Mittwoch, 22. Januar 2014

[Rezension] Amy Tan - Töchter des Himmels

"The Joy Luck Club", so nannte Suyuan Woo die regelmäßigen Treffen mit ihren drei Freundinnen. Die vier Frauen waren nach dem Zweiten Weltkrieg aus China in die USA ausgewandert, hatten dort Familien gegründet und sich jede Woche zum Mah Jong getroffen. Als Suyuan stirbt, ist es an ihrer Tochter Jing-Mei, genannt June, die Mutter zu vertreten. Bei diesem Abend treffen zwei Generationen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Da sind auf der einen Seite die Mütter, aufgewachsen im kaiserlichen China, geflohen vor dem kommunistischen China, verhaftet in den Traditionen und Wertvorstellungen ihrer Heimat. Und da sind die Töchter, vier verschiedene Frauen, die alles eins gemeinsam haben: sie denken, fühlen und handeln so amerikanisch wie es sich ihre Mütter nie hätten vorstellen können. Waverly, die von ihrer Mutter nach der Wohnadresse benannt wurde um die Ankunft der Familie in den USA deutlich zu machen, wurde in ihrer Kindheit zum Schachgenie gefördert - und steht heute vor der Herausforderung, ihren amerikanischen Freund der Familie präsentieren zu müssen, der mit all seinen Einstellungen gegen ungeschriebene chinesische Gesetze verstößt. Lenas Ehe ist gescheitert, aber das ihrer Mutter mitteilen, könnte sie nie. Rose leidet noch immer unter dem traumatischen Tod ihres Bruders und weigert sich, Verantwortung zu übernehmen. Jing-Mei will den Wunsch ihrer Mutter erfüllen, ihre verlorenen Zwillingsschwestern in China aufzuspüren. Und obwohl sie es nicht ahnen, machen ihre Mütter sich ihre ganz eigenen Gedanken und haben ihre ganz eigenen Geschichten in China gelassen, die sie zu den Frauen machten, die sie heute sind.

"Töchter des Himmels" ist kein Roman, wie man ihn sich jetzt vielleicht vorstellen könnte. Die Rahmenhandlung muss man sich selbst erschließen, denn eigentlich handelt es sich um Kurzgeschichten, deren Protagonistinnen acht verschiedene Frauen sind und die ihre Geschichten erzählen. Verbunden werden sie durch eine Viereranordnung, jeweils vier Geschichten bilden ein thematisch verbundenes Paket, das mit einer einseitigen Reflektion eingeleitet wird. Diese stammt vermutlich von Suyuan, die in den Geschichten selbst nicht zu Wort kommt. Sie hat in etwa die Funktion von Mary Alice in "Desperate Housewives", sie bildet das zusammenhängende Band zwischen diesen Einzelepisoden.

Amy Tan schafft es, ihren Figuren sehr eigenständige Sichtweisen mitzugeben, man hat nicht das Gefühl, dass sich etwas widerholt, auch wenn sich Aussagen und Situationen manchmal ähneln. Es ist ein faszinierendes Mosaik, in dem zwei verschiedene Welten verwoben werden und gezeigt wird, wie sehr Vergangenheit prägt und zum Teil ihre Spuren noch in andere Generationen trägt. Darüber hinaus ist es eine Geschichte von sehr starken Müttern und Töchtern, die versuchen, ihr Leben zu führen, das nicht den Erwartungen anderer an sie entspricht. Egal, ob sie in den USA geboren wurden oder in China, beide Generationen werden mit der Herausforderung konfrontiert, sich mit den althergebrachten Traditionen auseinanderzusetzen und ihren eigenen Weg und ihren eigenen Umgang mit ihnen zu finden. Diese Auseinandersetzungen sind spannend, auch wenn das Buch - zumindest auf deutsch - sprachlich nicht immer hundertprozentig überzeugt. Ich finde die Erzählpassagen zum Teil sehr altklug formuliert, die wörtlichen Reden nicht immer glaubwürdig. Und dennoch funktioniert das Buch, weil es mich als Leser fesselt. Sei es durch die fernen chinesischen Traditionen, die so unglaublich scheinen, oder durch die modernen Probleme, die sich in jeder Familie finden, ich folge den acht Frauen gerne in ihre jeweiligen Lebensumstände hinein und freue mich an Querverweisen und Überschneidungen. Dieses Buch wird weiterhin in meinem Regal stehen und sich freuen, dort zu Besuch zu sein, das kann ich schon einmal garantieren. :-)

Montag, 20. Januar 2014

[Ponines Bücher-ABC] P wie Ponine

Vor einigen Jahren, als ich zum ersten Mal darüber nachdachte, einen Blog zu eröffnen, stand ich vor der Frage, was ich als Name verwende. Meinen eigenen wollte ich nicht, denn er ist dann doch relativ selten (relativ, weil ich inzwischen zwar von einigen weiß, die so heißen) und ich wollte nicht unbedingt von allem und jeden erkannt werden. Ich habe lange hin und her überlegt und dachte mir schließlich, wenn es schon um Bücher gehen soll, dann bietet sich eine literarische Figur doch geradezu an.
Bevor ich glücklich lächeln konnte, drängelte sich eine dumme kleine Frage vor: und welche soll das sein?
Ja, das ist sie, die Frage aller Fragen. Welche literarische Figur hat mich überhaupt jemals beeindruckt? Welche wäre würdig (hah, Alliteration, ich hab dich!) ihren Namen zur Verfügung zu stellen, und welcher wäre ich würdig? Und da habe ich mich plötzlich erinnert. Gestattet also mich vorzustellen ;-)

"Es war eine dumpfe, geborstene, gewürgte, entstellte Stimme, die Stimme eines von Branntwein und Fusel heiseren Mannes. Marius drehte sich um und sah ein junges Mädchen."

Mein Name stammt von Eponine Thenadier. In Victor Hugos Roman "Die Elenden" nimmt sie gerade einmal den Platz zwischen den Seiten 174 und 571 im zweiten Band ein. Nicht einmal vollständig, sie huscht oftmals nur hier und da durch das Bild. Und dennoch hat mich Ponine von Anfang an beeindruckt, schon bevor ich den Gedanken an das Musical fassen konnte. Gelesen habe ich "Die Elenden" zum ersten Mal mit 15, ich war so alt wie Eponine. Victor Hugo, der Wortgewaltige, beschreibt sie bei ihrem ersten Auftreten so schonungslos ehrlich brutal wie trotz allem liebevoll. Sie ist seine "Rose im Elend", ein viel zu früh gealtertes Mädchen, "eine Fünfzehnjährige von fünfzig Jahren". Eponine spielt keine wesentliche Rolle im Buch. Sie ist diejenige, die Botengänge erledigt, diejenige, die wie keine andere Figur darstellt, wofür diese Studenten eigentlich kämpfen. Und dennoch übersieht dieser dumme große Junge Marius, völlig, wer Ponine eigentlich ist.
Eben nicht eine Rose, sondern jemand, der die Grenze zwischen Legalität und Illegalität mehrfach gesehen hat.
Ein Mädchen, das kein Blatt vor den Mund nimmt und dennoch bei den wichtgen Dingen erst ganz zum Schluss den Mund aufmacht.
Ein Mädchen, das alles kennt, alles gesehen hat und um das man sich Sorgen machen sollte, wenn es nicht zu viele von ihr gäbe.
Ein Mädchen, das ich kurz und knapp gesagt, so verdammt beeindruckend fand, dass ich fast schon in sie verliebt war.
An Ponine konnte ich damals festhalten, sie wäre ich gerne gewesen im Alter von 15. Sie war forsch, sie war unverschämt, sie war überbordend in ihrer Lebenslust und in ihrer Liebe, die sie trotzdem nicht zeigen konnte. "Ich glaube, ich war ein wenig in Sie verliebt" sind Ponines letzte Worte zu Marius, bevor sie auf Seite 571 stirbt. Ich habe bei diesen Worten Rotz und Wasser geheult, weil sie so einfach waren und so zu diesem Mädchen gepasst haben, dass immer zu kurz kommen musste im Roman - selbst ihr Tod ist Hugo eigentlich nur eine Zeile wert. sie ist das Gesicht, das in der Masse kurz aufblitzt und dann schon wieder verschwunden ist. Und weil ich ein wenig länger an sie erinnern will, bin ich Ponine.

