eine These aufstellen liegt ihr ebenfalls nicht und mir darlegen, warum Großmütter jettz so wichtig sind, schafft sie ebenfalls nicht. Das Ganze wirkt so aufgesetzt und belanglos, die Gespräche mit ihrer Tutorin sinnbefreit (die Tutorin stellt Fragen, aber wie sie darauf kommt und was daran weiterführend sein soll, frage ich mich als Leser immer und immer wieder) - ich habe mich manchmal ziemlich über das Buch geärgert. Auch die Geschichte drumherum wirkte auf mich an vielen Stellen völlig überkonstruiert, um eine These zu stützen, die mich einfach nicht überzeugt. In einem Schüleraufsatz hätte ich irgendwann an den Rand geschrieben "Schöner Versuch, aber deine Argumente überzeugen nicht".

Ralf Isau - Minik. An den Quellen der Nacht

BEginnen wir zunächst mit den historischen Details. Im Jahr 1897 bestellt sich der Kurator des Natural History Museums in New York einen Eskimo. Ja, der Satz klingt komisch, tatsächlich ist es aber genau das. Der Kurator Franz Boaz hätte geren einen lebenden Inuit als Forscungsobjekt im Museum und der Nordpol-Forscher Robert peary soll sich darum kümmern. Er schließt eine Art Vertrag mit einer Gruppe Inuit und bringt sechs von ihnen für ein Jahr nach New York, das übrige Dorf erhält dafür Waffen und Verpflegung. In New York werden die Inuit im Museum als lebende Objekte ausgestellt, zu ihnen gehört auch der erst siebenjährige Minik. Doch innerhalb der ersten Monate sterben vier der sechs Inuit an Tuberkulose, der letzte erwachsene Überlebende wird postwendend nach Grünland zurückgeschickt und Minik bleibt mutter- und vaterseelen allein in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht spricht, zurück. Das ist er übrigens damals.
Er wird von einem Mitarbeiter des Museums adoptiert und soll fortan in der fortschrittlichen amerikansichen Zivilisation leben. Das funktioniert, bis er 16 ist und erfährt, dass sein verstorbener Vater nicht, wie von Franz Boas behauptet, im Garten des Museums begraben liegt, sondern sein Vater und die übrigen drei Inuit auch weiterhin im Museum sind - ausgestellt als namenlose Eskimo-Skelette in der Polar-Abteilung. Minik verklagt das Museum mehrfach auf Herausgabe der sterblichen Überreste - was scheitert - und kehrt schließlich den USA den Rücken, um wieder in Grönland zu leben. Doch auch hier findet er sich nicht mehr zurecht, er spricht die Sprache seiner Eltern kaum noch, kennt sich in den Riten der Inuit nicht mehr aus und kehrt schließlich 1916 zurück nach Amerika, wo er schließlich 1918 während einer Grippeepidemie stirbt. Erst als 1993 ein kanadischer Journalist eine Dokumentation über diesen Fall dreht, sieht sich das Museum dazu veranlasst, die sterblichen Überreste der vier Inuit nach Grönlad zu überführen und zu beerdigen. Weitere Äußerungen zu diesem Fall gibt es seitens des Museums nicht.

Diese Geschichte hat Ralf Isau in seinem Jugendroman verarbeitet und ich glaube, er hätte ein echt tolles Werk abliefern können, aber irgendwie packt mich der Roman einfach nicht. Er ist seltsam distanziert erzählt, ich bekomme keinen Zugang zu Minik oder den anderne Personen des Romans. Ich erfahre zwar viel theoretisches Wissen über das Leben der Inuit in Grönland und die Geschichte von Minik, aber das bleibt alles irgendwie wie im Lehrbuch erklärt und nicht aus der Erfahrung heraus beschrieben. Es klingt oft so, als hätte Isau etwas in einem Buch gelesen und schreibt das jetzt eben mal als Fakt hin, er bindet das aber nicht ein in die Geschichte. Das ist sowas von schade, denn diese Geschichte ist es wert, erzählt zu werden. Der Umgang mit indigenen Völkern Anfang des 20.Jahrhunderts ist eine so aberwitzige Geschichte, dass man sie endlich wieder ins Bewusstsein holen muss - deshalb emfpehle ich das Buch trotzdem zum Lesen, auch wenn man es deutlich besser hätte machen können.

