Samstag, 11. Januar 2014

[Rezension] Susanne Goga - Der verbotene Fluss

Surrey, 1890. Charlotte Pauly ist Anfang 20 und tritt eine Stelle als Gouvernante an. Die junge Deutsche ist auf der Flucht vor einer unstandesgemäßen, skandalösen Verbindung und will sich ganz auf ihren neuen Schützling konzentrieren. Die kleine Emily hat vor kurzem ihre Mutter verloren und soll, so der Wunsch des Vaters, geschont werden. Deshalb haben die Angestellten die Auflage, nicht über die Tote zu sprechen. Doch etwas scheint im Haus nicht zu stimmen, Charlotte glaubt, nachts Geräusche zu hören und Emily, die sehr an ihrer fürsorglichen Mutter hängst, zeigt ein immer rätselhafteres Verhalten. Sieht sie nachts wirklich deren Geist durch den Garten gehen? Schließlich entschließt sich Emilys Vater die Society for Psychical Research einzuschalten. Gemeinsam mit dem Journalisten Tom Ashdown geht Charlotte auf die Suche ...

Dieses Buch war ein absoluter Spontankauf bei medimops, weil mir das Titelbild gefallen hat, und es war schon mal ein erster Lesehighlight in diesem Jahr. Das Buch ist ein Schauerroman in bester englischer Tradition (und das von einer deutschen Autorin!), bei dem Jane Eyre und Sherlock Holmes aufeinander treffen. Sehr stimmungsvoll schildert Susanne Goga die unheimlich-düstere Atmosphäre des Hauses und Charlottes Probleme als ermittelnde Gouvernante zwischen Dienstboten und Herrschaft. Dabei taucht zwar eine Personalkonstellation auf, die einem aus englischen Romanen vertraut ist (die zurückhaltend-strenge Haushälterin, die herzliche Köchin, das rotblonde Pausbacken-Kindermädchen, ...), aber dennoch ist das Buch neu und interessant genug, um mich als Leser nicht zu verlieren. Dies liegt mit Sicherheit auch darin, dass die Autorin die spannende Geschichte der Society for Psychical Research mit einbezieht, die sich tatsächlich Ende des 19.Jahrhunderts gründete, um den aufkommenden Spiritismus in England zu erforschen und Betrüger zu enttarnen.

Die unvermeidliche Liebesgeschichte wird nur dezent angedeutet und beschränkt sich auf wenige Seiten (die man auch hätte weglassen können, aber darüber sehe ich hinweg ;-) ), dafür gibt es viel Grusel, für den am Ende zwar eine Erklärung angeboten wird, aber wer muss sie denn schon annehmen. Insgesamt ist die Lösung überzeugend, wenn auch eine klitzekleine Wendung am Ende fast zuviel des Guten war. Ich würde euch allerdings empfehlen, klüger zu sein als ich. Ich lese das Nachwort des Autors gerne schon am Anfang - tut es hier nicht, denn hier wird effektiv schon alles verraten und damit entgeht doch ein schönes Stück Rätselraten. Das hätte mir bei dem Roman eindeutig mehr gefallen, denn ich bin den beiden Protagonisten sehr gerne gefolgt in diese Welt, in der nie so ganz klar ist, ob es nicht doch noch mehr da draußen gibt als nur die Realität.

Das Buch war toll, um im Jahr anzukommen und ich empfehle es absolut weiter - es ist frisch rausgekommen und lohnt sich auf jeden Fall ;-)

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