Sonntag, 19. Januar 2014

[Wochenrückblick 2014] Woche 3

 
Laaaaaaaaaaaaaaaangweilig. Anders kann ich diese Woche nicht beschreiben. Es war echt schwer, auf meinem Handy Bilder zu finden und ich musste noch ausweichen. Ich habe endlich die Muße gehabt, die neue Schlafzimmerkommode aufzubauen und zu dekorieren. Nur eingeräumt ist sie noch nicht, dazu muss ich nächstes Wochenende erst mal den Kleiderschrank ausmisten ;-)
Außerdem hat das Dschungelcamp angefangen. Meine Schwäche für Trash-TV beschränkt sich einfach darauf und das wird dann auch zelebriert. Also habe ich den Beginn am Freitag stilecht mit einem Cocktail und einem Kokosriegel begangen und freue mich auf zwei Wochen seichteste Fernsehunterhaltung.
Dann ist am Dienstag ein Paket angekommen, das mein Mann mir zu Weihnachten geschenkt hat: ein Textpaket der "Kommt essen"-Box. Drei Gerichte für jeweils vier Personen habe es geschafft, mich diese Woche zu ernähren und es war wirklich lecker. Allerdings auch auf Dauer echt teuer, so dass ich es nicht weiter verfolgen werde. Vielleicht teste ich noch einmal "Hello Fresh", aber da muss ich auch schauen ...
Als interessanter Fakt der Woche habe ich bei buzzfeets gelesen, das Fischotter im Schlaf Händchen halten, um sich am Wegtreiben zu hindern. Dieses Bild dazu ist so niedlich, und weil ich etwas fürs Herz brauche, habe ich es für euch zugefügt.
Außerdem habe ich endlich herausgefunden, was ich gerne für eine Wanddeko im Arbeitszimmer hätte. Dieses Bild ist der komplette Text eines Essays von Stephen Fry über die Schönheit der Sprache und kann bei YouTube auch als Video angeschaut werden, bei dem dieses Bild entsteht. Es lohnt sich, mal reinzuschauen und wenn mir jemand verrät, wie ich dieses Bild selbst herstellen kann, wäre ich froh. Das würde sich toll an der Wand machen ;-)
Ja, das war es auch schon. Nicht einmal wirklich zum Lesen hatte ich Lust, aber ich gehe jetzt mal ans Bücherregal, nehme mir ein Buch und versuche mein Bestes ;-)

Samstag, 18. Januar 2014

[Rezension] Katahrina Hagena - Der Geschmack von Apfelkernen

Nach dem Tod ihrer Großmutter Bertha kehrt Iris zum ersten Mal seit ihrer Jugend zurück in deren Haus, denn Bertha hat es ihr hinterlassen. Während Iris durch die Räume geht, stürzen immer mehr die Erinnerungen auf sie ein. Nicht nur ihre eigenen an ihre Ferien, die sie gemeinsam mit ihrer Cousine Rosemarie und deren Freundin Mara dort verbracht hat, es scheint vielmehr, als würden in den Haus alle vergessenen und verschütteten Erinnerungen liegen. Die an Berthas Schwester Anna, die jung starb und nach deren Tod der Apfelbaum im Garten zum zweiten Mal im Jahr blühte. Die an Berthas drei Töchter und deren Leben, Lieben und Verwirrungen. Während Iris noch entscheiden muss, ob sie das Haus behält und mit dem Anwalt Max - Miras kleiner Bruder und früher oft genug Zielscheibe der drei Mädchen - anbändelt, entspinnen sich diese verdrängten Geschichten immer mehr ...

Ich habe mir unter diesem Buch nie etwas vorstellen können, ich wusste nicht einmal, worum es geht, mir hat aber der Titel immer gefallen. Heute habe ich es dann innerhalb weniger Stunden gelesen und es mag sein, dass ich einfach in der richtigen Stimmung dafür bin, mir hat es wirklich gut gefallen. Die Geschichte selbst ist relativ belanglos und die ganzen kleinen Nebenhandlungen verdienen maximal das Prädikat "nett". Aber trotzdem ist an diesem Buch irgendetwas, was mich gehalten hat und beim Lesen davon getragen: die Sprache. Katharina Hagena hat ein unglaubliches Talent, in mir das Gefühl an einen warmen Spätsommertag wachzurufen, mir den Geruch von Gartenkräutern und reifen Äpfeln in die Nase zu zaubern und in mir ein unbestimmtes Gefühl des Glücks zu wecken. Ja, dieses Buch hat mich beim Lesen in irgendeiner Weise glücklich gemacht und ich habe genau das heute nach einer latent doofen Botschaft auch einfach mal gebraucht. Ein kleines Buch, das mir das Herz wärmt und die Deshalb ist das vielleicht nicht unbedingt die beste Rezension oder die objektivste Empfehlung, aber ich liebe es wirklich.

Mittwoch, 15. Januar 2014

[Rezension] Daniel Glattauer - Gut gegen Nordwind

Achtung, es wird jetzt gemein, fies und echt, echt unschön für alle Fans. Aber ich muss es einfach loswerden: "Gut gegen Nordwind" ist das wohl dämlichste Buch aller Zeiten.

So, jetzt ist es raus.

Ich wurde nicht von einem Blitz getroffen, was entweder zeigt, dass Zeus meine Meinung teilt, oder einfach nur, dass er nicht liest.

"Gut gegen Nordwind" (und die noch viel schlechtere Fortsetzung "Alle sieben Wellen") ist die Liebesgeschichte von Emmi und Leo. Eigentlich beginnt alles damit, dass Emmi ein Zeitungsabo kündigen will und ihre Mails versehentlich an die falsche Adresse schickt. Sie landen bei Leo, der ihr irgendwann amüsiert antwortet. Schon nach kurzer Zeit schreiben sich die beiden immer häufiger und zu immer intimeren Themen. Bis irgendwann klar ist: die beiden haben sich in den anderen unbekannten Email-Partner verliebt. Und das ist doof, denn Leo steckt eigentlich immer noch im Kopf in der Beziehung mit seiner Ex Marlene, während Emmi verheiratet ist und zwei Stiefkinder ihr eigen nennt ...

Dieses Buch wird rauf und runter gelobt, wird empfohlen und neu aufgelegt, dass es eine Freude sein muss für Herrn Glattauer. Also habe auch ich mich schließlich rangewagt - und ehrlich, dieser Cody ist noch cody-hafter als ein jedes Machwerk seitens Herrn McFadyen. Zuerst war ich noch sehr angetan von der Idee, das gesamte Buch in Email-Form zu verfassen. Das hielt aber nur ungefähr zehn Mails an, danach begann es allmählich ein wenig langweilig zu werden und ich hätte gerne mal eine Erzählpassage gelesen. Aber nun gut, das Buch ist nicht dick, da kann man sich durchkämpfen. Allerdings zeigte sich dann schon ein neues Problem, das ich einfach bis zum Ende nicht abstellen konnte: ich finde die beiden Protagonisten so richtig herzlich doof. Einfach nur doof. Wie Bohnenstroh, das sich jetzt beleidigt umdreht und sagt, dass es mit diesen beiden Typen nichts zu tun habe.

Da ist Emmi. Mitte 30 und gesegnet mit der "kann mir mal einer das Wasser reichen?"-Attitüde einer Spätpubertierenden. Dass sie die beste, coolste und großartigste Frau ist, die jemals in Leos Leben stand, muss sich immer mal hören. Weil der das aber auch mal vergisst zu erwähnen, weist Emmi gerne selbst drauf hin. Ihre eifersüchtigen Ausbrüche auf jede Frau, die Leos Leben auch nur streift sind - man kann es nicht anders sagen - einfach nur peinlich, vor allem, wenn man sich vor Augen hält: die beiden haben sich noch nie getroffen und werden sich - wenn sie so weiter machen - auch nie treffen. Auf der anderen Seite der Tastatur ist Leo. Mitte 30 und ein solch gottbegnadeter Frauenversteher, dass mir noch das Frühstück von vorgestern mit hochkommen wollte. Leo ist ein Mann der klaren Worte geschraubten Vielleichts, der sich in stundenlangen Vorträgen über alles und jedes ergehen kann. Mein Mann ist mitunter auch so drauf und glaubt mir: in der Realität hält man das keine halbe Stunde aus! Dazu kommt von Leo nicht ein einziger origineller Gedanke, sondern es komme nur abgedroschene Phrasen, sinnleere Plattitüden, die aber ach so verständnisvoll klingen, wenn man sie druckt.

Diese beide Figuren, die sich selbst als so unglaublich reif und intelligent beschreiben würden wie der komplette Mensa-Verein in einem Pfirsichfeld - diese beiden schreiben sich jetzt also Emails über Gott und die Welt darüber, dass sie eigentlich lieber über nichts reden sollten, weil das zu privat ist und warum sie sich nicht treffen sollten. Ja, das ist ein wahnsinnig tiefgängiger Inhalt, wenn man sich die Mühe macht, die ökologisch-korrekten Ethik-Sätzchen mal zu streichen, die diesen Gesprächen ihren Anstrich von Bedeutsamkeit geben sollen. Verdammt, die sind Mitte 30 und angeblich so gestanden im Berufsleben - schaffen es aber das gesamte Buch über nicht, ein einziges Mal Klartext zu sprechen. Nur ein einziges Mal die Frage zu stellen: "Hör mal, wie sieht das denn aus mit uns beiden?" Stattdessen drehen sich die beiden permanent im Kreis und noch einmal im Kreis. Irgendwann drehte sich mein Hirn mit und ich bekam diese stechenden Kopfschmerzen zwischen den Augen und ich sah Sternchen. Das war das einzige Mal, dass ich entfernt ein Symbol der Romantik bei diesem Buch erkennen konnte, denn zumeist war das Buch ein so gekonnt-elegantes Geschwafel um Nichtigkeiten, dass ich froh war, als es zu Ende war. Leid tat mir in dem Buch nur Emmis Mann, denn der ist so ziemlich die unschuldigste Person überhaupt. Seine einzige Schuld ist vermutlich, dass er seiner Frau nicht minütlich versichert, wie toll sie doch ist.

Ganz im Ernst, dieses Buch hat den goldenen Käse am Band verdient!

