Samstag, 29. Juni 2013

J.M. Calder - Ich töte, was du liebst

Gebt es doch einfach zu, ihr habt darauf gewartet, dass hier mal wieder ein "Cody" auftaucht. Ich habe es nicht darauf angelegt, aber nachdem ich dieses Buch gelesen habe, ist es mir gradezu ein Bedürfnis, eine Rezension mit den Worten zu beginnen:

Was haben Sie gefrühstückt, Mr. Calder?

An dieser Stelle erneut die Warnung: Achtung, diese Rezension enthält gewaltige Spoiler!!!

"Ich töte, was du liebst" beginnt mit einem sehr interessanten Ausgangsgedanken. Alls drei Monate, immer am 22., wird ein Kind entführt. Kurze Zeit später erhalten die Eltern Post mit einem abgetrennten Körperteil ihres Kindes und einer sehr deutlichen Aufforderung an die Mutter: Töte dich selbst, dann wird dein Kind freikommen. Zwei Mütter haben diese Bedingungen erfüllt, eine weitere erhielt wenig später einen Brief, sie habe Glück gehabt. Ihr schwer traumatisierter Sohn wird kurze Zeit später aufgefunden. Die Detectives Solly Glass und *ich kann mich beim besten Willen nicht an seinen Vornamen erinnern* Malone beginnen zu ermitteln und der Leser begleitet sie nun auf ... ja, auf was eigentlich?

Im positiven Sinne könnte man jetzt sagen, das Autorenteam wollte die langsamen Entwicklungen während einer Ermittlung zeigen. Oder, was meine Vermutung ist, ihnen ist nicht wirklich eingefallen, was man nach der interessanten Ausgangslage weiter machen soll - anders ist es mir nicht erklärbar, wie sie allen Ernstes auf so einen Bullshit kommen. Wo soll ich nur anfangen?

Bleiben wir erstmal beim Plot. Einhundert lange Seiten lang passiert effektiv gar nichts. Die Detectives fahren von A nach B und wieder zurück. Und dann, urplötzlich, dank eines LEEREN Päckchens, eingeschlagen in rotes Papier, hat Solly *wo ist meine Glaskugel?* Glass die Erleuchtung: der Psychopath kann nur einer sein! Und er hat es - wie soll es auch anders sein - natürlich auf Solly Glass abgesehen! Mein Gesicht sah an dieser Stelle aus wie eine Mischung aus Munchs "Schrei" und einer Eule. Ich meine, selbst Agatha Christie, die Königin des "wo kommt der denn jetzt her?" hat es in keinem ihrer Bücher gewagt, einen Mörder so aus dem Hut zu zaubern. Jedes anständige Kaninchen würde sich dagegen wehren, so behandelt zu werden! Aber gut, verdauen wir diesen seltsamen Psychopathen, der einen Rachefeldzug gegen einen Detective der indirekt seine Nichten auf dem Gewissen hat, dadurch einleitet, dem Detective völlig unbekannte Familien zu ermorden. Kann ja mal vorkommen. Und vor uns liegen ja immer noch 300 Seiten. Und die sind angefüllt mit ... ihr werdet es nicht erraten, oder? Mit so dermaßen atemberaubend absurden Ideen, dass ich kurzzeitig der Meinung war, das Buch sei vielleicht gar kein Thriller, sondern eine Parodie. Zu meinen Highlights zählt dabei, dass der Täter seine Entführungsopfer dadurch auswählt, dass er *Trommelwirbel* als Frau verkleidet in einem Coffeeshop als Kellnerin arbeitet, die Musikfachhandlung gegenüber beobachtet und dadurch die Namen der Kinder herausfindet, sie ausspioniert und dann drei Tage freinimmt, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Übrigens macht er den besten Kaffee von ganz New York. Die Detectives fahren wieder mal von A nach B, und wenn Solly wieder einen seiner Anfälle von plötzlicher Erleuchtung bekommt, auch mal spontan im Alleingang nach C, aber das darf natürlich nur Solly. Malone hat dafür Sex mit der Computerexpertin Nina, einer so unglaublichen Granate, dass sie allein durch ihre sexuelle Anziehungskraft Firewalls niederknien lässt.

Damit sind wir auch schon bei den so unglaublichen Charakteren des Buchs. Allen voran Solly Glass. Nicht nur, dass der Mann an akuten Anfällen von "Hah, so muss es sein!" leidet, hat er darüber hinaus auch noch ... nein, er trägt keine Päckchen mit sich herum, er schleppt eher einen kompletten Hausstand an psychologischen Problemen mit sich herum. Glass ist eigentlich Psychologe (Wunder über Wunder), und hat nach einer fulminanten Karriere eine falsche Diagnose gestellt, woraufhin ein Psychopath entlassen wurde und noch am selben Abend seine Frau und seine Kinder massakrierte. Übrigen waren das besagte Nichten unseres aktuellen Psychopathen. Außerdem hat Solly letztes Jahr die Liebe seines Lebens erschossen, eine Staatsanwältin. Er wusste natürlich nicht, dass sie es war, sondern hat einen Serienmörder stellen wollen. Der Arme. Solly macht das natürlich mit sich allein aus, überhaupt weiß eigentlich niemand so richtig was über ihn und auch dem Leser wird es bis zum Ende des Buchs so gehen. Bis zur letzten Seite ergeht man sich maximal in Andeutungen über Solly oder er macht irgendwas und ich als Leser denk mir nur "Häh?" (meine Lieblingsszene hier: als Solly sich die Hand in der Autotür einklemmt, mehrfach - warum auch immer). Diese ausgefeilte Figurenzeichnung zieht sich wirklich durch den Roman - Psychopathen erkennt man übrigens am irren Blick, am emotionslosen Starren und daran, dass sie Mäuse töten können.

Wären nicht schon die Figuren flach wie die Nordsee bei Ebbe, würde mich vor allem stören, wie wenig ausgereift die realen Hintergründe sind. In einem Fall, in dem klar ist, dass demnächst eine Selbstmordaufforderung ins Haus flattert an eine in einer emotionalen Extremsituation steckende Frau - was wird die Polizei da tun? Psychologische Beratung ins Haus schicken? Aber nicht doch. Die einzige psychologische Betreuung ist Sollys Vorschlag "Sie könnten ihre Frau zur Beobachtung einweisen lassen" an einen emotional ebenso aufgeworfenen und nebenbei grade der Lüge überführten Mann (wozu lügt der überhaupt? Im Buch spielt das keine Rolle mehr). Perfekt, das ist doch Service. Kombiniert wird das Ganze mit einem Sammelsurium an pseudotiefsinnigen Betrachtungen über Gut und Böse, die so belanglos daherkommen wie ein Kochrezept. Aber wenigstens kann man dazu betroffen nicken und "schlimm, schlimm" murmeln. Aber will ich das vonh einem Buch?

Um die Ausgangsfrage zu beantworten: ich glaube, was die beiden gefrühstückt haben, war ein Clown. Der war allerdings schon leicht verdorben und hat zu Blähungen geführt. Aber muss man die dann zwischen Buchdeckel pressen? Darüber kann man nur philosophieren ...

