Samstag, 14. Juli 2012

Wolf Serno - Das Spiel des Puppenkönigs

Ich habe einen neuen Smilie eingeführt - ich nenne ihn "den Cody". Der Cody wird die Bücher bewerten, bei denen sich während des Lesens immer mehr eine entscheidende Frage in den Vordergrund drängelt: Was ist DAS denn? Und hier ist - neben den unglaublich brillanten Werken des Cody McFadyen natürlich - das erste dieser Bücher, das den Cody in Ehren verdient hat.

Berlin 1783. Als der Puppenspieler Julius Klingenthal die Stadt betreten will, wird sein Wagen mit seinen Puppen beschlagnahmt. In seiner Not wendet er sich an Friedrich den großen, der ihm tatsächlich hilft. Als Klingenthal allerdings das Potsdamer Schloss verlässt, taumelt ihm ein sterbender Kammerdiener entgegen. Er flieht aus dem Schloss - doch bei seiner Rückkehr nach berlin, ein Jahr später, findet er erneut eine Leiche, die dieselben Handschuhe trägt wie der Kammerdiener. Und dann taucht auch noch die Klagefrau Alena wieder in seinem Leben auf und Julius begibt sich erneut auf die Suche nach einem Mörder ...

Ich mag historische Romane. Allerdings gibt es einerseits ziemlich gute (dass ich Rebecca Gablé liebe, dürfte inzwischen klar sein) und andererseits so richtig, richtig schlechte. Und dann gibt es die von Wolf Serno. Nee, mal ehrlich. Dass Geschichte in vielen Fällen einfach nur als charmantes Zeitcolorit gehandelt wird und die Handlung des Buches effektiv zu jeder Zeit spielen könnte, daran gewöhnt man sich als Leser histporischer Romane ja irgendwann. Aber das, was Wolf Serno hier tut, kommt schon fast einer Vergewaltigung gleich. Das Ganze ist zunächst mal vor dem historischen Hintergrund sehr, sehr dürftig und die Darstellung ist in vielen Fällen einfach nur sachlich falsch oder so entstellend, dass man einfach merkt, dass Serno eher weniger recherchiert und sich vielmehr darauf verlassen hat, dass es halt für den Leser vool klingt. Gut, da blutet dann halt mir als Historiker das Herz, aber auch der Rest des Buches ist einfach nur schwach. Mäßige Sprache, die mich als Leser nicht fesselt. Ein langweiliger Fall mit sehr blutleer geschilderten Personen, die mich zum großen Teil einfach nur kaltlassen. Und dann natürlich eine solch gnadenlose Übertreibung der brillanten Bauchredekünste des Julius Klingenthal, dass ich mir geradezu veralbert vorkomme. Nein, im Ernst: dieses Buch hat einfach alles, was eines Cody würdig ist.

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