Sonntag, 12. Januar 2014

[Wochenrückblick 2014] Woche 2




Diese Woche hat es wirklich in sich. Nächste Woche sind Zeugniskonferenzen und die lapidare Feststellung meines Kollegen trifft es ganz gut. Deshalb verbringe ich den Sonntag auch im Büro, von acht Uhr bis acht Uhr, um alle Zeugnisbemerkungen zu schreiben, Noten einzutragen und schon die Arbeitsblätter für die nächsten drei Tage vorzukopieren. Ansonsten war es aber ziemlich ruhig. Ich werde Ende Januar eine Freundin in Nürnberg besuchen und wir werden den neuen Dunkin Donut in Erlangen ausprobieren, bevor wir uns im Sausalitos mit Cocktails abschießen und danach "Smaugs Einöde" auf englisch im Kino anschauen. Dieses Date haben wir jedes Jahr, wenn ein neuer Film von Peter Jackson ins Kino kommt :-)
Als nachträgliches Weihnachtsgeschenk haben mein Mann und ich ein Buch bekommen, in dem diverse Ausflugtipps und Tagesausflüge in Norddeutschland zu finden sind. Ich will mir mein neues Zuhause ja ein bisschen anschauen, also haben wir für das Frühjahr schon einiges geplant. Da ich dann auch hoffentlich endlich ein neues Fahrrad mein eigen nennen darf, will ich auch ein paar Radtouren unternehmen. Mal schauen, ob ich bis dahin zumindest ein bisschen trainiert bin ...
Um den Überblick über die diesjährigen Challenges nicht zu verlieren, habe ich für die 5x5-Challenge einige Bücher zugeordnet. Ja, ja, manchmal sind meine Freitagabende sehr langweilig.

Und dann sind da ja noch die beiden herren ganz oben rechts. Ja, die neue Staffel "Sherlock" hat angefangen und ich freue mich total auf die letzte Folge. Aber für die gibt es noch einen anderen Grund. Nächstes Frühjahr werde ich nämlich ihren Arbeitsplatz besichtigen. Also, um genau zu sein, ich werde dafür nicht nach England fahren, sondern zu einem anderen Arbeitsplatz der beiden Herren Cumberbatch und Freeman. Ich darf mit einigen ausgewählten Schülern im Frühjahr 2015 genau dorthin fahren, wo sie sich als Drache und Hobbit tummeln - mit anderen Worten, es geht für mich nach Neuseeland!!!!!!! Ich bin noch ein wenig geflasht von dieser Aussicht, freue mich aber schon wie wahnsinnig darauf, denn mal ehrlich: ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich jemals so weit weg von Zuhause sein werde und dann auch noch in diesem wunderschönen Land. Diese Woche war also eine superkalifragelistischexplialegorische Woche für mich, und bei euch?

Samstag, 11. Januar 2014

[Rezension] Susanne Goga - Der verbotene Fluss

Surrey, 1890. Charlotte Pauly ist Anfang 20 und tritt eine Stelle als Gouvernante an. Die junge Deutsche ist auf der Flucht vor einer unstandesgemäßen, skandalösen Verbindung und will sich ganz auf ihren neuen Schützling konzentrieren. Die kleine Emily hat vor kurzem ihre Mutter verloren und soll, so der Wunsch des Vaters, geschont werden. Deshalb haben die Angestellten die Auflage, nicht über die Tote zu sprechen. Doch etwas scheint im Haus nicht zu stimmen, Charlotte glaubt, nachts Geräusche zu hören und Emily, die sehr an ihrer fürsorglichen Mutter hängst, zeigt ein immer rätselhafteres Verhalten. Sieht sie nachts wirklich deren Geist durch den Garten gehen? Schließlich entschließt sich Emilys Vater die Society for Psychical Research einzuschalten. Gemeinsam mit dem Journalisten Tom Ashdown geht Charlotte auf die Suche ...

Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf bei medimops, weil mir das Titelbild gefallen hat, und es war schon mal ein erster Lesehighlight in diesem Jahr. Das Buch ist ein Schauerroman in bester englischer Tradition (und das von einer deutschen Autorin!), bei dem Jane Eyre und Sherlock Holmes aufeinander treffen. Sehr stimmungsvoll schildert Susanne Goga die unheimlich-düstere Atmosphäre des Hauses und Charlottes Probleme als ermittelnde Gouvernante zwischen Dienstboten und Herrschaft. Dabei taucht zwar eine Personalkonstellation auf, die einem aus englischen Romanen vertraut ist (die zurückhaltend-strenge Haushälterin, die herzliche Köchin, das rotblonde Pausbacken-Kindermädchen, ...), aber dennoch ist das Buch neu und interessant genug, um mich als Leser nicht zu verlieren. Dies liegt mit Sicherheit auch darin, dass die Autorin die spannende Geschichte der Society for Psychical Research mit einbezieht, die sich tatsächlich Ende des 19.Jahrhunderts gründete, um den aufkommenden Spiritismus in England zu erforschen und Betrüger zu enttarnen.

Die unvermeidliche Liebesgeschichte wird nur dezent angedeutet und beschränkt sich auf wenige Seiten (die man auch hätte weglassen können, aber darüber sehe ich hinweg ;-) ), dafür gibt es viel Grusel, für den am Ende zwar eine Erklärung angeboten wird, aber wer muss sie denn schon annehmen. Insgesamt ist die Lösung überzeugend, wenn auch eine klitzekleine Wendung am Ende fast zuviel des Guten war. Ich würde euch allerdings empfehlen, klüger zu sein als ich. Ich lese das Nachwort des Autors gerne schon am Anfang - tut es hier nicht, denn hier wird effektiv schon alles verraten und damit entgeht doch ein schönes Stück Rätselraten. Das hätte mir bei dem Roman eindeutig mehr gefallen, denn ich bin den beiden Protagonisten sehr gerne gefolgt in diese Welt, in der nie so ganz klar ist, ob es nicht doch noch mehr da draußen gibt als nur die Realität.

Das Buch war toll, um im Jahr anzukommen und ich empfehle es absolut weiter - es ist frisch rausgekommen und lohnt sich auf jeden Fall ;-)

[Rezension] Kate Pepper - 5 Tage im Sommer

Nach einem Einkauf im Supermarkt kehrt Emily nicht zu ihrem Mann Will und ihren drei Kindern zurück. Die Polizei ist nur mäßig dafür zu begeistern, nach der Verschwundenen zu suchen, doch zumindest der pensionierte FBI-Agent John Geary, der zufällig auf der Wache ist, schenkt Will Glauben. Nicht zuletzt, weil Emily an einem Datum verschwindet, das - so glaubt John - das Datum ist, an dem seit über zwanzig Jahren ein Serienmörder zuschlägt. Alle sieben Jahre entführt er eine Frau, wenige Tage später ihren Sohn. Die Mutter taucht später wieder auf, geistig verwirrt und nicht in der Lage, zu erklären, was geschehen ist, von den Kindern werden nur sorgsam arrangierte Leichenteile gefunden. Ist Emily tatsächlich von diesem Täter entführt worden? Fünf Tage noch, dann wird er erneut zuschlagen ...

Das Positive zuerst: dieses Buch besteht aus so kurzen Kapiteln, dass man immer schnell noch eins liest und plötzlich das Buch schon beendet hat. Es hat also ein gewisses Tempo, das einen Thriller auszeichnet. Allerdings finde ich es nur unwesentlich spannender als Wäsche beim Trocknen anzuschauen. Irgendwie ist das ganze wie Fast Food, wenn man am Ende ist, merkt man, dass es zwar den Magen gefüllt hat, aber wirklich satt oder genussvoll gesättigt ist man davon einfach nicht. Mir waren die Figuren alle zu flach und eindimensional, ich hab nicht so wirklich mitgelitten oder mitgefiebert. Außerdem war es mir eindeutig zu unausgegoren, was ich da dann als Motivsammlung, -andeutung und psychologischen Erklärungen geboten bekommen habe. Wieso schlägt er nur alle sieben Jahre zu? Was hat es mit den Leichenteilen auf sich? Welche Bedeutung hat es, dass da noch jemand umgebracht wird? Dieses "er will sich erwischen lassen", das da mitschwingt, ist mir zu vordergründig und zu seltsam, als dass ich es für einen guten Thriller halte. Ganz abgesehen von dem zufälligen "wir sind alle da"-Showdown am Ende ... nee, irgendwie bin ich von diesem Buch nicht satt geworden.

[Rezension] David Gilmour - Unser allerbestes Jahr

David Gilmour ist Fernsehmoderator und Autor. Sein Sohn Jesse ist 16 und hat von Schule die Schnauze so richtig voll. Während David ihm versucht, bei den Lateinaufgaben zu helfen, beschlie0t er, eine ungewöhnliche Erziehungsmaßnahme. Jesse darf die Schule abbrechen und tun, was er möchte. Es gibt nur zwei Regeln: keine Drogen - und dreimal pro Woche ein Nachmittag mit seinem Vater, bei dem sie Filme sehen, die David asuwählt. Tatsächlich zieht sich das Projekt über annähernd drei Jahre, bis Jesse sich darüber klar wird, was er mit seinem Leben anfangen möchte und was nicht. Und während dieser drei Jahre - begleitet von Truffaut, Hitchcock, Spielberg und anderen - reden die beiden Männer über Liebe, das Leben, Frauen und alles andere ...

Tja, was will ich zu diesem Buch sagen? Das Buch ist mit einem großen Aufkleber "Spiegel Bestseller" versehen und ich bin vielleicht ein wenig darauf hereingefallen. Ich hatte mir einfach mehr erwartet als das, was das Buch letztlich ist. Es ist weder Fisch noch Fleisch. Für mich war es weder sonderlich unterhaltsam - ich glaube, ich habe nicht eine wirklich komische Szene gelesen - noch sonderlich bewegend oder eindrucksvoll. Anfangs lernt man noch ein klein wenig über Film, aber diese kurzen Passagen werden dann im Buch immer mehr zurückgefahren und machen Platz für ... ja, für was eigentlich? Wirkliche Informationen über das Leben der Familie erhalte ich nicht, Jessies Verhalten ist für mich völlig unverständlich, weil ich keinen Zugang zu ihm finde, und Davids permanente "mein Sohn ist so cool und so klasse"-Gedanken gingen mir zunehmend auf den Senkel. Ich habe einfach bis zum Ende nicht verstanden, was da jetzt so weltbewegend dran sein soll, dass man direkt ein Buch drüber schreiben muss, und von daher war es mir am Ende dich zu flach und die Botschaft ist bei mir nicht angekommen.