Freitag, 28. Juni 2013

Ponines Bücher-ABC - G wie Ghostwriter

Als ich vor ein paar Wochen bei meinen Eltern war, wurde mir der dezente Hinweis gegeben, mich endlich mal mit den alten Kisten auf dem Dachboden zu beschäftigen, in denen ich immer noch Bücher einlagere. Ich kann aus dem Schlaf sagen, was da drin ist, das sind nämlich meine gesammelten Enid-Blyton-Bücher, die ich nicht hier untergebracht habe. Enid Blyton war für mich DIE Schriftstellerin meiner frühen Jugend, ich habe mir jede Woche ein Hanni-und-Nanni-Buch gekauft, der Schneider-Verlag hat an meinem Taschengeld verdient wie sonst kein anderer :-p

Je länger ich mich mit Enid Blyton im Lauf der Zeit beschäftigt habe, desto interessanter finde ich es eigentlich, dass diese Frau das Ghostwriting-System vermutlich perfektioniert hat. Ob sie tatsächlich ein Heer von arbeitslosen Schriftstellern dafür engagiert hat, parallel zu ihr an ihren Serien zu schreiben, wird wohl weiterhin ein Gerücht bleiben - aber ich finde ja, dass allein die Idee, den eigenen Namen als Marke zu verkaufen, gradezu genial ist. Auf die Weise dürfen Verlage dann Bücher "im Stil von Enid Blyton" als echte Enid Blytons vertreiben, was in Deutschland zumindest zu der interessante Tatsache geführt hat, dass hier die Dolly-Reihe statt der von Enid Blyton geschriebenen sechs gleich 18 Bände umfasst und mit "Tina und Tini" eine ganze Serie existiert, die nicht mal den Hauch von Enid Blytons Schreibfabrik gespürt hat :-)

Ich komme grade auf das Thema, weil ich mich, wenn ich dann doch mal Zeit habe, durch die BBC schaue und auf YouTube nach diversen BBC-Mini-Serien und Filmen suche. Dabei bin ich - neben einer Miss-Marple-Serie - auch auf "Enid" gestoßen, das zwar auch schon wieder vier Jahre alt ist, aber eine wirklich toller Film mit Helena Bonham Carter über Enid Blyton ist. Der Film konzentriert sich vor allem auf die wahnsinnige Differenz zwischen der Kinderbuchautorin, die ihre Fans liebt, und der Frau, die nicht wirklich in der Lage ist, eine Verbindung zu ihren eigenen Kindern aufzubauen. Sie lebt mehr oder weniger dauerhaft in einer Fantasiewelt und je stressiger es um sie herum wird, desto mehr taucht sie ab. Vielleicht ist auch das der Grund für diese wahnsinnige Produktivität, die sie an den Tag legen konnte.

Kinderbuchautoren sind für mich ehrlich die Autoren, die ich am meisten bewundere, eben weil sie so ungeheuer produktiv schreiben und schreiben müssen, um ihre Leser einigermaßen zufrieden zu stellen und gleichzeitig davon leben zu können. Dass man dabei vielleicht eher weniger literarisch schreibt und sich einiger Gesetzmäßigkeiten bedient, erscheint mir ziemlich logisch. Wobei ich als Kind da auch nichts dagegen hatte, für mich war das ewig Gleiche von Enid Blytons Welten eigentlich sehr beruhigend und eine verlässliche Konstante, an der ich mich erfreuen konnte. Wenn man ehrlich ist, Agatha Christie hat auch immer mal wieder dieselben Varianten gefunden. Apropos, vor einiger Zeit habe ich ein Buch gelesen, in dem Christies Ideen zu ihren Romanen analysiert wurden und ihre Notizbücher ausgewertet wurden, in denen sie vor dem Schreiben die Plots strukturiert hat. Wenn das so läuft, ist es eigentlich kein Problem, sein eigener Ghostwriter zu sein und eine solche Geschwindigkeit an den Tag zu legen - ob Enid Blyton das auch heimlich gemacht hat?

PS: Nein, ich habe euch nicht vergessen, aber zur Zeit sind Abschlussprüfungen und ich muss noch einen Stapel Exen korrigieren und habe vergessen, den Artikel zu planen ;-)

Montag, 24. Juni 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 26 (Juhu, Bergfest!)

Nenne uns einen Verlag von dem fast blind ein Buch kaufen würdest.


Das ist die wohl schwerste Frage, die ich hier bisher beantworten musste. Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Irgendwie achte ich so gar nicht auf Verlage, die meine Bücher herausgeben, und ich könnte spontan nicht mal sagen, aus welchem Verlag meine Lieblingsbücher sind. Da bin ich ein echter Ignorant und sehe auch irgendwie den Sinn nicht genau dahinter, sich an bestimmten Verlagen festzuklammern, mir sind die Inhalte irgendwie wichtiger.

Samstag, 22. Juni 2013

Der Sterne Tennisbälle (gelesen von Joachim Kerzel)

Ned Maddstone ist ein netter Typ. Er ist eine Sportskanone, er sieht gut aus, er hat eine tolle Freundin und guten Sex – für einen Sechzehnjährigen führt er das perfekte Leben. Kein Wunder, dass die Jungen in der Privatschule den Politikersohn nicht wirklich leiden können. Also beschließen sie, ihm eins reinzuwürgen. Ein paar Joints in der Jackentasche, ein Anruf bei der Polizei – und fertig ist der kleine Skandal. Nur dass Ned durch ein Missverständnis in eine IRA-Intrige gerät und von einem Polizisten in die Psychiatrie entsorgt wird. Dort verbringt er mehr als zehn Jahre und freundet sich mit dem Insassen Babe an. Als dieser stirbt, wagt Ned die Flucht, um endlich Rache zu nehmen …

Kommt euch die Geschichte bekannt vor? Natürlich tut sie das. Denn Stephen Fry legt hier eine Neuauflage des „Graf von Monte Christo“ von Dumas vor, angesiedelt im England der IRA-Angst der Achtziger Jahre und der DotCom-Blase der Jahrtausendwende. Auch wenn man also weiß, wie das Buch ausgehen wird, ist es dennoch faszinierend, Ned auf dem Weg zu begleiten. Das liegt natürlich vor allem an Frys Lust am Erzählen und Einfällen, die die alte Geschichte erneut anreichern und, wie ich zumindest finde, auch neue Aspekte einbringen. Ned ist, im Vergleich zu Edmond Dantes, noch perfider in seinen Racheplänen, noch gnadenloser in ihrer Ausführung und noch einsamer als jemals zuvor. Die Willkürlichkeit, mit der sich ein mehr oder minder harmlosere Jungenstreich zur Katastrophe auswächst, ist dem Titel des Buchs angemessen – da steht nicht mehr der heroische Graaf von Monte Christo im Vordergrund, sondern letztlich sind sie alle Tennisbälle eines unbekannten Schicksals.
Wie ist es jetzt als Hörbuch umgesetzt? Die meiste Zeit über sehr gut. Joachim Kerzel liest gut (wenn man sich auch daran gewöhnen muss, dass einem hier Jack Nicholson etwas erzählt) und schafft es, grade im zweiten Teil einen sehr gelassenen Ton durchzuhalten, der die Racheserie Neds fast noch grausamer wirken lässt. Allerdings hätte ich mir hier und da ein wenig mehr unterschiedliche Stimmlagen gewünscht, gelegentlich bin ich ein wenig abgeschweift beim Hören. Alles in allem lohnt sich dieses Hörbuch sowohl wegen der Geschichte als auch der Sprecherleistung – und nein, ich sage das nicht, weil als Autor ausgerechnet Stephen Fry fungiert ;-)

