Dienstag, 2. Juli 2013

Sherman Alexie - Das absolut wahre Tagebuch eines Teilzeitindianers


Arnold Spirit Junior ist dreizehn und bereits in seinem Namen versteckt sich das, was seine größte Lebensherausforderung ist. Arnold Spirit ist Spokane-Indianer, er lebt mit seiner Familie im Reservat und sein Leben erscheint bereits vorgezeichnet. So wie die Mehrheit der Indianer hier wird er eine mäßige Schulausbildung erhalten, einen Job im Reservat annehmen, seine Freizeit mit Alkohol ausfüllen und vermutlich einen frühen Tod sterben, der mit Alkohol in Zusammenhang steht. Doch dann beschließt er, dieses Leben zu ändern. Arnold wechselt die Schule. Und damit fängt ein Leben zwischen zwei Kulturen an, denn plötzlich ist er nicht nur der einzige Indianer und lauter Weißen, sondern konfrontiert mit völlig verschiedenen Lebensweisen und Ideen. Und während die Weißen ihn immer mehr in ihre Mitte aufnehmen, wenden sich die Indianer von dem Verräter ab. Muss sich Arnold jetzt wirklich entscheiden, wozu er gehört?
Ich habe das Buch als Hörbuch gehör und mir direkt danach sofort das Buch gekauft, einfach nur, um es zu besitzen. Alexie verzichtet in seinem Roman auf weitschweifige Erklärungen darüber, warum Reservate errichtet wurden etc., sondern verlässt sich bei Arnolds Tagebuchaufzeichnungen einfach nur auf die Beschreibung des Ist-Zustands. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, spricht über Armut und Alkoholismus, über Gewalt und Perspektivlosigkeit – und auch wenn das jetzt unendlich deprimierend klingt, das Buch ist nichts davon. Das liegt einfach an dem Galgenhumor, mit dem Arnold seine Situation annimmt und versucht, sie zu ändern. Auch im Hörbuch kommt dieser Witz ziemlich gut rüber, denn hier wird knochenrocken gesprochen und Arnolds Wunsch, sich im Notfall nach oben durchzubeißen, kommt gut rüber. Gleichzeitig geht dem Hörbuch jedoch etwas verloren, was das Buch mehr hat. Arnold ist tatsächlich ein Pendler zwischen zwei Welten und in seinen Texten im Tagebuch zeigt er sich in erster Linie als starker Kämpfer. Im Buch selbst hat er aber noch eine andere Seite. Die Trostlosigkeit und die Probleme im Reservat, die im Text nur angesprochen werden, finden in Bildern ihren Ausdruck, in kurzen Comics und dergleichen. Sei es ein gepaltenes Selbst, das Indianer und Weißen gleichzeitig zeigt oder eine Sammlung von Methoden, um über Armut zu täuschen. Die sind auf den ersten Blick witzig, auf den zweiten aber wirklich deprimierend wahr und genau beobachtet. Das fehlt bei einem Hörbuch natürlich, so dass ich einen Blick ins Buch auf jeden Fall empfehle. Insgesamt ist das eine sehr gute coming-of-age-Geschichte über Freundschaft und die Frage, was die eigene Persönlichkeit tatsächlich ausmacht.

1 Kommentar:

  1. Hey,

    ich finde die Rezesension über das Hörbuch wirlich toll. Ich habe selber das Buch gelesen und finde es sehr gelungen. Allerdings wusste ich gar nicht, dass es darüber ein Hörbuch gibt. Na aber zum Glück bin ich über deinen Blog gestolpert :D

    Schau doch mal bei mir vorbei und lass ein Kommentar da, ich würde mich darüber sehr freuen!

    Liebe Grüße
    Der Captain

    https://captainbooksweb.wordpress.com/

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