Montag, 6. Januar 2014

[Wohnen im Norden] "König der Löwen" in Hamburg

Ich habe es ja schon erwähnt im Wochenrückblick und hier kommt auch der versprochene Bericht. Am 28.Dezember war ich gemeinsam mit meinem Mann in "Der König der Löwen". Das Musical wird seit 2001 in Hamburg gespielt und ich war immer so ein bisschen zwiegespalten, ob ich es sehen will oder nicht. Ich hatte Bilder vom Bühnenbild gesehen und konnte mir nicht so richtig vorstellen, wie das dann in echt aussehen sollte. Aber nun gut, meine Mutter hat das mit den geschenkten Karten in die Hand genommen und so brachen wir nach Hamburg auf.
Natürlich kann man mit dem Auto zum Theater fahren, aber die Parksituation da hinten ist nicht optimal. Das Theater liegt genau gegenüber der Landungsbrücken und von daher bietet es sich an, mit der S- oder U-Bahn anzureisen und dort auszusteigen. Denn, und das ist grade wenn man Kinder dabei hat der absolute Clou, die Stage-Entertainment bietet eine eigene Fähre an, die einen dann direkt vorm Theater absetzt. Wer schon mal in Hamburg war, hat die gelben Boote mit Sicherheit fahren sehen. Die Überfahrt dauert nur ein paar wenige Minuten, dafür ist es halt für Landratten eine absolut coole Sache (und wenn man dann noch wie wir ein klein wenig Seegang hat, ist es nur noch lustiger). Am Theater angekommen kann man in einem schicken und extrem gut beheizten Foyer warten, wobei die Säle relativ früh geöffnet werden. Auch hier wieder sehr kinderfreundlich: neben dem Saaleingang kann man für Kinder Sitzerhöhungen ausleihen, so dass auch die die Bühne gut im Blick haben. Unsere Sitze waren eine ziemlich gute Kategorie, wir saßen in Reihe 9 rechts zum Gang. Das sind optimale Sitzplätze für etwas längere Personen, weil direkt davor ein kleiner Gang entlanggeht und man so die Beine auch mal ausstrecken kann ;-) Wer Glück hat und einen Gangplatz erwischt, ist sowieso ziemlich mitten im Geschehen, weil immer mal wieder die Schauspieler auch durch die Gänge auf- oder abgehen.

Ja, und dann ging es los. Ich denke, die Geschichte kennt ihr alle noch aus dem Film, obwohl ich ganz dankbar war, dass meine Nichte ihn zu Weihnachten bekommen und sich noch einmal angeschaut hat, nur um sicherzugehen :-)
Wer im Musical nur deutsch erwartet, wird irritiert, denn zum Teil spricht Rafiki (der von einer Frau gespielt wird, für mich war der Affe immer ein Mann, weshalb ich erst so nach zehn Minuten kapiert habe, wer da grade auf der Bühne steht) Zulu und Xhosa ohne Übersetzung - das macht sie aber so großartig, dass man auch ohne Sprachkenntnisse ahnt, was grade erzählt wird :-p  Die Musik ist erweitert worden um einige Stücke eines (ich glaube) südafrikanischen Musikers und enthält etliches Swahili, die Lieder sind jedoch in erster Linie Ergänzung der tänzerischen Darstellung auf der Bühne - sie passen aber echt perfekt in die bekannten Lieder aus dem Film, das wirkt alles aus einem Guss.

Tänzerisch ist das Musical eine atemberaubende Leistung - allein die Kampfszenen am Ende oder auch die Darstellung der Löwinnenjagd waren Wahnsinn. Hier wird so viel gesprungen, dass wir auch direkt erlebt haben, was alles schief gehen kann: unmittelbar, nachdem sich Simba und Nala wiedergetroffen haben, ging plötzlich der Vorhang zu und wir wurden informiert, dass die Darstellerin sich beim Sprung verletzt hat. Nach fünfzehn Minuten ging es dann mit der Zweitbesetzung weiter. Zum Glück war es nur ein verstauchter Fuß, sie ist echt bescheiden aufgekommen nach einem Sprung und einfach zur Seite weggeknickt!

So, und jetzt bombardiere ich euch kurz mit einer Flut an Bildern, auf denen ihr einfach mal seht, was mich am meisten fasziniert hat: das Kostümbild. Man hat in diesem Musical Wer darauf gelegt, dass die Tierdarstellungen überwiegen und die Schauspieler sozusagen in das Kostüm integriert werden (bei Pumba spielt er quasi die Haare :-D )Die wichtigsten Figuren, allen voran Scar und Mufasa, können ihre Kopfmasken über ein Klappsystem auch vors Gesicht bewegen - in den Kampfszenen sieht das einfach nur irre aus. Ich habe leider kein Bild von den Hyänen, aber Junge, das sind - vor allem in Schattenszenen am Ende - die wohl abartigst-gruseligsten und gelungensten Kostüme der ganzen Show! Ebenfalls großartig: Zazu, der Schuhschnabel, der eine Marionette ist und obwohl man den Schauspieler die ganze Zeit sieht, wirkt dieses Tier einfach nur lebendig!

Löwinnen und Nala 
Selbst das Gras kann tanzen ;-)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zazu
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Eine Art Familienbild ;-)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Okay, man sieht Pumba nicht komplett, aber wenigstens Timon kommt raus - der Schauspieler ist entweder ein Schatten oder ein Busch hinter Timon ;-)
 
 
 
 
 
 
 
 
Meine absoluten Lieblingskostüme. Der Jaguar ist live so geschmeidig und schön - und die Giraffen haben meine Bewunderung, seht ihr, welche Position die Schauspieler dafür haben?
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 Das sind die Klappmasken im Einsatz - und wenn dann nur noch Schatten zu sehen sind, wirken sie erst so richtig! 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
So, und jetzt, wo ich die Bilder gesehen habe, bin ich schon wieder geflasht. Ich hatte echt nicht gedacht, dass das so gut wirken würde. Das ganze Stück wird gleichzeitig wie ein Traum und realistisch, es macht Spaß, zuzuschauen, es gibt lustige Szenen und hochgradig tragische. Es gibt gruselige Stellen und wunderschöne. Und es gibt herrliche Musik :-) 
 
Ach, was soll's, ein Bild kriegt ihr noch!
 


Sonntag, 5. Januar 2014

[Rezension] Susanne Ayoub - Engelsgift

Marie ist eine junge Drehbuchautorin, die vor kurzem Mann und Kind verloren hat. Nachdem sie sich zunächst völlig verkrochen hat, meldet sie sich eines Tages bei ihrem Chef und legt ihm ein Exposé für einen großartigen Filmstoff auf den Tisch. Die Geschichte des "blonden Engels", der Giftmischerin Karoline Streicher. 1938 wurde sie in einem spektakulären Prozess in Wien des vierfachen Mordes an Ehemann, Tochter, Tante und Untermieterin schuldig gesprochen und hingerichtet. Doch dann nimmt Marie Kontakt zu Herrmann Streicher auf, Karolines einzigem Sohn. Der alte Mann beteuert, dass seine Mutter einem Justizirrtum zum Opfer gefallen ist ...

Ich habe dieses Buch vor Jahren zum ersten Mal gelesen und danach stand es im Schrank. Ich weiß noch, dass ich es damals vor allem interessant fand, weil es einen wahren Fall zum Vorbild hat, nämlich die Versicherungsbetrügerin und Giftmischerin Martha Marek. Das Buch bot mir damals vor allem Nervenkitzel und das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Heute, mit viel Abstand zum ersten Lesen, habe ich das Buch unter neuen Aspekten gelesen. Ich wollte im Rahmen der "Lieblingsbücher"-Challenge einfach noch einmal in dieses Buch eintauchen. Noch mehr als damals bin ich eingetaucht, denn "Engelsgift" ist weniger Krimi als vielmehr ein Psychogramm einer Frau, die das Gefühl hat, immer zu kurz zu kommen, und einer Mutter-Sohn-Beziehung, die es in sich hat. All das wird von Susanne Ayoub in einer märchenhaft schönen Sprache erzählt, die manchmal ein wenig zu getragen zu sein scheint, dann aber doch wieder genau ins Bild passt. Wiener Schmäh und feinsinnige Beschreibungen treffen aufeinander und haben mich wirklich gefangen genommen. Das Buch enthält eine Vielzahl an Perspektivwechsel, die einerseits den Reiz ausmachen, andererseits aber auch sehr viel Konzentration beim Lesen fordern.

Aber warum dann kein vor Begeisterung strahlender Smilie? Weil das Buch leider den Fehler macht, sich nicht auf die Mutter-Sohn-Geschichte zu beschränken, sondern mit Marie eine - wie ich finde - völlig irrelevante Figur erschafft, die keinen wirklichen Zweck verfolgt. Wieso sich nicht einfach nur auf Herrmann beschränken, sein Psychogramm noch ausbauen und den Leser damit konfrontieren? Stattdessen wird hier Energie in ein in meinen Augen sehr übertriebenes Finale gelegt, das es so gar nicht gebraucht hätte.

Nichtsdestotrotz, ich bin von diesem Buch wirklich gefangen genommen worden und es wird nicht noch einmal so lange dauern, bis ich es erneut lese, das steht fest.