Schöne Scheine (gelesen von Boris Aljinovic)

Der ehemalige Trickbetrüger Feucht von Lipwick langweilst sich in seinem Amt als Postminister von Ankh Morpork so sehr, dass er inzwischen dazu übergegangen ist, nachts ins Postamt einzubrechen. Da kommt es gerade Recht, dass der Patrizier erneut ein Angebot erstellt: Feucht soll die Bank von Ankh Morpork übernehmen. Dieses solide und rechtschaffene Unternehmen versorgt die Stadt mit Goldstücken aller Formen und Werte, steckt jedoch im Moment in einer kleiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinen Krise: der Bankdirektor ist – bedingt durch einige Aktienvererbungen innerhalb des verstrittenen Besitzerclans – ein niedlicher, flauschiger, schnuffiger Hund. Dass der Hauptkassierer auch noch ein Vampir zu sein scheint, ist da ja fast schon eine Erleichterung für Feucht, der dann auch kaum im Amt einige Neuerungen einführt. Abschaffung der Münzen bis auf wenige Ausnahmen und Einführung von Papiergeld. Allerdings liefert ein Blick in die Goldkammern der Bank dann eine große Überraschung …

Ich muss ehrlich sagen, von der Story her hat mich der Vorgänger „Ab die Post“ mehr überzeugt. Vielleicht liegt es auch daran, dass mein Gehirn einfach regelmäßig aussetzt bei Finanzpolitik, das weiß ich nicht, aber ich hatte gelegentlich Probleme, dem Aufbau der Geschichte zu folgen. Dennoch fand ich auch in diesem Buch noch genug an absurden Scheibenweltszenen. Sei es die Tatsache, dass selbst Golems weiblich werden können, die unglaublich schöne Beschreibung eines Besuchs im Zentrum für Nekromantie postmortale Kommunikation oder dass ich ab sofort weiß, dass man einen Igor viel tun lassen kann, aber ihn niemals (nie, unter keinen Umständen, never ever für alle Ewigkeiten und darüber hinaus) als Stimmungsaufheller einsetzen sollte. Boris Aljinovic liest diese ganze Geschichte mit Inbrunst und spielt die Szenen gradezu aus, so dass beim Zuhören ein sehr lebendiges Bild vor den Augen entsteht. Dazu hilft auch, dass die CDs, obwohl kein klassisches Hörspiel, zumindest sehr viel mit Hintergrundgeräuschen und Hintergrundmusik arbeiten, die zusätzlich Atmosphäre verleihen. Diese doch sehr liebevolle Gestaltung reißt dann doch vieles raus und macht aus einer mittleren Story ein echtes Hörvergnügen

Terry Pratchett - Ab die Post

Feucht von Lipwick ist Trickbetrüger und wird am Galgen sterben, so viel ist sicher. Doch durch eine glückliche Fügung – oder vielmehr eine interessante Überlegung des Patriziers – landet er vor eben diesem und erhält ein Angebot, das er nicht ablehnen kann. Feucht wird als Postminister die marode Poststation von Ankh Morpork übernehmen und auf Vordermann bringe, so lautet der Plan. Dumm nur, dass die Bewohner der Scheibenwelt zur Post ungefähr so viel Vertrauen haben wie gegenüber reformierten Vampiren (wobei, selbst denen begegnet man noch irgendwie positiv). Noch dümmer, dass Feucht sich mit den Betreibern der Klackerstationen anlegt, die eine schnelle und vor allem funktionierende Nachrichtenbeförderung garantieren. Und zu allem Überfluss findet er in seinem Postamt nicht nur eine gefühlte Million nicht bearbeiteter Briefe und einen Golem vor, sondern auch Fräulen Liebreiz, die sich in den Kopf gesetzt hat, Golems aus ihrer Knechtschaft zu befreien …

Mir hat dieses Buch von Pratchett bisher am Besten gefallen und zwar einfach deshalb, weil hier nicht nur eine völlig wahnsinnige und urkomische Geschichte erzählt wird, sondern weil gleichzeitig auch noch die historischen Abläufe der Entwicklung des Post- und Telegrafenwesens in die Scheibenwelt einziehen, wenn auch auf ganz eigene Weise. Als Kind war ich total fasziniert von dem Wettrennen, das in den USA stattfand, um zu zeigen, dass ein Telegramm schneller zugestellt werden kann als die Briefe des Ponyexpress, und das Pratchett dieses Rennen in die Handlung mit einbezieht ist bereits großartig. Noch besser und viel witziger ist die Einführung der Briefmarke (natürlich mit dem Porträt des Patriziers, den ich automatisch in der bekannten Queen-Elizabeth-Pose vor mir gesehen habe :-p ) Alleine diese Ideen haben das Buch für mich lesenswert gemacht, aber auch der Rest stimmt einfach dabei. Pratchett hat Witz und Gespür für absurde Situationen, die er beim Erzählen auskostet, er hat eine Figurenbandbreite, die immer wieder neue Ideen reinbringt, und insgesamt ist es einfach ein Buch, bei dem man gerne lacht :-)

Pete Dexter - Paperboy

Moat County, Florida, im Jahr 1965. Jack Jones ist vom College geflogen, wo er als Schwimmer Erfolge feiern konnte. Der Zwanzigjährige steht im Schatten seines älteren Bruders Ward, der die Familientradition fortgesetzt hat und Journalist wurde. Ward bildet zusammen mit Yardley Acheman bildet er ein Traumteam, denen bei der richtigen Story der Pullitzer sicher sein wird. Diese Story kommt in Gestalt von Charlotte Wells, einer Mitvierzigerin mit Hang zu Todeszellenkandidaten. Ihr Verlobter, Hillary van Wetter sitzt seit vier Jahren in der Todeszelle, weil er den Sherriff ermordet haben soll, woran Charlotte ernsthafte Zweifel hat. Mit Jack als Laufburschen beginnen Yardley und Ward nachzuforschen und stoßen auf immer mehr Ungereimtheiten, die sie in einen Strudel aus Mord, Lügen und der Suche nach sich selbst reißt …

Auch wenn der Klappentext danach klingt, „Paperboy“ ist weniger Thriller als Gesellschaftsportrait und liest sich zwar angenehm, aber manchmal geht die Spannung etwas flöten. Sehr viele Entwicklungen sind von Anfang an vorhersehbar und im Mittelpunkt steht die Entwicklungen der Figuren. Wobei ich finde, dass genau darin ein bisschen die Probleme liegen, denn … ach ich weiß nicht. Auf mich wirken diese Figuren ungeheuer hölzern und bemüht gezeichnet, um ihnen auch nur ja ein psychologisches Profil zu geben. Viele Handlungen wirken auf mich aufgesetzt, ich verstehe nicht, warum die Personen irgendetwas tun oder unterlassen, grade Ward geht mir im Laufe des Romans immer mehr auf den Keks. Vielleicht war es zu warm, um das Buch jetzt zu lesen, ich weiß es nicht – aber ich fand es wirklich sehr langatmig, und das bei nur 318 Seiten.

