Sonntag, 23. März 2014

[Buchgedanken] Elizabeth George - Keiner werfe den ersten Stein

Es ist tiefster Winter in Schottland und der Landsitz Westerbrae liegt tief verschneit von aller Welt abgeschnitten irgendwo in den Highlands. Eine Londoner Theatergruppe hat ausgerechnet diesen Ort ausgewählt, um ihr neues Stück zu proben. Doch bereits am ersten Morgen erschüttert ein Mord die Kulisse, denn die Autorin Joy Sinclair liegt erdolcht in ihrem Bett. Noch bevor die Ortspolizei wirklich loslegen kann, wird Scotland Yard nach Schottland geschickt. Oder um genau zu sein, Inspector Lynley wird von ganz oben damit beauftragt, den Fall mit den Samthandschuhen eines Earl zu behandeln, schließlich sind unter den Anwesenden niemand geringerer als Sir Stirnhurst, ein bekannter Londoner Produzent, nebst Gattin und Tochter. Während Havers sich wie ein Terrier auf die Spur des Adels setzt und dessen tief vergrabene Geheimnisse freilegt, gerät Lynley in einen doppelten Konflikt. Einerseits den mit den althergebrachten Gentleman-Traditionen, die er mit der Muttermilch aufgesogen hat. Und andererseits mit der Tatsache, dass zu den Verdächtigen ein Mann gehört, der die Nacht mit niemand anderem als Helen Clyde verbracht hat, Lynleys unerwiderter Liebe ...

Ehrlich gesagt habe ich mich bei dem Buch immer wieder gefragt, ob es nicht vielleicht eine Nummer kleiner geht. Die Suche nach dem Mörder geriet immer mehr in den Hintergrund, stattdessen wurde das Thema "er muss doch wohl der Mörder sein, ich hasse ihn, er hat's mit meiner Freundin getrieben" x-mal variiert und nervte in den letzten zweihundert Seiten zunehmend. Vor allem, weil Lynley im Zuge dieses massiven Anfalls von Eifersucht gleich sämtliche Objektivität zum Teufel schickt und sich einzig an die Ferse des Regisseurs Rhys Davies-Jones heftet.

Was an dem Buch ebenfalls extrem nervig wurde, war die Vielzahl an Personen, die hier auftaucht. Und natürlich hat jeder ein Mordmotiv - außer die engelsgleiche Helen, deren Naivität mich persönlich eher abschreckt - es ist schlimmer als bei Agatha Christie. Das Stochern in der Vergangenheit, das Havers und St.James betreiben, rettet da zwar doch ein wenig, aber auch hier kommen mir dann zu viele Schatten der Vergangenheit emporgekrabbelt, die ihre düsteren Finger ausstrecken. Nein, für mich war das Buch trotz der ein oder anderen Spannung nur absoluter Durchschnitt mit langen Durststrecken. Sollte man gelesen haben, um die Folgebände zu verstehen, aber es wird kein Liebling werden von mir ...

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