Kris und Guillaume Martinez - Die Welt von Lucie. Band 1

Ein Einkaufszentrum irgendwo in den USA. Mitten im Weihnachtsgeschäft geht eine Bombe hoch, ein Terroranschlag. Doch aus den Trümmern wird ein Mädchen gerettet. Die kleine Margaret ist wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Zu unverletzt nach Meinung des Instituts für paranormale medizinische Forschung, die das Mädchen aus dem Krankenhaus holen, um es genauer zu untersuchen. Die Ärztin, die die Untersuchung leitet, verfügt über telepathische Fähigkeiten. Doch noch viel talentierter auf diesem Gebiet ist ihr Ex-Freund, der Russe Sascha Iablokov. Während die beiden sich mit dem Geheimnis von Margaret beschäftigen, ist die Polizei auf der Suche nach dem Attentäter. Dabei ermittelt sie auch im Milieu der jugendlichen Streetgangs, die kurz nach dem Anschlag Zulauf bekommen: Wie aus dem Nichts taucht bei diesen Straßenkids ein blondes Mädchen auf, dass kein Wort spricht, aber scheinbar Lucie heißt. Und dann interessiert sich auch noch die Religionsgemeinschaft "Church of God" für die Vorfälle.
 
Ich hatte diesen Comic vor ewigen Zeiten mal zwischendurch in der Bibliothek gelesen, allerdings war mir damals schon klar, dass ich eindeutig nochmal mehr Zeit in dieses Buch investieren muss, denn in dem steckt so viel drin, dass man nicht weiß, wo vorne und hinten ist. In "Die Welt von Lucie" wird von Anfang an ein dermaßen großes Personenspektrum eingeführt, dass man manchmal fast den Überblick zu verlieren droht. Ständig wechseln die Schauplätze, immer wieder kommen neue Nebenhandlungen auf und man fragt sich, wie dieses Hakenschlagen am Ende zu einem vernünftigen Zopf gebunden sein soll. Erst gegen Ende des Buchs lichten sich die Geheimnisse ein wenig.
 
Diesen Verwicklungen entgegen stehen die Zeichnungen. Sie sind extrem flächig, nur wenige Sriche definieren die Personen und Räume, wirkliche Tiefe entsteht einzig durch die Farbgestaltung. Auch hier sind es eher nicht die subtilen Farbverläufe, sondern sehr kantige, eckige Farbübergänge, die aber dennoch wirken. Besonders schön war für mich, dass sie Schauplätze immer in sehr individuellen Lichtverhältnissen zu erkennen sind, das hilft dann doch bei der Übersichtlichkeit.
 
Wer ein Interesse an übersinnlichen Phänomenen hat, sollte hier auf jeden Fall einmal reinschauen :-)

Hjorth/Rosenfeldt - Die Toten, die niemand vermisst


Bei einer Wandertour in Järmland stolpert eine Dame im besten Alter über eine skelettierte Hand. Die herbeigerufene Polizei beginnt zu graben und finde die Leichen von vier Erwachsenen und zwei Kindern, alle per Kopfschuss ermordet. Doch wer sind diese Toten? Niemand scheint sie zu vermissen und das herbeigerufene Reichskommissariat rund um Torkel und sein Team stochert eher im Dunkeln. Und dann mischt sich auch noch der schwedische Geheimdienst ein!

Zugegeben, der Kriminalfall gerät in diesem Buch gelegentlich in den Hintergrund vor lauter Nebenhandlungen. Allerdings - und ich bin hier echt geschädigt von anderen Krimireihen - sind diese Geschichten nicht nervig, sondern vielmehr aus einem Guss und trotz ihrer Vielzahl unglaublich eng gestrickt und übersichtlich. Da wäre die Beziehung von Torkel und Ursula, die nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll, da wäre Vanja, die einen herben Schicksalsschlag verkraften muss und sich gleichzeitig mit einem immer seltsameren Sebastian arrangieren lernt, da ist Billy mit seiner Freundin, der immer mehr versucht, seinen Platz im Team zu definieren, da ist Ellinor, die unglaubliche Stalkerin, die bei Sebastian mit Sack und Pack eingezogen ist - und da ist Sebastian, noch unsympathischer, noch arroganter und gleichzeitig noch hilfloser und verletztlicher als jemals zuvor. Er steht eindeutig im Mittelpuntk des Buches, obwohl er seinem eigentlichen Job als Psychologe gar nicht großartig nachgeht - und das finde ich toll. Dieses Buch lebt einfach von der Figurenzeichnung und den sich entwickelnden und immer wieder neu definierenden Beziehungen zwischen den Figuren. Und das Ganze endet mit einem so verfluchten, verdammten Cliffhanger, dass ich laut geflucht und geschrien habe! Oh verdammt, das macht man einfach nicht, den Leser mit sowas zurücklassen! Deshalb freue ich mich richtig auf die Fortsetzung, wann auch immer sie kommt.

[Wochenrückblick 2014] Woche 1

Ich habe es mir mal wieder vorgenommen, schauen wir aber mal, wie lange ich tatsächlich durchhalte ;-)  In diesem Jahr möchte ich neben Büchern ein bisschen mehr über mich und über meine Unternehmungen erzählen. "Wohnen im Norden" wird weitergeführt, wenn ich also irgendeine Besichtigung oder dergleichen vornehme, werdet ihr auch direkt davon erfahren. aber darüber hinaus gibt es auch noch kleine Einblicke in meinen Alltag im Wochenrückblick.


Diese Woche war natürlich noch geprägt vom Jahreswechsel. Meine Schwester, mein Vater und meine Nichte waren zu Besuch und haben zum ersten Mal meine Wohnung gesehen. Highlight überhaupt war mein allererster eigener Christbaum, den ich hier gekauft habe. Ich habe dieses Jahr auf alles außer Kugeln und zwei Girlanden verzichtet und bin immer noch der Meinung, er sah großartig aus. Am 12. werden wir ihn abschmücken, denn am 13. kommt die Müllabfuhr und sammelt hier die Christbäume ein.

Am Samstag (zwar noch im alten Jahr, aber ich nehme es trotzdem mit rein) haben mein Mann und ich unser Weihnachtsgeschenk eingelöst. Wir hatten Karten für "König der Löwen" bekommen und saßen ziemlich weit vorne an der Bühne. Meine Nichte war ebenfalls mit dabei und hat sich vor Schreck erstmal auf meinen Schoß geflüchtet, als mitten im Stück die Hyänen auch noch die Treppe im Zuschauerraum runterliefen. Die Viecher sind aber auch gruselig! Insgesamt war es ein super Nachmittag und ich bin auch grade dabei, einen kleinen "Wohnen im Norden"-Post zu schreiben ;-)

Silvester haben wir dann erstmal noch eine kleine Hamburg-Sightseeing-Tour veranstaltet, bevor es abends Raclette gab. Und da grade noch Weihnachtsmarkt an der Alster war, wurde ich genötigt ins Mini-Riesenrad zu klettern :-)

Pünktlich zum 1. Januar sind dann zwei schöne Dinge passiert. Erstens hat mein Basilikum angefangen zu treiben, was ich nie gedacht hätte. Ich habe die Samen inklusive Erde und Tontopf zum Einzug bekommen und sie dann vor ein paar Tagen doch endlich mal eingesät. Zwar außerhalb der Zeit, aber was soll's. Zweitens habe ich mit einer Freundin unseren diesjährigen Wochenendurlaub abgemacht. Es wird aller Voraussicht nach für dreieinhalb Tage nach London gehen *Yippie*

Tja, und dann hat am 3.Januar auch schon wieder die Vorbereitung von Unterricht angefangen. Und morgen werde ich einen Korrekturmarathon hinter mich bringen müssen, aber was soll's - die Ferien waren schön, jetzt liegen stressige drei Monate ohne jeden Ferientag vor mir. Schauen wir mal, wie ich das durchhalte (und meine Schüler).

Und, wie war eure erste Woche?

Samstag, 4. Januar 2014

[Rezension] Tess Gerritsen - Schwesternmord

Als Maura Isles von einem Kongress zurück nach Boston kommt, ist vor ihrer Wohnung die Hölle los. Die Polizei von ganz Boston scheint sich hier versammelt zu haben - kein Wunder, wurden sie doch von Mauras nachbarn verständigt, der gerade ihre Leiche gefunden hat. tatsächlich sitzt in einem Auto vor Mauras Wohnhaus eine erschossene Frau, die der Pathologin aufs Haar gleicht. ist es tatsächlich eine Zwillingsschwester, von der die adoptierte Maura nie erfahren hat? Während sich Maura auf die Spur macht, das Rätsel ihrer Doppelgängerin zu lösen, stolpert sie mitten über einen neuen Fall für Jane Rizzoli. Denn auf einem Brachgelände, auf dem Mauras leibliche Mutter lebte, werden die Leichen eines Ehepaares gefunden. Die Frau war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens schwanger - doch von dem Kind fehlt jede Spur ...

Dieser Fall des Gespanns Rizzoli und Isles ist auf jeden Fall einer, den man nicht so schnell vergisst. Das liegt vor allem an dem extrem verschachtelten Plot, der bis zum Ende noch mit Überraschungen aufwartet. Gerade die Frage, was der Anfang des Romans mit dem rest zu tun haben könnte und wer dahintersteckt, hält einen bei der Stange. Was mir allerdings nicht so gut gefallen hat, war die unglaubliche Fokussierung auf das stille Leiden der Maura I. Maura ist mir so oder so eine Figur, mit der ich nie so richtig warm werde bei den Büchern, aber dieses Mal ist sie mir einfach zu viel. Dieses ständige Gewimmer wegen ihres Pfarrers, das leidende "ich gehe dann jetzt besser ... nein, es ist in Ordnung, du musst dich um deine Familie kümmern" gegenüber eines anderen Interessierten, und dann noch das bei Adoptivkindern in Krimis so übliche "bin ich Opfer meiner Gene oder nicht"-Überlegen war mir streckenweise wirklich zu viel. Ein wenig weniger wäre da vielleicht besser gewesen, Frau Gerritsen!

