Donnerstag, 8. Dezember 2016

[Rezensionsexemplar] Fiona Palmer - Das Glück der roten Erde

Isabelle Simpsons größter Wunsch ist es, eines Tages Gumlea, die Farm ihrer Familie, zu übernehmen. Doch anstatt seiner Tochter eine Chance zu geben, macht ihr alternder Vater den undurchsichtigen Nachbarssohn Tim Simmons zu seiner rechten Hand. Tief verletzt kehrt Isabelle ihrem Zuhause den Rücken. Erst als eine Tragödie die Zukunft von Gumlea bedroht, erhält sie endlich die Gelegenheit, sich zu beweisen. Doch bei ihrer Heimkehr muss Isabelle erkennen, dass ihre Welt nicht mehr die ist, die sie einmal war …

Hach ja. Manchmal muss es bei mir einfach auch mal richtig seicht im Lesestoff zugehen und ich brauche Herzschmerz, Dramatik und möglichst einen exotischen Schauplatz. Dementsprechend glücklich war ich, als ich beim bloggerportal diesen Roman als ebook bekommen habe, um mich damit mal einen Tag auf die Couch zu verziehen. Und ja, ich gebe zu, diese Liebes- und Familiengeschichte rund um Izzy hat mir schon irgendwie das erkaltete Herzchen gewärmt, das war nett gemacht und erfrischend unrührselig erzählt. Hochklassige Dialoge muss man jetzt nicht erwarten, aber ich fand die gesamte Autorenstimme deutlich besser als bei anderen vergleichbaren Romanen. Allerdings war mir in dem Buch dann doch ein wenig zu viel Info über Farmleben in Australien - dass die Autorin hier diesen Background hat und sich auskennt, hat man echt gemerkt. Nach der Hälte hatte ich das Gefühl, selbst ich könnte jetzt Gumlea übernehmen, wenn ich mir einen Penis wachsen lasse :-p

Fazit: Es hätte kitschig werden können, das schafft die Autorin allerdings zu umschiffen. Nicht immer elegant zu umschiffen, sondern mehr wie mit einem schwer steuerbaren Floß, aber man kriegt einen netten Roman für einen schönen Herbsttag auf der Couch. Was will man manchmal mehr ;-)

[Buchgedanken] Ellen Alpsten - Weiße Schuld

Nach einer für sie sehr schmerzhaften Trennung hat sich die Journalistin Charlotte Frank von Deutschland nach Kenia entsenden lassen. Hier will sie für einen kleinen Fernsehsender in Nairobi arbeiten. Schon kurz nach ihrer Ankunft gerät sie versehendtlich in einen der größten Slums der Stadt und wird Zeugin, wie ein Albino fast zerstückelt wird. Diesesn wir in Kenia magische Kraft nachgesagt und ihre Körper sind wertvolle Bestandteile für schwarze Magie. Auf eigene Faust beginnt sie, die Hintermänner dieser Taten zu suchen ...

Ach, ich weiß auch nicht. Die paar Rezensionen auf amazon überschlagen sich vor Begeisterung, aber ich kann die einfach nicht nachvollziehen. Für mich war das Buch nicht wirklich spannend. Die Figuren erstickten geradezu in Klischees, effektiv war dadurch auch schon sehr schnell für mich klar, wohin der Hase läuft. Grade am Ende hatte ich spontan diese Szenen aus dem zweiten Indiana-Jones-Film vor Augen, wenn der nette Maharadscha-Knabe plötzlich das Herz des Archäologen rausreißen will. Das war mir dann doch zuviel Schwarzer Zauber und zu wenig glaubwürdige Beschreibung. Aber vor allem dieses permanente Gut-Sein von Charlotte, der Kämpferin für die Unterdrückten, ging mir nach einigen Seiten bereits gehörig auf den Senkel. Mein Gott, dieses ständige Betonen ihrer Kinheitstraumata, dank derer sie sich so gut hineinversetzen kann in die Unterdrückten dieser Welt ...#

Sehr viele Szenen waren für mich einfach auch extrem unrealistisch (zum Beispiel dieses spontane Anfreunden auf der Toilette!) und ich habe beim Lesen wirklich hin und wieder die Augen verdreht, bis mein Freund mich mal fragte, was mit mir los sei. Gestört hat mich darüber hinaus, dass man hier kaum etwas über kenianische Kultur erfahren kann, sondern es wurde Kenia quasi als Ort des Schreckens definiert, der nur dank der hehren Bemühungen der Weißen Kultur und Ordnung erfährt, während die Schwarzen hier prinzipiell die Bösen oder die Angestellten waren. Nee, irgendwie war das Buch nichts für mich und ich rate echt nicht zum Lesen. Schade, aber was will man machen.