Gilles Leroy - Zola Jackson

New Orleans im Jahr 2005. Der Hurrikan Katrina hat die Stadt überschwemmt und irgendwo in ihrem Haus, dem sich die Wassermassen nähern, sitzt die pensionierte Lehrerin Zola Jackson und weigert sich, ein Rettungsboot zu besteigen, wenn sie ihren Hund Lady nicht mitnehmen darf. Denn diesen hat ihr ihr Sohn geschenkt und sie will ihn nich verlassen. In einem langen Monolog an ihren Sohn erklärt sie, warum es so wichtig ist, hier zu bleiben, mit Lady, und im Notfall lieber mit Lady zu sterben als ohne Lady zu überleben...

Ich habe das Buch wirklich nur zufällig damals in der Bibliothek mitgenommen. Die Überlegung war in etwa so: "He, ich hab noch Platz in der Tasche ... oh, da ist ein dünnes Buch ... nehm ich mal das". Dass ich damit wirklich ein Sahnestückchen erwischt habe, habe ich erst beim Lesen entdeckt. "Zola Jackson" ist so faszinierned, so anders geschrieben, weil es einfach schonungslos ist. diese Zola ist keine sympathsiche ältere Dame, sie hat noch nichtmal ein paar Kanten, sondern sie besteht nur aus Ecken und Widersprüchen und uunsympathsciehn Wesenszügen, und dann hat man sie am Ende doch ins Herz geschlossen, weil man sie zu verstehen gelertn hat. So, wie man sich seine Eltern nicht aussuchen kann, kann man sich auch manche Romanfiguren nicht aussuchen, man kann nur versuchen, sie so zu nehmen, wie sie sind und am Ende feststellen, dass man sie irgendwie vermisst. Mir geht das Buch einfach nicht mehr aus dem Kopf, so gut fand ich es, und wenn es nicht so verdammt teuer wäre (Entschuldigung, aber 18,90€ für eine kurze geschichte?????), wäre es schon längst dauerhaft bei mir eingezogen.

Philip Sington - Das Einstein-Mädchen

Berlin 1932. Die Presse nennt sie nur "Einstein-Mädchen", diese junge frau, die nackt am Ufer eines Sees gefunden wurde und in ihren Händen eine Eintrittskarte zu einem Vortrag Albert Einsteins hält. Sie leidet an Gedächtnisverlust und wird in die Psychatrische Abteilung der Charité eingeliefert, wo Martin Kirsch, ein junger Psychologe und Überlebender des 1.Weltkriegs, sie zu erkennen glaubt, denn er hat sie desöfteren in einer zwielichtigen Spelunke gesehen. Aber das kann er, der angesehene Arzt und Verlobte einer Dame aus besten Kreisen, schlecht zugeben. So macht er sich alleine daran, das Geheimnis um seine Patientin zu entschlüsseln...

Ich finde es immer wieder faszinierend, wenn ein Autor in der Lage ist, eine Geschichte zu erzählen, in der er nicht einfach nur geradlinnig von A nach B schreitet, sondern bewusst Umwege in Kauf nimmt, um dem Leser die Zeit, in der sein ROman spielt, vor Augen zu führen. Sington schildert das Jahr 1932, diese Umbruchphase der Weimarer Republik, so deutlich, dass man merkt, wie sehr er recherchiert hat. Gleichzeitig gibt es noch obendruaf eine Einführung in Psychiatriegeschichte und die Ideengeschichte der nationalsozialistischen Rassenlehre, in die Lebensgeschichte und den Charakter Albert Einsteins und, darüber hinaus, eine spannende Krimihandlung, die er dabei nie aus den Augen verliert. Das alles sehr schön langsam erzählt, ohne ins Betuliche oder in die Langeweile abzugleiten - ein Buch, das man wirklich mehrfach lesen kann.

Bo R. Holmberg - Schneegrab

Es gibt Bücher, da frage ich mich, warum sie geschrieben werden. Ich meine, selbst ein Autor, der einfach nur jede Menge Kohle mit seinen Büchern machen will, hat ja leztlich einen grund, das Buch zu schreiben, er will nunmal jede Menge Kohle machen. Bei "Schneegrab" grübele ich jetzt schon sehr, sehr lange drüber nach, warum dieses Buch entstand ...

Schweden 1849. Ein klater Winter tobt und im ungewähnlich tiefen Schnee tauchen zwei Leichen auf. Eine davon ist Greta, die Pflegerin im Armenhaus. Der Mörder stellt sich schnell der Polizei: es ist der Betrüger Persson. Doch er streitet hartnäckig ab, Greta ermordet zu haben, nur die erste Leiche, das war er. Polizeiamtmann Morell und sein Assistent Johan Anundson ermitteln weiter und finden schon bald heraus, dass es im Armenhaus düstere Geheimnisse geben muss.

