Mittwoch, 15. März 2017

[Buchgedanken] Victoria Twead - Two old Fools on a Camel

Eigentlich sind Victoria und ihr Mann Joe ganz zufrieden. Daas pensionierte Lehrerehepaar ist von England nach Spanien ausgewandert und lebt friedlich mit seinen Hühnern in einem kleinen beschaulichen Dorf. Aber dann treibt es Joe doch wieder ans Unterrichten, denn im Internet findet er das Angebot, für ein Jahr und sehr gutes Geld im Nahen Osten zu unterrichten. Genauer gesagt in Bahrain, und die beiden packen nach erfolgreicher Bewerbung kurzerhand die Koffer. So schwer kann es ja nicht sein, an einer Privatschule dem hoffnungsvollen Nachwuchs die Feinheiten der englischen Sprache und der Mathematik beizubringen ...

Ich habe das Buch über ein Gratisangebot bei amazon zusammen mit zwei anderen der Autorin als ebook bekommen und dachte mir "och wie cool, Bahrain, das interessiert mich jetzt". Auch der dezente Hinweis auf dem Titelbild, es hier mit einem Bestseller der New York Times zu tun zu haben, hat mich ein wenig beeinfflusst bei der Auswahl. Aber irgendwie ... ich weiß auch nicht.

Bei dem Buch handelt es sich ganz klar um einen netten autobiographischen Text. Ein wenig fühlt man sich wie bei Tante Trudi, die das Fotoalbum zückt und erzählt - der Eindruck wird verstärkt durch die in den text eingefügten privaten Schnappschüsse von Victoria, Joe und ihren Freunden. Das ist nett und gibt so ein bisschen Lokalkolorit, außerdem hat man so natürlich sofort die Leute richtig vor Augen, die von Victoria geschildert werden. Leider finde ich ihre schriftstellerischen Fähigkeiten aber ein wenig begrenzt, änlich wie Tante Trudi ergeht sie sich im Widerholen und reitet Anekdoten tot, die schon beim ersten Mal eher für die lusitg sind, die dabei waren, als für jemand Fremden. Keine dieser Erinnerungen wird dabei mal literarisch verarbeitet, sondern sie sind halt ohne Höhepunkt einfach da. Was hätte man satirisches aus dieser etwa überengagierten Mutter machen können, die Victoria von Tag 1 an mit Emails bombardiert, wie sie die Lernerfolge ihrer Tochter noch mehr stärken kann ("die andere Klasse hat drei Vokabeln mehr eingetragen ...").

Besonders absurd wird das dann, als die Ereignisse des Arabischen Frühling, den die Tweads direkt miterleben, in der Geschichte auftauchen und man sich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass das für Victoria auch nicht mehr ist als beschauliche Kulisse. Spätestens da hatte mich das Buch als Leser wirklich verloren, mir war das zu oberflächlich und zu banal alles. Mal schauen, ob ich die anderen Teile überhaupt noch lese, wirklich Lust habe ich nicht drauf :-(

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