Alles in allem ein ganz guter Teil in der Serie, wenn man Maura ausblendet und sich auf den Fall konzentriert.

[Rezension] Jilliane Hoffman - Mädchenfänger

Lainey fühlt sich, wie so ziemlich jeder Teenager, von aller Welt unverstanden. Ihre Mutter und ihr Stiefmutter sind umgezogn, ihr kleiner Bruder nervt und an der neuen Schule findet sie keinen Anschluss. Ihr einziger Lichtblick sind ihre Chats mit Zach. Zach ist 17, Footballspieler, sieht blendend aus und steht auf sie. Gut, dass sie erst 13 ist, erwähnt sie lieber nicht. Als Zach dann ein heimliches Treffen vorschlägt, ist Lainey begeistert - doch sie wird nicht mehr zurückkommen. Denn Zach ist ein Triebtäter, der seinen opfern in Chats eine falsche Identität vorgaukelt. An dieser Stelle tritt FBI-Agent Bobby Dees auf den Plan. Die Ermittlungen tappen im Dunkeln, bis Dees ein Gemälde zugespielt wird. Es zeigt eine gefesselte junge Frau – und den Tod, der ihr bevorsteht.Bobby macht sich also auf die Suche nach dem Täter und hat immer mehr Angst. Denn auch seine eigene Tochter ist vor einigen Monaten einfach abgehauen ...

Ich gestehe, ich habe das Buch gekauft, weil ich noch eins gebraucht habe, um beim Buchhändler rabatt auf Mängelexemplare zu bekommen. Dabei habe ich mit Jilliane Hoffman schon Erfahrungen gemacht und zwar keine guten. Ich hatte "Cupido" gelesen und fand es so richtig daneben - aber hey, jeder Autor hat eine zweite Chance verdient. Kurz vor Weihnachten schien die ideale Zeit, um den Roman kurz runterzulesen und diesmal war ich zumindest von der Handlung selbst nicht allzu sehr enttäuscht. Der Krimifall ist spannend, wendungsreich und das Ende durchaus überraschend - allerdings mir einen Tick zu sehr herbeigezogen, aber das ist Geschmackssache. gelegentliche Logiklöcher kann man stopfen, indem man das Buch schnell und am Stück liest ;-) Was mir aber wirklich auf den Senkel ging, waren zwei Dinge.

Erstens scheint Jilliane Hoffman technisch noch irgendwo in den Neunzigern zu hängen. Ich hab mehrfach nachgeschaut und musste mich überzeugen: das Buch ist tatsächlich 2010 erstmals erschienen. 2010, das war die Zeit, in der Handys bereits deutlich mehr konnten als nur zu telefonieren und facebook bereits einen ziemlichen Höhepunkt hatte. Gut, auch myspace ist eine Plattform für Teenager, aber irgendwie wirken diese ganzen Beschreibungen von Lainey und ihren Chats wie die ersten gehversuche damals auf selbstgebastelten Homepages, auf denen in pinker Schrift auf lila Hinterrgund das eigene Hobby und das Sternzeichen präsentiert wurden. Vor allem hat mich ein bisschen genervt, dass Hoffman für ihre "älteren" Leser jede Abkürzung erklärt und kommentiert - und das so ungeschickt, dass ich beim Lesen jedes Mal zusammengezuckt bin.
Der zweite Störfaktor: Jilliane Hoffman wusste offenbar selbst nicht so recht, wie sie ihren Mörder jetzt schließlich mti einem Motiv ausstatten soll. Sie deutet eine religiöse Motivation an, allerdings wird nie so ganz klar, was dann genau daran diese Morde erklären soll. Und auch so ist die gestalt des Mörders extrem schwer fassbar und macht ihn wenig nachvollziehbar. Aber hey, das macht nichts - schließlich wird in Zusammenhang mit dem Mörder sowieso immer nur davion gesprochen, dass er "so schlimm wie Cupido" ist oder sogar "ein neuer Cupido". Ja, einmal ist okay. Aber diese Dauerhaftigkeit, mit der dieser Mörder aus ihrem Erstling hier zu VErgleichszwecken genannt wird, das wirkt wie eine Fahne, die geschwenkt wird und auf der steht: "Ich habe ein Buch geschrieben. Es heißt "Cupido". Ihr könnt es kaufen!" Das hat mich beim Lesen extrem genervt, so dass ich nicht mehr wirklich bereit bin, ihr die Unlogik und Leerstellen in "Mädchenfänger" zu verziehen.

[Rezension] Roald Dahl - Küsschen, Küsschen

Dieses Buch war mein Abschlussbuch 2013 und ich bin euch noch die Rezension dafür schuldig, denn schließlich liegt hier eines der schönsten Bücher vor, die ich kenne.

Roald Dahl kennt man meistens als Autor von putzigen und ein wenig gemeinen Kinderbüchern wie "Hexen hexen", "Sophiechen und der Riese" oder "Charlie und die Schokoladenfabrik". Alle diese Kinderbücher werfen den Leser in absurde Situationen, skurrile Geschehnisse und ein so bonbonbunte Welt werfen, dass man sich fragt, welche Abgründe wohl dahinter stecken mögen. Spätestens dann, wenn man sich Dahls Kurzgeschichten zuwendet, lernt man diese Abgründe kennen. In "Küsschen, Küsschen" sind elf davon versammelt, so rabenschwarz, so hundsgemein und so komisch, wie sie nur Dahl schreiben konnte.

Da ist die Geschichte des armen Tropfs, der auf der Suche nach einem Hotelzimmer ausgerechnet im Bed&breakfast einer alten Dame landet, die gerne Tiere ausstopft. Oder die des Antiqitätenhändlers, der versucht, mit einem Trick eine echte Chippendale-Kommode billig zu kaufen. Oder die von Mrs. Brixby, die ein Geschenk ihres Geliebten möglichst gescickt tarnen muss. Spätestens hier zeigt sich: in Dahls Universum betrügt jeder jeden und kann damit ganz gehörig auf die Schnauze fallen. Da hilft dann nur, sich aufrappeln, den Staub abklopfen und es beim nächsten Mal cleverer machen als der andere - wenn man dazu noch Gelegenheit hat. Das Lachen bleibt einem gelegentlich im Hals stecken, dennoch kann man es nicht unterdrücken - es wird vielleicht eher ein hexisches Kichern werden, aber was schadet das schon? Wer dieses Buch noch nicht kennt: lies es unbedingt. Und wer es kennt: lies es nochmal!

[Hörbuch] Wish U Were Dead (gesprochen von Nana Spier und anderen)

an-G-kozzt, so nennt sich die anonyme Bloggerin. Viel erfahren ihre Leser nicht von ihr, nur dass sie jung ist, eine High School besucht und nur einen Wunsch hat: Lucy soll sterben. Lucy, das ist das populärste Mädchen der Schule, die, deren Clique immer wieder auf der Bloggerin herumhackt. Und nur einen Tag, nachdem sie diesen Wunsch veröffentlich hat, ist Lucy weg. Keine Spur, keine Lösegeldforderung. Einfach weg. Madison, die als Freiwillige beim schuleigenen Taxi-Service arbeitet, hat Lucy als letzte gesehen und glaubt, sie hätte dafür sorgen können, dass ihre Freundin heil zuhause ankommt. Doch Lucy bleibt nicht die einzige, die sich scheinbar in Luft auflöst. Zwei weitere Schüler sind plötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Auch sie sind sehr beliebt, sie sind mit Madison befreundet und an-G-kozzt sehnt ihr Verschwinden herbei. Kein Wunder, dass Madison fast durchdreht, als ein Brief ankündigt, sie könne das nächste Opfer sein ...

Todd Strasser wäre nicht Morton Rhue, wenn er einfach nur einen Jugendthriller schreiben würde. Dennoch steht in diesem Buch die spannung an erster Linie und die Gesellschaftskritik kommt eher ein wenig durch die Hintertür. Das allerdings mit riesigen Sprüngen, wodurch das Buch für mich plakativer wirkt als die anderen Romane von Morton Rhue es tun. Hier wird Mobbing sehr, sehr, sehr vereinfacht dargestellt und auch die Auflösung finde ich zwar überraschend, aber gleichzeitig nicht hundertprozentig überzeugend.

Das Hörbuch, das ich mir ausgeliehen hatte, gehört jedoch zu den wirklich gut gemachten. Insgesamt neun verschiedene Sprecher treten auf, wobei die Hauptzeit von Nana Spier gehalten wird. Ihr kennt sie alle, denn Nana Spier ist die deutsche Synchronstimme von Sarah Michelle Gellar und passt verdammt gut in die Rolle der völlig überrannten Madison, die mit den In-Cliquen an ihrer High School möglichst wenig zu tun haben will und stattdessen eine Art von dauerhaftem sozialen Gewissen an den Tag legt. Nana Spier spielt die Rolle richtig aus, sie schluchzt, sie kreischt, die flüstert, sie sorgt dafür, dass während des Hörens wirklich Bilder entstehen. Ebenfalls gut umgesetzt sind die Kommentare im Blog, bei denen man als einziges wirklich die Stimmen von an-G-kozzt und ihrerm "Gönner" hört. Das ist auch ganz cool gelöst, dass man ansonsten nur jeweils alle Stimmen vom jeweiligen Abschnitterzähler hört, so bleibt trotz der Vielzahl der Sprecher das Geheimnis hinter diesen beiden Internetpseudonymen bestehen und lädt zum Mitraten ein.