Donnerstag, 20. Juni 2013

Ponines Bücher-ABC - F wie Fibeln


Eigentlich müsste dieser Post unter M erscheinen, M wie Mimi. So hieß nämlich die Hauptfigur in meiner Fibel - allerdings finde ich dazu gar nichts mehr im Internet, was eigentlich komisch ist. Ich weiß noch, Mimi war ein komischer Hampelmann und in der Fibel tauchten auch noch Susi und Otto auf. Und alle, alle haben sie gerufen. Gerufen, wenn sie an der Ampel standen, gerufen, wenn sie nebeneinander beim Essen saßen, gerufen, gerufen, gerufen - das nannte sich dann Wortschatzerweiterung ;-) Ich mag das Wort "rufen" immer noch nicht, warum lieben Fibel-Autoren es? Ja, die Buchstaben sind einfach, aber im Klang finde ich das Wort ganz schrecklich. Es klingt dumpf und sehr lahm, da gibt es doch viel Besseres.

Überhaupt, warum bleiben einem von Schulbüchern immer diese seltsamen Sätze im Kopf? Als ich in Bournemouth mal abends weg war, haben die Engländer dort ihre Deutschkenntnisse ausgepackt und alle waren sich einig: der Satz, der bei ihnen hängengeblieben ist, lautet: "Der Bahnhof ist auf der linken Seite der Straße." Nicht rechts, nicht da vorne, nicht irgendwo anders, nein - egal in welchem englischen Lehrwerk, der Bahnhof stand auf der linken Seite. Deutsche Gründlichkeit eben, die zieht sich auch durch die Stadtplanung :-)

Okay, in den meisten Englisch-Büchern, die ich kenne, haben wir auch immer eine ganz bestimmte Familienkonstellation. einmal Eltern mit zwei Kindern, einmal ein Einzelkind, einmal geschiedene Eltern, eine Familie hat eine Katze, eine hat einen Hund und eine davon hat entweder afrikanische oder pakistanisch/indische Vorfahren. Oh, und eine Cousine in Deutschland existiert natürlich auch ... Überhaupt, man lernt doch großartige Dinge. Ein Wort, dass ich nie vergessen werde, ist "razorbill". Los, spontan, was bedeutet es? Die Antwort ist ... Thordalk. Was das ist? irgendein Seevogel, der an der Küste rumfliegt. Ja, die Durchschnittsmöwe genügt dem bayerischen Englischlerner nicht, da muss der Thordalk her - was Möwe heißt, habe ich dann ein paar Jahre später bei Harry Potter gelernt. Lesen bildet halt doch, auch mit sprechenden Socken ;-)

Dienstag, 18. Juni 2013

Dan Brown - Inferno

Er ist wieder da! Robert Langdon, Symbologe aus Harvard, erwacht in einem Krankenhaus aus einer Bewusstlosigkeit. In Florenz, wie sich herausstellt, aber was er hier wollte, weiß er nicht mehr. Genauso wie er keine Erklärung hat für die Tatsache, dass kurze Zeit später eine maskierte Frau einen Mordanschlag auf ihn verübt und er gemeinsam mit seiner Ärztin überstürzt aus dem Krankenhaus flieht. Allmählich kehren Erinnerungen zurück, verstörende Albträume, die alle auf eines hinweisen: Dantes Inferno. Steht der Weltuntergang kurz bevor? Und kann Langdon ihn verhindern?

Nach dem Reinfall mit "Das verlorene Symbol" habe ich lange überlegt, ob ich das Buch kaufe oder nicht - aber dann habe ich es spontan doch in den Einkaufskorb gelegt und innerhalb von drei Tagen ausgelesen (ja, die Hitze macht auch mich zum Langsamleser). Erstmal das Positive vorweg: es ist besser als der Vorgänger, was einfach dadurch ermöglicht wird, dass er keine obskure Weltverschwörungsstory bedient, sondern einen soliden Thriller, der auf Dantes "Göttlicher Komödie" beruht. Es macht Spaß, sich auf die Informationen zum Text einzulassen und das Buch ist wieder einmal so rasant geschrieben, dass ich natürlich wieder drauf reingefallen bin, wer hinter allem steckt ...

Und damit bin ich beim Negativen angelangt, das letztlich dazu führt, dass ich das Buch halt doch nur durchschnittlich finde. Es ist einfach das Gefühl, das alles doch schon mal gelesen zu haben. "Ach, das auch noch?" war ein Gedanke, den ich ziemlich oft hatte während meiner Lektüre. Eine obskure Organisation. Ein Versteckspiel mit Hinweisen. Die Zerstörung eines bekannten Kunstwerks. Und so weiter und so fort. Es ist, als wäre ihm nichts eingefallen, was er nicht schon zuvor geschrieben hat, und von daher ist das Lesen zwar rasant, gleichzeitig aber einfach nichts Neues, trotz Dante. Schade, denn das Buch hätte Potential.

Michael Robotham - Dein Wille geschehe

Bristol an einem regnerischen Tag. Der Psychologe Joe O'Loughlin wird von der Polizei zu einer Brücke gerufen, auf der eine nackte Frau in die Tiefe springen will. Sie scheint mit jemandem zu telefonieren und Joe versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, doch es gelingt ihm nicht - sie springt. Als wenige Tage später ihre Geschäftspartnerin nackt an einem Baum gefesselt und erfroren gefunden wird, geht Joe nicht mehr von einem Zufall aus. Gemeinsam mit seinem alten Freund, dem pensionierten Polizisten Vincent Ruiz, macht er sich auf die Suche nach einem psychopathischen Mörder, der seine Opfer in den Selbstmord treibt ...

Ich habe mir das Buch für eine Urlaubsfahrt gekauft und es war alles in allem ein solider Thriller mit spannenden Momenten. Was mir gefallen hat: diesmal steht nicht die Frage nach dem Mörder im Zentrum, der wird relativ schnell entpuppt, sondern mehr die Frage nach seinen Aktionen und nach der Polizeiarbeit, die dazu führt, ihn zu ergreifen. Natürlich hat auch Michael Robotham ein Figurenarsenal aufgebaut, das irgendwie bekannt vorkommt, aber er schafft es, aus den fast schon im Klischee verhafteten Figuren dennoch sehr reale Personen zu gestalten. Sei es, dass Joe ausgerechnet Parkinson hat und nicht irgendeine "normale" psychische Krankheit, sei es, dass die Familien der Ermittler nicht nur als Statisten dienen, sondern durchaus ihre eigenen Leben führen dürfen - das gefällt mir ganz gut. Das Buch ist alles in allem nicht schlecht und macht Spaß beim Lesen, es erfüllt vielleicht nicht die Ansprüche eines jeden für "blutige Thriller", aber Reinschauen lohnt sich ;-)

Montag, 17. Juni 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 25

Welchem Genre bist du seit Jahren treu?