Na, klingt das spannend? Ein Krimi in der Zeit vor CSI-Methodik, als noch nichtmal der Fingerabdruck genommen wurde. Schweden im Winter, tiefer Schnee und Geheimnisse inmitten des Volkes. Und was kriege ich? Ein Buch, in dem die Krimihandlung ungefähr ein Fünftel einnimmt. Der Rest sind Nebenhandlungen, die zum großen Teil nichts mit dem Fall zu tun haben, und die langatmigen Nachdenkereien des Ermittlers über seine frau, die an postnatalen Depressionen leidet. Das einzige, was micch gefreut hat: ich muss mir nicht noch den ersten Band, "Rabenseelen" kaufen. Denn der wird im zweiten Band gleich nochmal komplett erzählt. Alles. Tat, Mörder, Motiv des Mörders, Hergang der Ermittlungen - es ist, als wäre dem Autor nichts eingefallen und um die Seiten zu füllen erzählt er halt nochmal den erfolgreichen Vorgänger. Muss das sein? Sicher nicht. Tut er es trotzdem? Natürlich. Ich würde deshalb sagen: Finger weg von diesem Buch.

Christa-Maria Zimmermann - Die letzte Fahrt der Hindenburg

Historische Romane für Kinder haben immer ein ganz großes Problem: entweder, sie vertiefen sich so sehr in die Geschichte, dass sie sehr schnell langweilig für den Leser werden, oder der historische Hintergrund wird lediglich als schmückende Beiwerk verwendet und die Geschichte könnte auch problemlos heute spielen. Bei "Die letzte Fahrt der Hindenburg" finde ich einen ziemlich gute Balance aus beidem: eine spannedne Geschicht eund genug historischer Hintergrund, um fundiert zu sein und dennoch exakt in die geschichtlichen Ereignisse zu passen.

Christa-Maria Zimmermann montiert ziemlich geschickt viele verschiedene Geschichten in einer zusammen, die ihren Ausgangspunkt in Berlin nehmen. Da sind die beiden Söhne eines Bankiers, die entführt werden; da ist Thea, die aus dem nationalsozailistischen Deutschland fliehen will, bevor ihre Herkunft als Halbjüdin in der Schule aufgedeckt wird; da sind Alt und Jung, die sich irgendwie mit ihrem Leben in Deutschland arrangiert haben oder eben auch nicht, und alle sind sie eingepfercht in einem Zeppelin, der langsam auf die USA zusteuert. Und da ist diese Drohung eines Unbekannten, die von der Mannschaft zurückgehlaten wird, denn Bombenanschläge auf Zeppeline werden alle paar Wochen wieder mal angedroht. Deshalb geht an Bord einfach alles so weiter wie bisher - bis zur Landung in Lakehurst. Ich fand die Geschichte sehr, sehr temporeich und mit viel Action erzählt, als Kind wäre ich einfach nur atemlos von einer auf die anderen Seite gelangt und hätte das Buch verschlungen. Das habe ich jetzt übringes auch getan, denn ich finde, es ist ein ziemlich gut gemachtes Buch für Zehnjährige.



Dienstag, 3. Juli 2012

Bill Bryson - Eine kurze Geschichte der alltäglichen Dinge

Bill Bryson ist zurück. Nachdem er zunächst in einem kurzen Büchlein (naja, schlappe 600 Seiten lang) die Geschichte des Universums vorgestellt hat, wendet er sich jetzt den Themen zu, die mich interessieren: der Geschichte.

Die Brysons sind in ein neues Haus gezogen. Eigentlich ein sehr altes, denn das Haus ist ein altes Pfarrhaus aus dem 19.Jahrhundert, und irgendwie gerät Bill Bryson ins Grübeln. Seit wann wohnen wir eigentlich in Häusern und haben die Menschen auch schon in der Steinzeit ihre Haustür abgeschlossen? Warum stellen wir ausgerechnet Salz und Pfeffer auf den Tisch und nicht Chili und Ingwer? Und warum glauben wir, Kinder hätten im Mittelalter nichts getan als zu arbeiten?