[Buchgedanken] Riad Sattouf - Der Araber von morgen Band 2

Riad Sattouf ist wieder da. Ich hatte, nachdem ich über das Bloggerportal schon den ersten Band lesen durfte, nur darauf gewartet, den zweiten Band der Kindheitserinnerungen im graphic novel Formal aufschlagen zu können :-)

Immer noch ist der kleine Riad das blondgelockte Kindchen, das von seinem arabischen Vater und der französischen Mutter zwei verschiedene Welten vermittelt bekommt. In diesem Band ist es ebenfalls wieder die Figur des Vaters, die bei mir Beklemmungen ausgelöst hat. Einerseits ein studierter Mann, der im Westen gelebt hat und eine Frau geheiratet hat, die westliche Erziehungsideale hat und nur wenig arabisch spricht, und andererseits ein furchtbarer Sturkopf, der um jeden Preis zu den in diesem Fall syrischen Eliten gehören will und dafür dazu bereit ist, alle westlichen Einstellungen fallen zu lassen. Sei es in Bezug auf Kindererziehung, schulische Ansprüche oder dem Umgang mit Frauen - hier prallen Welten aufeinander, die den Leser immer wieder fordern.

Schlucken musste ich vor allem auch, wenn ich sehe, wie wenig Riads Mutter anscheinend Konter gibt. Sie lässt sich von ihrem Mann einspannen, wichtige Persönlichkeiten (beziehungsweise deren Ehefrauen) zu hofieren, sie lässt die strenge Erziehung der Kinder ohne Widerspruch zu, sie ist quasi auch nichts weiter als ein Einrichtungsgegenstand der für den Haushalt notwendig ist. War das wirklich so, ist das das Empfinden von Sattouf oder künstlerische Freiheit? ich weiß es nicht, bin aber wirklich neugierig, was da noch passiert in den Folgebänden ...

Auch diesmal ist die Farbgestaltung des Comics spannend. Hier dominiert vor allem wieder grün und rot in Hintergrundfarben, die restlichen Bilder sind schwarzweiß und sehr klar gehalten, meine Augen halten sich eher an den Flächen fest als am Detail. Dafür trägt die Erzählung mich durch die Seiten und ich will immer mehr erfahren. Ja, die Comics sind hervorragend, gerade auch, weil sie eine Sicht einnehmen, die ich als Westeuropäerin verstehen will und die mir einzunehmen doch immer sehr schwer fällt. Eine klare Empfehlung auch dieses Mal, ich finde es wahnsinnsig wichtig, nachvollziehen zu können, wie viele arabische Männer in den Achtzigern tickten, um dadurch auch die politische Entwicklung auf der arabischen Halbinsel verstehen zu lernen. Also auf jeden Fall reinschauen!!

[Buchgedanken] Isabel Allende - Paula

„Hör mir zu, Paula, ich werde dir eine Geschichte erzählen, damit du, wenn du erwachst, nicht gar so verloren bist.“ Im Dezember 1991 fällt Isabel Allendes Tochter Paula in Madrid ins Koma. Die Ärzte machen wenig Hoffnung und Allende verbringt die nächsten Monate am Krankenbett, wo sie zusehen muss, wie ihr Kind aus dem Leben schwindet. Also tut sie das, was sie kann, und beginnt zu erzählen. Von ihrer Familie und damit auch von Chile.