Da ich Montag ausnahmsweise mal in der Schule weile, möchte ich diese Frage nur kurz beantworten mit einem hübschen Bildchen und erklären: Ich liebe Krimis.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Oliver Pötzsch - Die Ludwig-Verschwörung

Steven Lukas betreibt ein kleines Antiquariat in München. Der Laden läuft schlecht und er steckt in einer akuten Sinnkrise. Da steht plötzlich ein seltsamer Mann im Laden und verschwindet schneller als er gekommen ist. Am nächsten Tag ist der Mann tot und Steven findet unter seinen Bücherstapeln ein noch nie gesehenes Buch: ein Tagebuch des Assistenten von Max Schleiß von Loewenfeld. Und dieser war niemand anders als der Leibarzt Ludwig II. - gibt es im Tagebuch Hinweise auf die ungelösten Fragen rund um den Tod des bayerischen Märchenkönigs? Gemeinsam mit der Kunstdetektivin Sara Lengfeld begibt sich Steven auf die Suche - und wird schon bald verfolgt von finsteren Gestalten, die alle ihre eigenen Gründe haben, das Tagebuch unter Verschluss halten zu wollen ...
Donnerwetter, da legt er aber ganz schön los, der Herr Pötzsch. Der Roman beginnt, ganz wie ein Thriller es sollte, mit einem fiesen Mord, der vom "König" begangen wird, einem fanatischen Ludwig-Verehrer. Diesem kommt Steven Lukas bei seinen Ermittlungen zu nahe und eine Suche quer durch Ludwigs Schlösser beginnt. Die ist temporeich und actionlastig, da wird geballert und wertvolle Kunstschätze gehen zu Bruch, ganz nebenbei erfährt man Interessantes über Ludwig II. und seine Schlösser. Insgesamt hatte ich das Gefühl ein sehr amerikanisches Buch zu lesen, das trifft es wohl am Besten. Die Figurenzeichnung ist nicht grade subtil und bei den angeblich so schwierigen Verschlüsselungen, die nur ein wirklicher Freund Ludwigs hätte entschlüsseln können sollen, kommt Steven dann doch ziemlich rasch voran. Die Auflösung - sowohl der Gegenwart als auch der Vergangenheit - ist auch nicht grade überraschend, mehr als nur ein Hauch der Andeutung liegt sehr schnell in der Luft. Und trotzdem musste ich einfach weiterlesen, weil es einfach sehr gut unterhält und nett erzählt ist. Wer also was für die nächste angekündigte Hitzewelle sucht, kann hier zugreifen ;-)

Ponines Bücher-ABC - E wie Elementar, mein lieber Watson



Kennt ihr das auch? Es gibt diese Sätze, die man nur beginnen muss und schon fällt ein Chor (oder zumindest der Gegenüber) mit ein und beide Beteiligte haben ein beglückendes Gefühl der Zusammengehörigkeit. „Elementar, mein lieber Watson“ ist so ein Fall – oder wie ich es nenne, das „Beam me up Scotty“ der Literaturgeschichte, denn tatsächlich fällt dieser Satz in keinem einzigen Holmes-Fall und hält sich dennoch stärker als alles andere. Woran es liegt? Vielleicht einfach daran, dass wohl nichts das Verhältnis von Holmes und seinem Adlatus (und damit auch von Holmes und seinem Lesepublikum) besser darstellt, als dieser prägnante Satz. Wir sehen Holmes doch förmlich vor uns, eine Augenbraue hochgezogen und ein unerträglich arrogant-näselnder britischer Akzent, mit dem er uns klar macht, dass diese für uns so atemberaubend wirkende Erklärung nun wohl nichts anderes ist als reinstes, elementares Wissen und damit die Basis aller Logik. Das gedachte „oh bitte, jetzt tu nicht so, als hättest du das Rad erfunden“, das da mitschwingt und die Beobachtungsgabe des Detektivs fast noch genialer scheinen lässt (denn schließlich: IHM ist es gelungen, während wir im Dunkeln tappten oder, noch schlimmer womöglich, als blindes Huhn über ein Korn gestolpert sind). Vermutlich rotiert Arthur Conan Doyle gelegentlich in seinem Grab, dass ihm diese simple Charakterisierung nicht eigefallen ist – aber andererseits, dann wären wir um diese wundervollen Beschreibungen des Dr. Watson ärmer …

Im Anfang war das Wort“ sagt schon die Bibel, und je öfter man das Wort wiederholt, desto besser für die Entwicklung zum Klassiker (auch das könnte die Bibel lehren). Manchmal wiederholt man ja auch einfach nur deshalb, weil die Sätze trotz der völlig zusammenhanglosen Wortbedeutungen durch ihren Kontext im Buch selbst die perfekte Replik sind. Ein saloppes „und meine Schwester Margaret war tot und weg“, sobald eine Feststellung getroffen wird, die keiner weiteren Erklärung bedarf, ist da bei mir zu einer stehenden Redewendung geworden - vermutlich hätte Frank McCourt auch nicht damit gerechnet, dass die erste Seite seiner Lebenserinnerungen sich in meinem Gehirn fast 1:1 abrufen lassen würde. Meine Schwester und ich pflegen dieses "Zitate-um-die-Ohren-schmeißen" nahezu im extremen, einer unserer Lieblingsautoren dafür ist natürlich Douglas Adams. Gerade der „Anhalter“ ist eine Quelle schier unerschöpflicher Zitate für alle Lebenslagen. Neulich schrieb mir sogar einer meiner Neuntklässler in der Stegreifaufgabe tatsächlich eine „42“ als Antwort hin – ich war versucht, ihm die volle Punktzahl zu geben, das hätte die Note auch nicht mehr verändert und wäre eine richtige Würdigung gewesen. Stattdessen habe ich daneben geschrieben „Sie haben eine einfache Tür sehr glücklich gemacht“. Er hat den Witz verstanden :-p

Als meine Schwester 14 war, hatte sie sich aus der Bibliothek alle Bände des Schmachtfetzens „Angelique“ ausgeliehen. Um genau zu sein, alle Bücher, in denen die Heldin Angelique sich munter durch die Französische Revolution vögelte  goldkäferte. Seit damals beschäftigen mich zwei Fragen: erstens, wie sieht eigentlich goldkäferfarbenes Haar (mit dessen Attribut die Heldin bei jeder Nennung ihrer Namens ausgestattet wurde) aus, und zweitens, wie schafft man es, einen solchen Schinken erfolgreich zu machen und damit gleich 14 Bände zu gestalten? Andererseits, spätestens seit „Shades of Grey“ zum Renner der Saison avancierte, dürfte klar sein, dass Sex und Liebesgeständnisse immer ziehen. Einfach elementar ;-)

Montag, 10. Juni 2013

Tami Shem-Tow - Das Mädchen mit den drei Namen

Jacqueline van der Hoeden ist zehn Jahre alt, als sich ihr Leben von einem auf den anderen Tag spürbar verändert. In den besetzten Niederlanden sind Juden wie sie und ihre Familie der ständigen Gefahr ausgesetzt, deportiert zu werden. Deshalb beschließt ihre Familie, unterzutauchen. Nicht gemeinsam wie z.B. die Familie Anne Franks, sondern die vier Kinder werden mit falschen Papieren ausgestattet und in verschiedenen Familien untergebracht. Aus Jacqueline wird Lieneke, eine angebliche Nichte des Dorfarztes Kohly. Kontakt zu ihren Geschwistern hat sie nicht, aber ihr Vater schafft es, ihr immer wieder Briefe zukommen zu lassen. Lieneke weiß genau, dass diese Schriftstücke gefährlich werden können und gibt sie deshalb immer wieder bei ihrem Ziehvater ab, der sie vernichten soll. Doch nach dem Krieg, als Lieneke mit ihrem neuen Namen Nili Goren gemeinsam mit ihrer Familie nach Israel auswandert, bekommt sie die Briefe zurück, die sorgfältig versteckt den Krieg überlebt haben ...
Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Ich persönlich bin von dem Buch wahnsinnig enttäuscht. Das liegt daran, dass Tami Shem-Tow in diesem Buch auf große Erklärungen oder historische Details verzichtet und sich einzig darauf konzentriert, aus Lienekes Sicht zu erzählen. Da wird dann mit Rückblenden und zum Teil Vorausblicken gearbeitet und genau damit hatte ich ein riesiges Problem beim Lesen: ich konnte nicht bei der Sache bleiben sondern bin stöndig hin- und hergeschmissen worden in der Zeit. ich fand es unheimlich verwirrend und musste mich beim Lesen total konzentrieren, darunter hat das Buch für mich extrem gelitten. Ich war irgendwann nicht mehr so richtig bei der Sache, wollte nur noch fertig werden - und das kann doch nicht Sinn und Zweck dieses Buches sein, oder? Ich will es wirklich gut finden, aber das schaffe ich nicht, es ist einfach nicht mein Stil und gefällt mir dadurch fast gar nicht.