Insgesamt ein schönes Hörbuch für Jugendliche, wenn auch mit ein wenig zu plakatver Geschichte ;-)

[Rezension] Moritz Stetter - Bonhoeffer

Seinen Namen hat jeder schon einmal gehört, aber dennoch ist die Lebensgeschichte des Widerstandskämpfers und Theologen Dietrich Bonhoeffer ein wenig in Vergessenheit geraten.Ich muss gestehen, auch ich weiß relativ wenig über diesen Mann und deshalb war es auch ein guter literarischer Snack für mich, mich an einer Biographie von ihm zu versuchen. Diese kommt aber ganz anders daher als gewohnt, denn es ist eine Graphic Novel für Jugendliche, mit der Bonhoeffers Leben aufgeschlüsselt werden soll ...

Lag es an der Darreichungsform? Lag es an mir? Ich weiß es nicht, fest steht nur, dass ich das ein oder andere Problem mit diesem Buch hatte. In erster Linie geht meine Kritik dahin, dass es einfach zu kurz und zu reduziert daher kommt. Bonhoeffers Leben wird an kurzen Stationen abgerissen und das war für mich nicht sonderlich geeignet. Ich fand es sehr schwer, mich immer wieder neu einstellen zu müssen auf die Frage "wo und wann bin ich denn jetzt grade".
Dementsprechen plakativ ausgewählt wirken dann für mich auch viele der szenen und Bilder, die hier dargestellt werden. Das Buch ist extrem schwarz-weiß (nicht nur in den zeichnungen), sondern in den Darstellungen und das gibt bei mir einfach Abzüge in der B-Note. Das plakative, große setzt sich in den Zeichnungen fort, die eher schmucklos erscheinen, sehr flächig und grade bei den Figuren eher auf Wiedererkennung durch bestimmte schnell zu erkennende Merkmale setzt (grade die Nazis wirken da öfter mal wie eine einzige gesichtsgleiche Menge).

Was mir dagegen gut gefalln hat, war die Erzählung selbst, war die Konzentration auf Bonhoeffer. Für Jugendliche kann es durchaus ein Anreiz sein, sich weiter mit der Geschichte zu beschäftigen, als einzige Infoquelle wäre es mir aber doch zu wenig.

Mittwoch, 1. Januar 2014

[Blogparade] Jahresabschluss 2013


Ich hätte es fast vergessen, dabei habe ich diesen Jahresabschluss doch bereits fertig gestellt im Kopf. Bei BuchSaiten gibt es auch dieses Jahr wieder die Gelegenheiten, nicht nur seinen Blog vorzustellen, sondern interessante Bücher kennen- und neue Blogger lieben zu lernen. Also beantworte ich gerne die fünf gestellten Fragen zu meinem letzten Lesejahr 2013.

 
* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir wenig versprochen habe, das mich dann aber positiv überrascht hat? (und Begründung)

 
 
Das war "Juliet, Naked" von Nick Hornby. Ich hatte irgendwie seit langem ein gewisses Hornby-Trauma, weil ich jedes Mal viel erwartet hatte und dann weniger bekommen habe als gedacht. Deshalb steht die englische Ausgabe von "Juliet, Naked" seit vier Jahren in meinem Regal. Als ich dann aber in die Bibliothek die deutsche Ausgabe gesehen habe, dachte ich, ich riskiere es trotzdem. Ich wurde mit einer sehr schönen Geschichte belohnt, mit interessanten Figuren und einem glaubwürdigen Plot. Auch wenn Hornby ein wenig zu sehr schwafelt, ich fand es echt gelungen.
 
 
 

* Welches war das Buch in diesem Jahr, von dem ich mir viel versprochen habe, das mich dann aber negativ überrascht hat? (und Begründung)

 
 
Auch hier eine eindeutige Antwort: "Das fremde Haus" von Sophie Hannah. Dieses Buch war einfach nur furchtbar. Die Geschichte völlig unrealistisch, die Figuren platt und unglaubwürdig. Ich habe mich beim Lesen immer mehr geärgert und gefragt, was die Autorin geraucht und/oder getrunken hat, bevor sie das geschrieben hat. Ach ja, bei Bastei Lübbe scheint man inzwischen auch an den Lektoren zu sparen, anders kann ich mir die zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikschnitzer gegen Ende nicht erklären.
 
 


* Welches war eure persönliche Autoren-Neuentdeckung in diesem Jahr und warum?

BROM. "Der Kinderdieb" war 2013 mein absolutes und unbestrittenes Lieblingsbuch. Erstens, weil Brom großartige Illustrationen geschaffen hat, zweitens aber auch, weil er ein toller Erzähler ist, der mich an die Hand genommen und ins Nimmerland gezogen hat. In ein so düsteres, gefährliches, fantastisches Nimmerland, dass ich wieder dorthin zurück will, um wieder von dort zu fliehen!
 


* Welches war euer Lieblings-Cover in diesem Jahr und warum?

"Der geheime Name". Es ist simpel, hat aber eine wundervolle Farbgestaltung. Die Spiegelung, die Schnörkel, einfach alles.
 


* Welches Buch wollt ihr unbedingt in 2014 lesen und warum?

Da gibt es eine ganze Latte. Fest vorgenommen habe ich mir für 2014 "Dunkle Halunken" von Terry Pratchett. Erstens, weil es schon hier liegt. Zweitens, weil es ein Pratchett ist. Und drittens, weil ich gerne lachend ins Jahr 2014 starten möchte. Also werde ich mich heute Abend damit auf die Couch zurückziehen und mich auf ein spannendes, lustiges, abwechslungsreiches Lesejahr freuen!

[Rezension] Marc Pastor - Mala Dona

Barcelona im Jahr 1912. Seit einiger Zeit macht ein Gerücht die Runde in den Armenvierteln der Stadt. Eine Bestie entführt Kinder, warum oder wozu, darüber wird wild spekuliert. Wie viele Kinder ihr bisher zum Opfer gefallen sind, weiß man nicht, denn die Polizei kümmert sich wenig um die Belange der Armen. Als aber die Gerüchte immer lauter werden, werden die Kommissare Moisès Corvo und Juan Malsano mit Ermittlungen beauftragt und stoßen schon bald auf immer mehr Steine, die ihnen von den Oberen in den Weg gelegt werden ...

Ich habe geschlagene drei Wochen an diesem Buch gelesen und ungezählte Male überprüft, wie viele Seiten noch vor mir liegen. Dreihundert so langwierige und zum Teil nichtssagende Seiten sind mir wirklich nur selten untergekommen. Anfangs dachte ich noch, dass gerade die gewählte Erzählperspektive das Buch wahnsinnig spannend machen wird, denn dieser Ich-Erzähler, der durch das Buch führt, ist niemand anders als der Tod höchstselbst. Bei "Die Bücherdiebin" habe ich bereits die Erfahrung gemacht, dass eine Erzählung durch den Tod leicht in die Hose gehen kann, aber ich habe "Mala Dona" eine Chance geben wollen. Die ersten paar Seiten ist das auch noch in Ordnung, aber irgendwann fängt der Tod an mich zu langweilen. Besonders, weil er alles vorausnimmt und bei mir keinerlei Spannung aufkommen will, wenn ich genau weiß, wer sich hinter dem Mörder verbirgt und was seine Motive sind. Damit sind wir auch bei Punkt zwei, der mir im Verlauf des Romans immer mehr auf den Senkel gegangen ist: es gab einfach keinerlei Spannung. Erstens, weil man eh schon alles wusste, und zweitens, weil die Figuren für mich trotz allem einfach nur blass und/oder unsympathisch waren. Es ist mir relativ egal, wie oft sich Corvo von ihrgendwelchen Nutten einen blasen lässt, ich muss ihm nicht jedes gottverdammte Mal dabei begleiten, danke. Fast habe ich vermutet, dass der Autor selbst in dieser Hinsicht nicht ganz ausgelastet ist ... Gut, trotz allem hätte das Buch natürlich dadurch spannend werden können, dass der Fokus dann auf die Darstellung Barcelonas gelegt wird, dass die Armut und Korruption in der Stadt in breiten Bildern aufgetan wird und der Leser mit auf eine Zeitreise gehen kann. Aber auch das gelingt in meinen Augen kaum, dazu sind die Schilderungen oft zu platt und in allen Fällen viel zu kurz. Da wird eher karikiert als gezeichnet.

Statt also einfach eine spannende, auf Tatsachen basierende Geschichte zu erzählen, die den Leser fesselt, unterhält und begeistert, hat sich Pastor dazu entschlossen, Kunst zu machen. Und das ist, wie es bei diesem festen Vorsatz leider oft geschieht, in die Hose gegangen. Schade.

[Rezension] Sophie Hannah - Das fremde Haus

Ganz ehrlich, diese Rezension juckt mir seit Monaten in den Fingern und gleichzeitig weiß ich nicht, wie ich sie schreiben soll, um euch auch nur den Hauch des Eindrucks zu vermitteln, WIE bescheuert ich das Buch fand.

Fangen wir mit dem Grund an, warum ich das Buch gekauft hatte: das Cover. Das sieht aber auch extrem stylish aus - auf dem festen Umschlag befindet sich lediglich ein Grundriss eines Hauses, Titel und einige blutige Fingerabdrücke befinden sich auf einem milchigen Überumschlag. Dieses Buch macht im Regal einen großartigen Eindruck und sieht sowas von verheißungsvoll aus, dass ich einfach nicht reinfallen kann. Dachte ich.

Dann begann ich. Das Buch haut den Leser völlig unvorbereitet in eine Szene, die er sich irgendwie zusammensuchen muss. Eine Ich-Erzählerin liegt blutend auf einem Boden und ein gewisser Kit scheint irgendwie darin verwickelt zu sein. Außerdem gibt es, so scheint es, vier weitere Leichen, die Familie Gilpatrick, irgendwo. Cool, das verspricht Thrilleratmosphäre!

