Freitag, 23. August 2013

Josef Wilfling - Abgründe.Warum aus Menschen Mörder werden

Ich liebe ja "True Crime"-Literatur. Zumeist handelt es sich dabei um populärwissenschaftliche Sachbücher, es gibt allerdings auch ein paar lohnenswerte literarische Variationen. Die Sachbücher tendieren ebenfalls dazu, eher erzählend zu arbeiten und nicht einfach nur Theorie zu vermitteln. Oftmals sind sie von pensionierten Anwälten, Richtern, Kommissaren geschrieben und das ist auch bei diesem Buch der Fall. Josef Wilfing ist pensionierter Kriminalkommissar und stellt in diesem Buch die spannendsten Fälle seiner Laufbahn vor, mit denen er zeigen will, dass Menschen schon seit Anbeginn der Tage aus immer wieder denselben Gründen zum Mörder werden: Neid. Hass. Wut. Lust am Töten. Mit anderen Worten, die sieben Todsünden.

Ich hatte beim Lesen des Buchs immer wieder im Hinterkopf, dass Pro7 vor ein paar Jahren eine Miniserie im Programm hatte, bei der ebenfalls dieses "Morde als Darstellung der Todsünde"-Prinzip verfolgt wurde. Insofern war es jetzt nichts spektakulär Neues, was Wilfling hier nun von sich gibt, sondern eine Sammlung des Kurios-Brutalen. Wirklich gut gefallen hat mir, dass im Vorwort und im einleitenden Kapitel erstmal erklärt wird, was im deutschen Strafrecht ein Mord ist, wo Abgrenzungen zu anderen Straftaten zu sehen sind und welche Strafen es dafür genau gibt. Das alles ist ganz gut als Hintergrundinformation, da in den Fällen dann die Ermittlungsarbeit und die Bewertung der Tat im Mittelpunkt steht. Die Frage nach dem Täter, die sonst meiner Erfahrung nach sehr oft in True-Crime-Büchern auftaucht, bleibt fast völlig außen vor. Es ist spannende Ermittlungsarbeit, die nett und anschaulich erzählt wird.
Was mich an dem Buch jedoch mitunter echt genervt hat, war der Zynismus und die tendenziöse Verurteilung, die Wilfing an den Tag legt. Er drängt dem Leser sehr stark seine Meinung auf, die da lautet: der deutsche Strafvollzug ist zu lasch, die Gesetze zu schwach, sperrt sie endlich für immer weg. Und diese Meinung wird mir zu stark in den Vordergrund gerückt, übernimmt zum Teil die Erzählerfunktion und das hat mich beim Lesen echt abgestoßen. Schade eigentlich, denn vom Prinzip her ist das Buch sehr spannend. 


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