Rick Riordan - Percy Jackson. Diebe im Olymp

So ein richtig durchschnittliches Leben eines Zwölfjährigen führen - für Percy Jackson ist das ein unerfüllter Traum. Stattdessen hat er inzwischen zum sechsten Mal die Schule gewechselt, weil es immer wieder Stress gibt. Als sich bei einem Schulausflug auch noch seine Mathelehrerin in eine Furie mit Fledermausflügeln verwandelt, die ihn zerfleischen will, ist endgültig klar: irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Auf der Flucht gelangt er in ein sehr spezielles Feriencamp. In Camp Halbblut leben Kinder, deren Eltern im wahrsten Sinne des Wortes Götter sind - und genau das ist Percys Geheimnis. Sein Vater ist ausgerechnet der Meeresgott Poseidon, der seinen Sprößling bisher gekonnt ignoriert hat. Zu allem Überfluss gibt es im Olymp gerade richtig Stress, weil ein Dieb einen geheimnisvollen Gegenstand entwendet hat - und plötzlich befindet sich Percy gemeinsam mit dem Satyr Clover und der Athene-Tochter Annabeth mitten in einer durchgedrehten und gefährlichen Suche ...

Eins muss man Rick Riordan lassen: mit griechischer Mythologie kennt er sich aus und es gelingt ihm hervorragend, die antiken Mythen in die Moderne zu transportieren. Er hat lustige Ideen, die selbst dann wirken, wenn man die Originalsage nicht oder nur teilweise kennt, und legt einen sehr flotten Schreibstil an den Tag, der unterhält. Meine Sechstklässler haben von mir Auszüge serviert bekommen und waren wirklich begeistert (zum Teil kennen sie schon die Verfilmung). Das Buch ist eine rasante Action-Fahrt durch alte Sagen, die Gustav Schwabs Übersetzungen wieder ins Bewusstsein rücken. Ich habe selbst selten ein Jugendbuch gelesen, das einfach so großen Spaß beim Lesen macht und trotz einer im wahrsten Sinne des Wortes phantastischen Story so realistisch und glaubwürdig wirkt. Auf jeden Fall empfehlenswert!

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 24

Heute ist es mal eine sehr interessante Frage, die hier beantwortet werden will und ich muss sagen, auch wenn sie leicht klingt, fiel es mir schwer, mich auf eine endgültige Antwort zu versteifen.

Liest du gerne Sachbücher?

Die tatsächliche Antwort würde spontan lauten: "hmmmm .... Sachbücher ... welche Sorte?" Ein Blick in mein Bücherregal erklärt das etwas genauer. Als ich vor elf Jahren meinen Mann kennengelernt habe, musste ich mich damit auseinandersetzen, einen chronischen "Nichtleser" geangelt zu haben. Wobei, das stimmt nicht. Er liest schon, aber eben nur Fachliteratur zu seinem Studium oder Sachbücher zu geschichtlichen Ereignissen, die viele Fußnoten haben und in wissenschaftlichen Bibliotheken ebenso fundiert aufgehoben wären. Und wenn das "Sachbuch" bedeutet, dann muss ich sagen: nein, nie im Leben. Ich lese in meiner Freizeit nichts, was mich auch nur im Ansatz an die Uni erinnern würde. Andererseits bin ich beim Lesen schnell gelangweilt und würde eingehen wie der Schnittlauch auf meiner Küchenfensterbank, würde ich nur ein Genre lesen. deshalb greife ich sehr gerne mal zu Biographien oder auch zu populärwissenschaftlichen Büchern, in denen mir Dinge erklärt werden. Zur Zeit habe ich mir auch wieder einmal einen Stapel "Terra-X"-Begleitbände ausgeliehen, die Bilder sind so schön und ich liebe diese geheimnisumwitterten Fälle :-) Ich habe hier im Regal aus meinem Erststudium einige Bücher stehen, die ich gerne lesen würde, die mich aber bereits dadurch verschrecken, dass sie zum Teil auf Seiten mehr Fußnote als Text haben, vielleicht bin ich nicht dazu gemacht, mich tiefer mit etwas zu beschäftigen. Also in sofern: ja, ich lese Sachbücher. Einfache, leicht zu verstehende und spannend geschriebene.

Sonntag, 9. Juni 2013

Das Leben kleben (gelesen von Katharina Thalbach)


Das Leben läuft zur Zeit alles andere als gut für Georgie. Die Mitvierzigerin arbeitet als Journalistin für ein Online-Magazin über Klebstoffe und hat sich frisch von ihrem Mann getrennt, nachdem ein Streit über einen Zahnbürstenhalter eskalierte. Ihr vierzehnjähriger Sohn interessiert sich vornehmlich für den Weltuntergang und Sekten und verbringt seine Zeit weitestgehend im Internet. Und dann tritt auch noch Ms. Naomi Shapiro in ihr Leben, eine achtzigjährige Dame, die Georgie als eine Art Ersatztochter auswählt und ihr Leben gewaltig auf den Kopf stellt. Denn plötzlich ist nicht mehr ihre scheiternde Ehe das größte Problem in Georgies Leben, sondern vielmehr eine Melange aus dem Palästina-Konflikt, geldgierigen Sozialarbeiterinnen, zwielichtigen Maklern, angstkackenden Katzen und unfähigen Handwerkern. Und mittendrin die Geschichte von Mrs Shapiro und ihrem Artie, die im Zweiten Weltkrieg beginnt und nun ihren Abschluss findet.
Die Buchvorlage stammt von Marina Lewycka, die mit „Eine kurze Gesschichte des Traktors auf Ukrainisch“ berühmt wurde. Auch „Das Leben kleben“ lebt von einer haarsträubend alltäglich-absurden Geschichte, die theoretisch genau so passieren könnte und mit einer liebevollen Figurenzeichnung glänzt. Egal ob eine katzenverrückte alte Russin oder eine überforderte Familienglucke - keine der Figuren langweilt oder wirkt an den Haaren herbeigezogen. Im Hörbuch ist das mit Sicherheit auch eine Leistung der Sprecherin. Katharina Thalbach ist als Sprecherin für diese abgedrehte Liebeserklärung an die Familie als verrückteste Heimstatt der Welt eine Idealbesetzung. Sie schafft es spielend, trotz ihrer einfach prägnanten Stimme viele verschiedene Figurmodulationen zu finden, dank derer man der Geschichte immer gut folgen kann. Eigentlich wäre sie so oder so eine ideale Mrs. Shapiro, sollte man jemals über eine Verfilmung nachdenken, und man merkt ihr beim Lesen an, dass sie einen Heidenspaß dabei hat, diesen Roman zu Leben zu erwecken. Die Zeit vergeht hier wirklich wie im Flug und ich bin diesmal nur ungern aus dem Auto ausgestiegen, weil das bedeutet hat, die CD unterbrechen zu müssen. Wer einfach nur gut unterhalten werden möchte, sollte hier um jeden Preis zugreifen!

