Samstag, 8. März 2014

[Buchgedanken] Anna Gavalda - Zusammen ist man weniger allein

Camille ist Ende zwanzig, arbeitet als Putzfrau und magersüchtig. Franck ist Mitte dreißig, Koch und im Dauerstress zwischen seiner Arbeit und seiner Großmutter Paulette, die nach einem Unfall im Altersheim lebt. Und Philibert, letzter männlicher Spross eines Adelsgeschlechts, arbeitet als Postkartenverkäufer, weil er zwar alles über französische Geschichte weiß, im Umgang mit Menschen aber so ungeübt ist, dass er aus dem Stottern nicht mehr herauskommt. Das Leben dieser vier Personen kreuzt sich, als Philibert die grippekranke Camille kurzerhand in der Wohnung einquartiert, die er sich mit Franck teilt. Und er ist es auch, der mit seiner Begeisterung und seinem Glauben an die schönen Seiten der Welt diese seltsame WG zusammenhält, in der alle vier Bewohner im Laufe eines langen und kuriosen Jahres neue Kraft schöpfen, neue Ideen verwirkliche und die neue Erfahrung machen können, dass Gemeinschaft manchmal auch einfach nur dabei hilft, sich zu stützen, um nicht endgültig wegzubrechen ...

Ich habe mir das Buch vor Weihnachten bei medimops bestellt, weil ich den Titel so schön fand und außerdem der felsenfesten Überzeugung war, mal wieder mehr Literatur konsumieren zu müssen. Zum Glück habe ich es getan :-) Das Buch macht es seinem Leser nicht einfach, die Geschichte nachzuvollziehen, denn der Schreibstil ist manchmal extrem anstrengend. Hauptsächlich Dialoge, einfach nur aneinander gereiht ohne Erklärung, allzu oft auch ohne Redebegleitsatz, und mittendrin dann die Gedankengänge einer Person während des Gesprächs. Manche Stellen musste ich dann auch drei- oder viermal lesen, um zu verstehen, was da grade genau passiert ist. Aber das hat mir das Buch nicht madig gemacht, denn ich habe mich einfach von Anfang an verliebt in alle diese Personen. Speziell aber in Philibert, eine so charmant-französische Figur, dass ich am Ende wirklich traurig war, als ich das Buch zuklappen musste. Franck und Camille sind in der ihnen eigenen Ruppigkeit und Verletzlichkeit großartig durch ihre Dialoge charakterisiert, aber Philibert - oder Philou, wie ihn die beiden anderen immer wieder nennen - wird vor allem durch seine Handlungen lebendig. Ein großes Kind, das aus der Zeit gefallen zu sein scheint, und dem man weder böse sein kann noch mit dem man Mitleid hat. Man nimmt seine Ticks und seine Absonderlichkeiten hin, weil sie zu ihm gehören, und dadurch macht er das Buch lebendig. Ich habe jede Seite dieses Buchs genossen, egal, ob es um Essen geht oder um Geschichte, egal, ob gelacht, gelitten, getrunken oder geliebt wird, das Buch ist voll mit hellen Farben, mit Pastellfarben, mit Sommerfarben, mit Gerüchen und Geschmack, mit so vielen, was ich bei meinen Lektüren seit langem vermisst habe. Und dass, während ich dieses Buch gelesen habe, der Frühling ganz langsam angekommen ist, hat es nur noch schöner gemacht. Diese Erinnerung aus dem Lesejahr 2014 möchte ich gerne ganz lange mitnehmen :-) 

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