Samstag, 10. Mai 2014

[Buchgedanken] Alina Bronsky - Nenn mich einfach Superheld

Der 16jährige Marek fühlt sich leicht verarscht, als seine Mutter ihn in einer Selbstbilfegruppe unterbringt. Denn er will sich nicht helfen lassen, er will einfach nur in Ruhe gelassen werden und mit seiner Vergangenheit abschließen, statt sie aufzuarbeiten. Denn Mareks Leben gliedert sich in zwei Zeitabschnitte. Die Zeit vor dem Kampfhund, als er als Star der Schultheatergruppe und beliebter Schüler glänzte - und die Zeit nach dem Kampfhund, der ihm das Gesicht zerbissen hat. Marek ist verbittert und kapselt sich von seiner Umwelt ab - und dass er jetzt mit einer Horde Behinderter über seine Probleme sprechen soll, findet er alles andere als angenehm. Als er dann auch noch mit der Gruppe in ein verlängertes Wochenende in die mecklenburgische Pampa fahren muss, hält ihn nur die Hoffnung auf einen verlängerten Flirt mit seiner Gruppenkameradin aufrecht. Und dann stirbt plötzlich sein Vater und Marek muss sich nicht nur zur Beerdigung aufmachen, sondern sich allmählich die Frage stellen, ob er tatsächlich weiterhin sein Leben von seinem Gesicht beeinflussen lassen will...

Ich habe das Buch spontan mitgenommen, weil es diesen hübschen rosa Umschlag hat. Okay, und weil ich nach "Die schärfsten Gerichte der tartarischen Küche" wirklich angetan war von Alina Bronskys Erzählen. Auch in "Nenn mich einfach Superheld" war ich sehr schnell in der Geschichte drin und habe mich mit Marek gut unterhalten. Und das, obwohl dieser Junge eigentlich ein ziemliches Arschloch ist, das seine Verletzungen zu einer hervorragenden Ausrede verwendet, um diesen Charakterzug voll auszuspielen. Je mehr Seiten ich gelesen habe, desto mehr habe ich mich gefragt, wie schlimm seine Narben wohl tatsächlich sind, denn wirklich beschrieben wird das nicht. Seine Mutter, die ihn dazu bewegen will, weiterzumachen und sein Leben wieder aufzuführen, tut so, als wäre es nur ein Kratzer - er selbst klingt, als hätte er die Hälfte seines Gesichts eingebüßt. Marek ist zumindest ein ungewöhnlicher, weil extrem egoistischer Held, kommt aber nicht im Ansatz an die Oma aus der tartarischen Küche heran.

Was ich vom restlichen Buch halten soll, weiß ich aber immer noch nicht. Irgendwie ist mir die ganze Geschichte mit ihrer Auflösung zu unrealistisch, zu simpel an der ein oder anderen Stelle, zu ... ich kann es nicht genau sagen. Als ich das Buch gelesen habe, ist es quasi an mir vorbeigeflossen und ich hatte das Gefühl irgendetwas wichtiges übersehen zu haben. Aber ich könnte nicht sagen, was das sein soll. Der Subtext, der hier mit Sicherheit vorhanden ist, hat mich nicht beachtet, und ich selbst war zwar unterhalten, aber es war ein bisschen wie mit einem McDonalds-Burger: wenn man ihn isst, schmeckt er lecker, aber lange hält er nicht vor.

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