Samstag, 8. Juni 2013

Chris Carter - Der Kruzifix-Killer

Ah, Alliterationen! Die wohl effektivste Methode, einen Titel einprägsam wirken zu lassen, dachte sich wohl der Verlag und schlug hier gleich richtig zu. Kruzifix-Killer – welche Wonne, welcher Wahn wird hier wiedergeboren im Kopfe des Lesers :-p Ja, okay, ich höre schon auf – aber ich gestehe, ich habe bei Alliterations-Titeln immer so ein klein wenig Vorurteile gegenüber dem Buch. Nichtsdestotrotz habe ich es gewagt und mich über den hochgelobten Chris Carter (da, schon wieder eine!) gemacht. Im Klappentext liest sich das auch alles sehr spannend:

In Los Angeles wütet ein Serienmörder, der Frauen verstümmelt und als Erkennungsmerkmal ein in die Leiche geritztes Kreuz hinterlässt. Dieser Umstand kommt dem Profiler Robert Hunter sehr bekannt vor, hat er doch vor einigen Jahren den Kruzifix-Killer in die Todeszelle gebracht. Ist es ein Nachahmungstäter? Oder hat Hunter etwa den Falschen gefasst? Gemeinsam mit seinem neuen Partner Garcia nimmt er die Ermittlungen auf …

Fassen wir mal zusammen, was wir da im Roman vorfinden. Zuerst einen Profiler, Robert Hunter. Olala, wir haben ein neues Stilmittel kennengelernt, den „sprechenden Namen“, Hunter, der Jäger! Nicht nur durch seinen Namer erfüllt er alle Einstellungsvoraussetzungen des Formblatts 47f „unfehlbarer Jagd-Cop“. Hochintelligent und mit der Fähigkeit ausgestattet, einen Knochen auf achthundert Meter zu riechen sich in den Kopf eines Serienmörders hineinzuversetzen. Natürlich trinkt so jemand und fährt eine bessere Müllhalde als Auto, hat keine Freundin/Frau, sondern ist in erster Linie beziehungsunfähig – trotzdem ihm die Frauen schwarenweise willig zu Füßen fallen wie tote Vögel in harten Wintern - und lässt niemanden an sich heran. Schon gar keinen Frischling, dem noch Eierschale im Haaransatz hängt wie diesen Garcia. Der ist natürlich nett, niedlich, irgendwie sexy und mit seiner Jugendliebe verheiratet – man muss ja den Gegenpart zu unserem einsamen Leitwolf darstellen, Subtext und so. Halt Gegenpart ist ja eigentlich unser bestialischer Killer, so bestialisch und blutrünstig, dass Hannibal Lecter dagegen ein echtes Konfirmandenbürschchen ist, mit dem man sich gerne mal auf einen Chianti verabreden möchte. Aus dieser Masse der innovativen, noch nie dagewesenen Thriller-Elemente sticht insbesondere die so herrlich erfrischende, moderne „hah, mit dem hättet ihr jetzt nicht gerechnet“-Auflösung heraus, die sich ab etwa Seite … 150 (?) nur dezent andeutete. Während des Lesens hatte ich öfter das Bedürfnis in eine La-Ola-Welle auszubrechen und dazu ein „olé, olé, olé, Kischee-eh, olé“ zu intonieren. Es wurde nicht besser durch Carters Kunst, selbst althergebrachte Bulle-Pathologe-Dialoge noch althergebrachter erscheinen zu lassen. An dem ganzen Buch gab es für mich wenig überraschendes, obwohl die Geschichte an sich ja schon irgendwie nett anfängt und gelegentlich etwas ganz Neues aufblitzt. Nur leider viel zu wenig. Aber wer weiß, vielleicht wird das in den Fortsetzungen noch etwas … Oder noch besser, vielleicht sollte Hannibal einfach mal Garcia zum Dinner einladen *hust*

Donnerstag, 6. Juni 2013

Ponines Bücher-ABC - D wie Dekoration

 
Es ist meistens dasselbe. Wenn ein Gast unser Wohnzimmer betritt, bleibt er in der Tür regungslos stehen und starrt erst einmal auf die übervolle Buchecke gleich neben der Tür. Ich muss gestehen, das ist natürlich Absicht. Bücher sind für mich zwar in erster Linie liebenswerte Gebrauchsgegenstände, aber sie eigene sich auch hervorragend zur Dekoration eines Zimmers. Leg ein paar Bücher aus und der Hauch von Bildung breitet sich mit sanften Schwingen durch den Raum. Dementsprechend verwundert es vielleicht nicht, dass ich auch bei Betreten einer unbekannten Wohnung direkt die Bücherregale suche und heimlich mustere. Wobei, ich benutze meine Bücher ja auch dazu, andere Objekte aufzuwerten. So ein Nachttischchen wirkt doch mit einer dicken Biografie obenauf gleich viel belesener :-p
Ich finde es übrigens sehr schön, wenn Bücherregale nicht nur Bücher beherbergen, sondern auch noch darüber hinaus anderweitige Dekoration, die in Verbindung mit den Büchern oder der Persönlichkeit des Besitzers stehen. Unseren Regalen habe eindeutig ich den Stempel aufgedrückt, würde ich sagen. Da steht nämlich, oder vielmehr liegt, meine heißgeliebte Artdeco-Katze, die ich vor zwei Jahren in England gekauft habe (an dieser Stelle verdrücke ich erneut eine Träne für "Past Times", die wundervolle Ladenkette mit ein bisschen Kitsch und sehr viel schönen Dingen, die jetzt leider pleite ist :-( ) Ich würde sie nie als Buchstütze verwenden, ich habe Angst, das sie zerbricht, aber eigenen würde sie sich dafür bestimmt.
Apropos: Wenn ich so ins Regal schaue, fällt mir grade auf, dass ich nicht eine einzige Buchstütze besitze. Woran liegt das nur? Ich finde die meisten ziemlich hässlich und mache mir gerne den Spaß, die hässlichste Buchstütze der Welt zu finden. Auf dem ersten Platz liegen im Moment zwei gusseiserne Engel, ca. zehn Zentimeter hoch, die auf kleinen Bücherstapeln stehen und Ballett tanzen. Diese Scheußlichkeit habe ich vor ein paar Wochen auf dem Flohmarkt gesehen und wünschte, ich hätte sie fotografiert.