Ich habe vor einigen Jahren sehr begeistert "Das Geisterhaus" gelesen und dann "Paula" gekauft, aber nie wirklich zur Hand genommen. Die "Rund um die Welt"-Challenge war dann die Gelegenheit, mich wieder einmal nach Chile zu begeben. Isabel Allende ist eine sehr ausschweifende Erzählerin und ihre melancholische Erzählstimme muss man mögen, beziehungsweise sich sehr willentlich darauf einlassen. Wenn mand as aber tut, dann findet man in "Paula" einerseits sehr viele Dinge, die einen an "Das Geisterhaus" erinnern, gleichzeitig aber eine eher realistische Dastellung des Lebens in Chile. Auch hier trifft man wieder auf geradezu mystische Figuren, die einem im Laufe der Zeit mehr und mehr ans Herz wachsen. Paulas langsames Sterben schwebt über allen Erinnerungen, man weiß, wie das Buch enden wird, aber hofft gleichzeitig mit Allende, dass diese Familiengeschichte die Tochter zurück ins Leben trägt. Die Gegenwartshandlung, in denen man Allende ins Krankenhaus folgt, hat mich dabei immer wieder schlucken lassen, während die Rückblenden nach Chile mich vor allem fasziniert haben. Die Geschichte dieses Landes ist so vielfältig, so bunt und so verwickelt, dass ich mich sehr gern habe entführen lassen.

Ja, "Paula" war ein schönes Highlight in diesem Jahr und ich glaube, ich habe es genau zur richtigen Zeit gelesen. Manchmal muss man ein Buch wie guten Wein liegen lassen ;-)

[Buchgedanken] Graeme Simsion - Das Rosie-Projekt

Don Tillman ist Universitätsprofesor für Genetik und eigentlich eine gute Partie: gutaussehend, erfolgreich und eignetlich ganz sympathisch. Vorausgesetzt er hält den Mund und sich in seinen eigenen vier Wänden auf, denn bedauerlicherweise hat es Don nicht so mit Sozialkompetenz. Ironie ist ihm kein Begriff, Fakten sind ihm näher als Gefühle und Empathie sucht man bei dem undiagnostizierten Asperger-Kandidaten meist vergeblich. Don möchte aber heiraten und die Suche nach der Traumfrau geht er ganz wissenschaftlich an: Mit einem 16-seitigen Fragebogen. AAuf diese Weise will er die Eine finden, die nicht raucht, nicht trinkt, nicht unpünktlich und auf keinen Fall Veganerin ist.
Und dann kommt Rosie. Unpünktlich, Barkeeperin, Raucherin. Offensichtlich ungeeignet. Aber Rosie verfolgt ihr eigenes Projekt: Sie sucht ihren biologischen Vater. Dafür braucht sie Dons Kenntnisse als Genetiker. Ohne recht zu verstehen, wie ihm geschieht, lernt Don staunend die Welt jenseits beweisbarer Fakten kennen und stellt fest: Gefühle haben ihre eigene Logik ...

Das Buch habe ich relativ zügig weggelesen, denn Simsion hat ein Händchen für schnelle Dialoge und durchaus auch für Situationskomik, durch die er mich die ersten 200 Seiten ganz gut getragen hat. Gefallen haben mir die durchaus witzigen Nebenfiguren, insbesondere Dons bester Freund und Uni-Casanova Gene, insbesondere, weil diese offenen Beziehung von Gene und seiner Ehefrau durch Dons besonderen Blickwinkel sehr normal wirkt und das tatsächlich mal eine neue Darstellung ist. Insofern alles prima. 

Nach diesen 200 Seiten fing es allerdings an, sich totzulaufen, denn je länger ich las, desto mehr hatte ich das Gefühl all diese Szenen schon zu kennen. Das Buch lebt vom Klischee des autistischen Nerds, der alles außerhalb seiner eigenen Gedankenwelt mit staunenden Augen betrachtet und nie so richtig ankommt in der realen Welt. Kennen wir alle, die Sorte Sheldon Cooper eben. Um ehrlich zu sein, hat man bei dem Buch immer wieder Sheldon vor Augen, nur ohne Geek-Shirts. Dadurch verliert das Buch im Laufe der letzten 100 Seiten extrem an Fahrt, auch, weil man das Ende einfach vorher sehen kann. Klar hatte ich keine schöngeistige Hochliteratur erwartet, aber ein bisschen weniger offensichtliche Wendungen hätte man sich schon gewünscht. Insbesondere jedoch waren die dann doch immer gleichen Sammlungen von DNA-Material zur Vaterschaftstestung nicht mehr wirklich mitziehend und ich gestehe, dass ich da dann ein paar Absätze übersprungen habe. Trotzdem hat mich das Buch unterhalten, was ja schon einmal ein Pluspunkt ist.

Fazit: Es tut nich weh, es ist ganz nett zu lesen - und wenn man das Hirn freikriegen möchte, ist es mit Sicherheit eine gute Wahl ;-)