Ja, und dann? Dann springe ich als Leser plötzlich zurück zu einem Abend eine Woche vorher. Connie kann nicht schlafen. Also steht sie auf und geht an den Computer. Sie ruft eine Website einer Maklerfirma auf und klickt sich durch das Angebot. Beim Objekt "Bentley Grove 11, Cambridge" hält sie an und klickt sich durch die Bilder. Warum, wieso? Man weiß es nicht. Connie ergeht sich in düsteren "dieses Haus hatte so großes Unglück gebracht"-Andeutungen. Schließlich öffnet Connie den virtuellen Rundgang und erstarrt. Denn dort, in diesem Haus, liegt eine Leiche auf dem Wohnzimmerteppich. Aber als sie Kit ruft, sieht der auch nach x-Wiederholungen nur ein leeres Zimmer. Die Polizei hält Connie für eine Spinnerin, bis auf  Simon Waterhouse, der sich aber zur Zeit in den Flitterwochen befindet. Woher Connie Waterhouse kennt? Warum Waterhouse diese unglaubwürdige Story sofort für wahrscheinlich hält? Ach was, das muss Ms. Hannah doch dem Leser nicht erklären! Ab diesem Zeitpunkt begann die Geschichte für mich im Kreis zu laufen. Ständig wurden irgendwelche düsteren "oh, wie schrecklich dieses Haus ist"-Andeutungen gemacht, ohne mir aber zumindest mal nahe zu bringen, warum zur Hölle dieses Haus überhaupt eine Rolle spielen sollte! Das erfahre ich erst nach fast 100 Seiten!

Vor einem halben Jahr nämlich hat Connie das Auto ihres Mannes benutzt und im Navi "Zuhause" eingegeben. Das Navi führte sie nicht etwa zu ihrem Cottage, sondern schlug ihr eben die Adresse Bentley Grove 11, Cambridge vor. Kit behauptet, sie müsse die Adresse selbst eingegeben haben oder es handele sich um eine Voreinstellung des Verkäufers. Wie gesagt, das ist vor einem halben Jahr passiert. Seitdem fährt Connie ihrem Kit jeden Freitag nach, um ihn bei seinem Doppelleben zu überraschen - aber er scheint gar keines zu führen.

An dieser Stelle bin ich gedanklich einfach nicht mehr mitgekommen. Diese bescheuerte Hauptfigur hat mich ab diesem Zeitpunkt einfach nur angekotzt. Connie Bowskill, geborene Monk ist Anfang dreißig. Sie lebt mit ihrem Ehemann Kit in Little Holling in der Nähe von Cambridge. Ein Ort, den Connie nie verlassen hat, genauso wenig wie ihre Schwester und ihre Eltern. Denn eine Monk tut das nicht. Sie besucht ihre Familie regelmäßig, arbeitet halbtags für das elterliche Unternehmen und den Rest der Zeit für die Firma, die sie vor einigen Jahren mit Kit gegründet hat.     Diese Figur ist sowas von doof, weltfremd und in ihren Handlungen eingeschränkt - was prädestiniert sie dazu, Protagonistin zu werden, die mich als Leserin zur Identifikation einladen soll? Sie macht ja nicht einmal im Ansatz etwas, was logisch wäre. Stattdessen verrennt sie sich in dieses alberne Beschattungsspielchen - also bitte. Entweder, sie glaubt Kit irgendwann mal, dass er keine andere hat, oder sie zieht die Konsequenzen aus ihrem Misstrauen. Aber dieses permanente Rumgeeiere und stille Leiden NERVT!!! In Großbuchstaben. Ich muss auch ehrlich sagen, ich konnte und wollte ihr nicht mehr folgen und habe den Verlauf der Handlung immer weniger verstanden. Auf mich wirkte das Ganze einfach nur wie eine durch Psychopharmaka verursachte Halluzination und ich habe drauf gewartet, dass mir das als Ende präsentiert wird. Bedauerlicherweise wurde mir jedoch alles als todernst verkauft und damit habe ich Probleme. Dieses Buch war so ziemlich mit das mieseste, das ich im letzten Jahr gelesen habe und ich bin nur froh, es für einen Euro bei ebay bekommen zu haben.
   
   

[Rezension] Peter Robinson - Im Sommer des Todes

Yorkshire, im Oktober 2005. Detective Chief Inspector Alan Banks wird nach Fordham gerufen. Nach einer Gewitternacht wurde der Mieter von Moorview Cottage tot aufgefunden. Niemand weiß, wer der Fremde ist, bis Banks ihn als den Musikjournalisten Nick Barber identifiziert. Barber arbeitete für die Musikzeitschrift MOJO an einer Story über die Mad Hatters, eine Band, die in den Sechziger und Siebziger Jahren von Yorkshire aus die Welt eroberte. Inzwischen jedoch sind die Mad Hatters zwei Mitglieder weniger, denn Vic Greaves, Songwriter, Keyborder und Hintergrundsänger hat sich mit mentalen Problemen (offenbar durch zuviel Drogengenuß) völlig zurückgezogen. Robin Merchant, Bass und Songwriter, ist gaanz à la Brian Jones von den Rolling Stones nach einer Drogennacht in einem Swimmingpool zu Tode gekommen. Aber jetzt, zu ihrem vierzigsten Jahrestag, sollen die Mad Hatters eine große Revival-Tour starten. All dies war für Barber Anlass genug, in der Vergangenheit zu bohren und auf ein dunkles Kapitel der Band zu stoßen. 1969, bei einem Musikfestival in Brimleigh, wurde die Leiche eines jungen Mädchens gefunden wurde. Die18jährige Linda Lofthouse heraus war jung, hübsch, Mitglied einer Kommune und früh Mutter geworden. Detective Inspector Stanley Chadwick war der Ermittler in diesem Fall. Er ging - infolge einer Tochter im etwa gleichen Alter wie die Ermordete - nicht ganz unvoreingenommen verschiedenen Spurern nach, die ihn zum einen auf das im Backstage-Bereich versammelte Umfeld der Mad Hatters und b) auf die örtliche Hippie- und Hasch-Kolonie junger und nicht mehr ganz junger Leute, die mehr oder weniger alle das Konzert besucht hatten, bringen. Schließlich wird ein offensichtlich verhaltensgestörter Hippie und Hasch-Dealer festgenommen und verurteilt. Bald darauf wird er im Gefängnis ermordet. Barber scheint einen Zusammenhang zu den Mad Hatters zu vermuten - wurde er deshalb ermordet? ...

Als ich das Buch begonnen hatte, bin ich zum CD-Player und habe Janis Joplin eingelegt. Nicht nur, um Hintergrundmusik zu haben, sondern nicht zuletzt, weil das Buch im Original den Titel "Piece of my Heart" trägt und Janis wie dafür gemacht zu sein scheint.  Besonders die Ausflüge in die Sechziger und der Zusammenprall des konservativen Chadwick mit der neuen Welt der Rockmusik waren eines meiner Highlights im letzten Jahr. Die Darstellung der Mad Hatters war überzeugend und glaubwürdig, die Ermittlungsversuche Chadwicks spannend. Abzug erhält Robinson eigentlich eher für die Verbindung in die Gegenwart, die mir dann doch einmal zu oft auf überraschende Wendung gezogen worden ist. Die Lösung der beiden Fälle ist überzeugend, wenn auch nicht unbedingt die naheliegendste der Welt. Die Grundgeschichte rund um Annie Cabbot, Alan Banks, seine Familie und die Kriminalpolizei wird - dem Seriengesetz folgend - weitergeführt, hält sich aber dezent zurück und nimmt nur einen Bruchteil des Romans ein. Dafür besonderen Dank an den Autor, andere hätten sich da viel breiter gemacht - das Buch ist auch ohne Vorwissen lesbar geblieben. Robinson dagegen hat einen spannenden Roman geschrieben, in dem die Musik ein absolutes Zentrum bildet - wenn der Verlag jetzt noch den Soundtrack dazu spendieren würde und es die Mad Hatters tatsächlich gegeben hätte, das wäre einfach nur brillant gewesen.

[Rezension] Dirk Reinhardt - Edelweißpiraten

Der sechzehnjährige Daniel lernt bei der Beerdigung seines Großvaters den alten Josef Gerlach kennen. Beide freunden sich an und schon bald überlässt Gerlach dem Jungen sein altes Tagebuch, das Daniel in die Jahre des Nationalsozialismus führt, als der junge Josef sich einer Gruppe anschloss, die nur eins im Sinn hatten: ein Leben außerhalb der starren, staatlich vorgegebenen Jugendorganisationen führen ...

Das Schlimme ist, ich bin anscheinend die einzige, die das Buch irgendwie doof fand. Die Rezensionen bei Amazon überschlagen sich vor Lob, und ich stehe daneben und denke mir bei jedem Satz: "Nein, eben nicht." Ich fand das Buch nicht sonderlich dicht - die Figuren blieben für mich dauerhaft blass und einige Handlungen erschienen mir von meiner Warte aus extrem unlogisch - die Sprache fand ich nicht authentisch, sondern aufgesetzt nach dem Motto "jetzt reden wir mal genau wie Arbeiterjungen in den Vierzigern, los!" - und wirklich mitgenommen hat mich die Geschichte einfach nicht. Sie ist an mir vorübergezogen und für mich war das so ein typisches Buch, bei dem meine Schüler einmal kurz "schlimm, schlimm" denken und danach zum nächsten greifen würden. Wirklichen Gehalt konnte ich nicht erkennen - schade.

Taschenbuch, 256 Seiten. Aufbau Verlag.