All diesen Fragen - und noch vielen mehr - geht er in diesem Buch nach. Er arbeitet sich dabei von einem Zimmer ins nächste vor und gelangt manchmal vom Hölzchen zum Stöckchen zur Zimmerpflanze und irgendwie doch wieder zurück. Das alles aber so vergnüglich, so interessant und so faszinierend, dass man einfach weiterlesen möchte. Alltagsgeschichte ist für mich immer einer der faszinierendsten Aspekte der Geschichte - "wie lebten Menschen früher", "warum leben wir heute so, wie wir leben", das sind Fragen, die mich überhaupt erst zum Geschichtslehrer gemacht haben. Und Bill Bryson scheint es ebenso zu gehen, er stellt neugierige Fragen und liefert Erklärungen, die eingängig sind und spannend, egal wie absurd sie erscheinen mögen. Was das Buch zeigt: die Industrielle Revolution hat viele weitere kleine Revolutionen ausgelöst. Häuser werden größer (und größer - und noch ein bisschen größer als größer), neue Ideen entstehen in allen Bereichen des Alltagslebens, die englische Landschaft, wie wir sie kennen, entsteht zum Teil völlig neu, und das alles selbst in einem kleinen, bescheidenen Pfarrhaus. Nicht zuletzt übrigens dank der Pfarrer, die im 18.und 19.Jahrhundert vor allem natur- und geisteswissenschaftlich forschten (und ganz nebenbei so tolle Sachen wie den Fliegenfischköder erfanden). Ich habe beim Lesen gelacht, gelernt und noch viel mehr gestaunt - und mehr wollte ich von dem Buch nicht. Lest es. Genießt es. Und vielleicht bleibt ein winziges Detail hängen - es lohnt sich in jedem Fall.

Benjamin Lebert - Im Winter dein Herz

Manchmal ist es ziemlich schwer, einfach nur sachlich über ein Buch zu urteilen. Die Bücher von Benjamin Lebert sind so ein Fall bei mir.
Als ich 16 war, kam "Crazy" raus und ich war einfach hin und weg. Ich kann nichtmal genau sagen, warum - war es die Geschichte eines Außenseiters, in die ich mich damals sehr gut einfühlen konnte, war es der Autor selbst, war es die Tatsache, dass dann sehr schnell ein Film rauskam, den ich ungefähr zehnmal gesehen habe? Fest steht eigentlich nur, dass ich mit 16 eine der Autorenlieben meines Lebens gefasst habe und setidem sehr, sehr unkritisch gegenüber Büchern bin, die den Autornennamen "Lebert" aufweisen.

Aber ich versuche es natürlich trotzdem, meine Meinung zu begründen. Ich bin eigentlich ein Leser, der eines in seinen Büchern haben will: eine klare, direkte Sprache ohne große Andeutungen, ohne ständiges Philosophieren und Wortschwelgereien. Ich mag kein Geschnörkel im Buch, sonst schweifen meine Gedanken gerne mal ab zu einem dauerhaften "komm endlich zu Potte, Mann". Die einzige Ausnahme bilden wirklich die Bücher von Lebert (bei dem ich immer wieder überrascht bin, wir sind derselbe Jahrgang und irgendwie wirkt er auf mich genaus wenig "erwachsen" wie ich es sein sollte ...), denn bei denne schwelge ich einfach mit und selbst, wenn ich das Gefühl habe, irgendwo inhaltlich nicht mitgekommen zu sein und am Ende mit dem Gedanken "Huch, was war das denn?" das Buch zuzuschlagen, habe ich dennoch bei genau dieser Bewegung einfach nur ein warmes Gefühl im Bauch und möchte gerne mal "Danke" sagen, dass ich ein ganzes Buch lang das Gefühl hatte, ein völlig stimmiges, schönes, schwelgendes, perfektes Buch gelesen zu haben. Und das war auch dieses Mal so - grade, weil das Buch einerseits eine interessante Utopie ist und andererseits so eine alltägliche und trotzdem verrückte Geschichte ist. Ich bin wieder einmal schwer verliebt und freue mich, dass er es endlich geschafft hat, wieder zu seiner Autorenstimme zu finden. Und deshalb sage ich hier wirklich nichts weiter als "Danke!"

And the winner is ...

Endlich, endlich, endlich - bitte verzieht - was ist das denn für ein Start ins Gewinnspiel. Aber es macht nichts, ich habe es endlich geschafft. Und der glückliche, freudnestrahlende, hoffentlich tanzende Sieger heißt

Kate von Vanilla Theory

Herzlichen Glückwusnch. Ich hab dich grade kontaktiert und wünsche dir viel, viel Vergnügen :-)