Donnerstag, 13. Juni 2013

Ponines Bücher-ABC - E wie Elementar, mein lieber Watson



Kennt ihr das auch? Es gibt diese Sätze, die man nur beginnen muss und schon fällt ein Chor (oder zumindest der Gegenüber) mit ein und beide Beteiligte haben ein beglückendes Gefühl der Zusammengehörigkeit. „Elementar, mein lieber Watson“ ist so ein Fall – oder wie ich es nenne, das „Beam me up Scotty“ der Literaturgeschichte, denn tatsächlich fällt dieser Satz in keinem einzigen Holmes-Fall und hält sich dennoch stärker als alles andere. Woran es liegt? Vielleicht einfach daran, dass wohl nichts das Verhältnis von Holmes und seinem Adlatus (und damit auch von Holmes und seinem Lesepublikum) besser darstellt, als dieser prägnante Satz. Wir sehen Holmes doch förmlich vor uns, eine Augenbraue hochgezogen und ein unerträglich arrogant-näselnder britischer Akzent, mit dem er uns klar macht, dass diese für uns so atemberaubend wirkende Erklärung nun wohl nichts anderes ist als reinstes, elementares Wissen und damit die Basis aller Logik. Das gedachte „oh bitte, jetzt tu nicht so, als hättest du das Rad erfunden“, das da mitschwingt und die Beobachtungsgabe des Detektivs fast noch genialer scheinen lässt (denn schließlich: IHM ist es gelungen, während wir im Dunkeln tappten oder, noch schlimmer womöglich, als blindes Huhn über ein Korn gestolpert sind). Vermutlich rotiert Arthur Conan Doyle gelegentlich in seinem Grab, dass ihm diese simple Charakterisierung nicht eigefallen ist – aber andererseits, dann wären wir um diese wundervollen Beschreibungen des Dr. Watson ärmer …

Im Anfang war das Wort“ sagt schon die Bibel, und je öfter man das Wort wiederholt, desto besser für die Entwicklung zum Klassiker (auch das könnte die Bibel lehren). Manchmal wiederholt man ja auch einfach nur deshalb, weil die Sätze trotz der völlig zusammenhanglosen Wortbedeutungen durch ihren Kontext im Buch selbst die perfekte Replik sind. Ein saloppes „und meine Schwester Margaret war tot und weg“, sobald eine Feststellung getroffen wird, die keiner weiteren Erklärung bedarf, ist da bei mir zu einer stehenden Redewendung geworden - vermutlich hätte Frank McCourt auch nicht damit gerechnet, dass die erste Seite seiner Lebenserinnerungen sich in meinem Gehirn fast 1:1 abrufen lassen würde. Meine Schwester und ich pflegen dieses "Zitate-um-die-Ohren-schmeißen" nahezu im extremen, einer unserer Lieblingsautoren dafür ist natürlich Douglas Adams. Gerade der „Anhalter“ ist eine Quelle schier unerschöpflicher Zitate für alle Lebenslagen. Neulich schrieb mir sogar einer meiner Neuntklässler in der Stegreifaufgabe tatsächlich eine „42“ als Antwort hin – ich war versucht, ihm die volle Punktzahl zu geben, das hätte die Note auch nicht mehr verändert und wäre eine richtige Würdigung gewesen. Stattdessen habe ich daneben geschrieben „Sie haben eine einfache Tür sehr glücklich gemacht“. Er hat den Witz verstanden :-p

Als meine Schwester 14 war, hatte sie sich aus der Bibliothek alle Bände des Schmachtfetzens „Angelique“ ausgeliehen. Um genau zu sein, alle Bücher, in denen die Heldin Angelique sich munter durch die Französische Revolution vögelte  goldkäferte. Seit damals beschäftigen mich zwei Fragen: erstens, wie sieht eigentlich goldkäferfarbenes Haar (mit dessen Attribut die Heldin bei jeder Nennung ihrer Namens ausgestattet wurde) aus, und zweitens, wie schafft man es, einen solchen Schinken erfolgreich zu machen und damit gleich 14 Bände zu gestalten? Andererseits, spätestens seit „Shades of Grey“ zum Renner der Saison avancierte, dürfte klar sein, dass Sex und Liebesgeständnisse immer ziehen. Einfach elementar ;-)

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