Dienstag, 4. Juni 2013

Kleine Hinweise in eigener Sache :-)


Ich freu mich wie ein kleines Schnitzelchen, denn ich bin geinterviewt worden :-)  Vor einer Woche bekam ich eine reizende Anfrage per Mail von Anne Urbat vom arvelle Magazin. Wer das noch nicht kennt, sei jetzt wirklich aufgefordert, sofort diesen Link zu meinem Interview zu klicken und danach zu stöbern, was das Zeug hält :-)

Arvelle ist ein reizender Online-Händler für Mängelexemplare, der seit einiger Zeit ein Online-Magazin herausgibt, in dem Anne über alles informiert, was literarisch wertvoll ist. Ich mag ihre Texte sehr gerne und finde die Seite wirklich großartig, um mir die Zeit zu vertreiben. Gerade die Serien zu Hörbüchern oder zu Krimi-Hauptfiguren machen Lust auf mehr. Seit nunmehr 15 Folgen stellt Anne außerdem Bücherblogs vor und schreibt, neben einem Interview, auch einen kurzen Einführungstext zum Blog. Und ich freu mich wirklich total, dass ich hier mit aufgenommen worden bin :-)

Außerdem muss ich mich noch weiter freuen. Ja, die letzten zwei Wochen fiel der Wochenrückblick aus, was aber einen wichtigen Grund hatte. *Trommelwirbel* Ich war nämlich im hohen Norden unterwegs und auf Wohnungssuche. Ja, in der Tat, ich verlasse das Bundesland Bayern nach dem Referendariat *kollektives Schluchzen* und breche nach Schleswig-Holstein auf. Ich, das Bergmurmeltier, werde zu einem Küstenbewohner! Ab August darf ich dort Schüler quälen unterrichten und bin wirklich gespannt darauf. Am Sonntag habe ich die Zusage für eine Wohnung bekommen, in der zunächst ich und ab nächsten Jahr dann doch wieder ich und mein Mann wohnen werden. Das heißt allerdings auch, eineinhalb Jahre wieder Wochenendbeziehung - dafür mit mehr Lesezeit, also werdet auch ihr hier wieder ein wenig profitieren. Mit diesen frohen Botschaften dürft ihr in eine weiter Blogrunde starten und euch natürlich freuen ;-)

Elliott Hall - Den ersten Stein

Die USA in der näheren Zukunft. Nach einem Atombombenanschlag auf Texas hat es die religiöse Rechte geschafft, die Macht zu erlangen. Demokratie und Toleranz haben sich Stück für Stück verabschiedet und die Gesellschaft hängt an den Lippen des Radiopredigers Bruder Isaiah, der mit seinem "Kreuzzug der Liebe" von Stadt zu Stadt zieht und die Sünden der Obrigkeit anprangert. In New York ist diese Tour zu Ende, denn der Charismatiker wird in seinem Hotelzimmer ermordet. Da Bruder Isaiah bei seinen Aktionen nicht unbedingt nur legale Handlungen begangen hat, sollen möglichst keine offiziellen Institutionen mit der Suche nach dem Mörder beauftragt werden. Stattdessen erhält Felix Strange den Zuschlag, seines Zeichens Privatdetektiv und Veteran des Irak-Kriegs. Da er sich dort eine schwere Krankheit zugezogen hat, ist er angewiesen auf Medikamente, die nur auf dem Schwarzmarkt erhältlich sind - ein ideales Erpressungsopfer, das sich möglichst schnell um eine Lösung bemühen wird. Und so macht er sich auf die Suche und stößt in ein Wespennest aus christlichem Fundamentalismus und dunkeln Machenschaften ...
Das Buch klang verdammt spannend und gelegentlich brauche ich einfach einen hard-boiled Ermittler, der nichts mit Topflappenhäkeln am Hut hat. Mit Felix Strange ist man gut bedient, gegen den ist selbst der Terminator ein wortgewandter Charmebolzen. Auch die dystopischen Elemente gefallen mir wirklich gut, diese völlig aus der Bahn geratene Gesellschaft ist ein interessanter Blick, der sehr realistisch gehalten ist trotz aller Brutalität.
Aber, und hier sind wir jetzt wieder einmal bei einem großen Aber in Fettdruck mit Blinkfunktion, dieser schöne Eindruck verplätschert im Buch einfach. Der spannende Plot wird immer belangloser, was auch daran liegt, dass Elliott Hall viele Dinge ungesagt lässt (mich würde jetzt mal brennend interessieren, welche Krankheit Strange eigentlich hat!) und ich mich beim Lesen immer mehr nach diesen "uninteressanten" Details gefragt habe und dabei die eigentliche Geschichte in den Hintergrund habe geraten lassen. Um ehrlich zu sein, ich habe mich an die Auflösung nicht mehr erinnern können, nachdem ich das Buch zugeschlagen hatte und das will wirklich etwas heißen! An und für sich war der Fall nämlich ultraspannend, nichts für Weicheier und hatte alle Elemente eines guten Action-Films - schade drum!

Montag, 3. Juni 2013

Caroline Brothers - Niemandsland

KabulTeheranIstanbulAthenRomParisLondon - so lautet der Spurch, den Aryan seinen achtjährigen Bruder Kabir Abend für Abend abfragt. Die beiden Jungen stammen aus Afghanistan, aber ihre Familie emogrierte letztlich kurz vor dem Krieg in den Iran. Von dort aus machten sich die beiden Jungen auf den Weg - illegal reisen sie mit Hilfe von Schleusern oder auf eigene Faust quer durch Europa. Auf ihrem Weg begegnen ihnen Gewalt und die ständige Angst vor der Polizei, aber auch ein perfekt funktionierendes System der Illegalität, in dem man mit genügend Geld sehr weit kommen kann ...

Ich bin gedanklich immer noch bei diesem Buch, das ich vor fast drei Wochen gelesen habe. Die Geschichte der beiden Brüder hat eigentlich alles, um zu einem ziemlich brachialen Holzhammer gegen die aktuelle Asylpolitik zu werden, doch Caroline Brothers schafft es, trotz aller Eindringlichkeit und allen Grausamkeiten, nicht zu sehr ins Schwarz-Weiß-Malen abzugleiten, in dem die grausame Justiz kleine Kinder über Grenzen zurückschickt. Es gibt in diesem Buch eigentlich keine Figur, keine Handlung, die nur positiv oder nur negativ besetzt ist, auch wenn die Darstellung zunächst so wirkt. Dieses Niemandsland, in dem nur ungeschriebene Gesetze existieren und man sich dadurch durchschlägt, dass man jemanden kennt, der von jemandem gehört hat, der eine Adresse weiß, bei der man weiterkommt, hat die Autorin gut recherchiert und die Geschichte beruht auf etlichen Interviews, die sie als Journalistin mit illegal eingewanderten Kindern in Großbritannien geführt hat. Dementsprechend kommt in dem Buch vermutlich alles an Gefahren und Bedrohungen aber auch an positiven Erlebnissen vor, die man haben kann. Das wirkt gelegentlich anstrengend und hinterlässt vermutlich auch dieses langanhaltende Gefühl der Betroffenheit - andererseits ist es natürlich auch das, was die Autorin hervorrufen will. Ich fand das Buch verstörend, faszinierend und warmherzig auf einmal, habe mitgelitten und mitgefiebert und denke immer noch darüber nach ...

Sonntag, 2. Juni 2013

52 Wochen, 52 Buchfragen - Woche 23

Wo kaufst du deine Bücher? Internet oder klassischer Buchhandel?

Diese Frage habe ich ja letzte Woche schon im Ansatz beantwortet ;-)  Ich kaufe Bücher zu jeder sich bietenden Gelegenheit, dabei aber verstärkt live vor Ort, weil ich sehr gerne Mängelexemplare kaufe und da auch gerne mal stöbere. Online kaufe ich vor allem die Bücher, von denen ich genau weiß, dass ich sie kaufen will, vor Ort alles andere. Die Mehrheit meines Regals sind vor Ort gekaufte Bücher (egal ob in der Buchhandlung oder z.B. bei real ;-) , aber ich mag es, dass ich auch im Internet die Gelegenheit habe, Bücher zu erwerben. So einfach ist das diese Woche ;-)